Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht tauschte im Vergleich zum 0:2 beim FC Bayern dreifach: Perthel, Ademi und Oehrl standen für Caligiuri (Innenbandriss), Jackson und Kumbela von Beginn an auf dem Platz. Hertha-Coach Jos Luhukay tat es seinem Gegenüber nach dem 0:0 gegen Augsburg gleich: Schulz, Brooks und Ronny (!) begannen für Pekarik, Langkamp (Muskelfaserriss) und Ben-Hatira (Knöchelprobleme).
Gerade der Brasilianer Ronny dürfte sich über die Nominierung hocherfreut gezeigt haben. Der 27-Jährige saß während der laufenden Spielzeit vornehmlich auf der Bank, die Berliner Erinnerungen an seine glanzvollen Auftritte in der 2. Liga, als er die Hertha ins Oberhaus schoss, verblassten mehr und mehr. Erst jüngst äußerte sich BSC-Manager Michael Preetz gegenüber dem kicker über den schussgewaltigen Techniker: "Der Spieler sollte sich fragen, warum das so ist." Dieser entgegnete: "Ich arbeite hart, um mein Top-Niveau zu erreichen."
Ronnys Goldflanke
Von einem solchen war die gesamte Hertha von Beginn an weit entfernt. Die Hausherren erspielten sich mehr und mehr die Oberhand, verzeichneten durch Boland, Oehrl und wieder Boland erste Abschlüsse (6., 8. und 14.). Die beste Chance verzeichneten dann allerdings die Berliner. Schulz nagelte den Ball mit links an die Querlatte (17.). Die Löwen wurden demnach fast geschockt, spielten bis dato nämlich besser. Gerade das forsche Pressing, wenn die Gäste in die Nähe der Mittelfeldlinie kamen, gelang vorzüglich. Doch oftmals siegt individuelle Klasse und gnadenlose Abschlussstärke. So rechtfertigte Ronny bereits in der 20. Minute seine Nominierung: Seine hart nach innen gebrachte Ecke fand im Fünfmeterraum den Kopf von Ramos, der Dogan alt aussehen ließ und wuchtig vollendete.
Nachträglicher Verdienst
Hertha BSC agierte nun sicherer am Ball, verzichtete auf lange Bälle, ließ das Rund dagegen mehrfach gut über einzelne Stationen laufen. Ohne weitere gute Chancen zu verzeichnen, verdienten sich die Hauptstädter die Führung quasi im Nachhinein. Der BTSV mühte sich zwar redlich, offenbarte jedoch bis dato erneut, warum er mit acht Treffern den schwächsten Angriff der gesamten Liga stellt. Keine Großchance konnten sich die Löwen demnach herausspielen. Nach einer ruppigen Endphase der ersten 45 Minuten - Gelbe Karte für Hosogai, Ndjeng und Oehrl (37., 43. und 45. +2) - ging es letztlich mit der verdienten Führung in die Katakomben.
Der 15. Spieltag
Ronny bekommt Lust und dann keine Bälle mehr
Die Hertha hielt auch nach dem Seitenwechsel das Heft des Handelns in der Hand. Ronny lieferte dafür ein geniales Beispiel: Erst pflückte er das Spielgerät überragend aus der Luft, nahm mit Übersicht Hosogai mit. Auf engstem Raum kombinierte sich der Brasilianer vor dem Strafraum mit Cigerci und Ramos zum Schuss, der letztlich an einer Parade von Torhüter Davari scheiterte (48.). Diese Aktion genügte der Hertha vorerst, Ronny hing folglich länger in der Luft, während der BTSV nun williger wirkte und die Gäste etwas mehr in deren eigene Hälfte drängte. Großchancen schlugen die Niedersachsen dabei aber weiterhin nicht heraus. Immerhin kam Oehrl zu einem guten Abschluss (62.).
Ronny kontert den Sieg heraus
Aus ihrem offensiven Winterschlaf erwachten dann allmählich auch wieder die Berliner: Schulz wagte sich in den Strafraum und markierte einen flachen Abschluss, den Torhüter Davari festhielt (68.). Die ohnehin nicht prall gefüllte Ideenkiste der Braunschweiger hatte demnach weiterhin nichts Großartiges zu bieten und auch mit einfachen Mitteln ergatterte sich der BTSV folglich keine Gelegenheit mehr. Im Gegensatz zur Hertha, die schließlich den Genickschlag per Konter setzte: Ronny hatte Raum und nahm ordentlich Tempo auf. Der mitlaufende Cigerci wurde vom Brasilianer perfekt bedient und heftete das Leder im langen Eck fest (80.). Weil zudem Perthel den Konter, der bei Skjelbred startete, unterbinden wollte, hagelte es obendrein im Anschluss noch die Gelb-Rote Karte (81.). Die vergangenen Minuten ließen die Herthaner ausklingen. Mit dem Dreier hievte sich die Hertha mit 22 Punkten auf Rang sieben, während Braunschweig auf dem letzten Rang stagnierte.
Braunschweig muss nächsten Samstag (15.30 Uhr) beim FC Augsburg antreten, die Hertha empfängt bereits am Freitag (20.30 Uhr) Werder Bremen.