Bayern

18 Engländer, Paul Scholes - und der FV Illertissen

Die besondere Konsequenz eines Eigentores

18 Engländer und Paul Scholes: Illertissen ist wieder international

Besuch aus dem Königreich: United-Fans mit dem Trikot des FV Illertissen.

Besuch aus dem Königreich: United-Fans mit dem Trikot des FV Illertissen. FVI

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Traditionelle Fans seien es gewesen, trinkfest, kräftige Stimmen. 18 Mann, die im Schneetreiben des Vöhlin-Stadions nicht lange unbemerkt blieben: "Uns ist aufgefallen, dass es lauter war als sonst. Das Spiel war zwar ohnehin gut besucht, die Stimmung aber eher untypisch", erklärt Nikita Schleicher, Marketing- und Medienleiter des Regionalligisten, und noch neun Tage nach besagtem Spiel des FVI gegen die U 23 des 1. FC Nürnberg ist ihm die Freude an der Geschichte anzumerken. Zumal sie so überraschend kam: "Wir wussten gar nichts von ihrem Plan."

Dieser Plan, den die 18-köpfige Reisegruppe da im November mit ihrem Besuch beim FV Illertissen in die Tat umsetzte, fußte auf eine Bierlaune. In einem Pub in Manchester hätten sie gesessen, und in diesem Pub, dessen TV-Bildschirme eben auch mal den deutschen DFB-Pokal zeigen, kam dann eine Idee, wie sie eben kommt, wenn man ein bisschen verrückt ist und zudem ein englischer Fußballenthusiast: "Wir haben beschlossen, dass wir nach Deutschland fahren - in die Stadt, die das erste Tor schießt", erklärte Mark Whiteley, einer der Gastfans, direkt aus dem Vöhlin-Stadion in eine Kamera, "und das hat Illertissen gemacht, und deshalb sind wir hier."

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Der Tag, auf den Whiteley hier anspielt, war der 13. August; der Sonntag der ersten Hauptrunde. Und Illertissen traf tatsächlich schon nach drei Minuten, Kevin Frisorger war's - allerdings ins eigene Netz (Endstand 1:3). Egal, dachten sich die Engländer, aus der Idee wurde ein Plan, und so ging es gut drei Monate später mit dem Flugzeug aus Zentral-England nach Süddeutschland, genauer gesagt: nach Memmingen, und von dort mit dem Zug weiter nach Illertissen. Über 1.000 Kilometer weit.

International 2.0

Es gibt dieses Lied, das den kleinen FVI aus dem Landkreis Neu-Ulm auch über die Regionalliga Bayern hinaus bekannt gemacht hat; aus dem Jahr 2013 stammt das: Nicht nur Fußball-Romantiker erinnern sich an Stefan Dömsödi, den einsamen Fan im Gästeblock der SpVgg Greuther Fürth, der unter Einsatz seiner Trommel vom Europapokal sang: "Illertissen spielt international".

Dass nun zehn Jahre später und ebenso ungeplant ein neues Kapitel der Serie aufgeschlagen wurde, verzückt die Verantwortlichen rund um den kleinen Verein. Zumal die Gäste bleibenden Eindruck hinterlassen haben: "Sie haben Fangesänge erfunden, neu komponiert, den Fanshop leergekauft, auch das Vereinsheim lief gut", lacht Schleicher. "Sie haben eine gute Partie gesehen, anschließend auch den Kontakt zu Spielern und Fans gesucht, Fotos und Videos gemacht." Und noch eine besondere Trophäe abgestaubt: Keeper Thiel schenkte ihnen seine signierten Handschuhe.

Scholes' Sohn

Doch erst nach Abreise der 18 Mann wurde die Sache dann größer. Illertissen postete ein kurzes Videos des Besuchs in seinen sozialen Netzwerken, der Post ging schnell viral - vor allem im englischsprachigen Raum: "Was wir nicht wussten: Auch der Sohn von Paul Scholes war dabei." Und da die United-Legende selbst die FVI-Story auf seinen sozialen Kanälen teilte, erlangte der Verein im Königreich eine zumindest temporäre Bekanntschaft. 

Doch nun hoffen sie im bayerischen Teil Schwabens auf mehr: Der Besuch der englischen Reisegruppe könnte doch der Beginn einer Freundschaft zwischen dem kleinen FV Illertissen und dem großen Manchester United werden. Die 18 jedenfalls haben Interesse daran, wiederzukommen: Eventuell gegen die kleinen Bayern im März.

Jan Mauer