Bundesliga

Meyer hat keinen Persilschein

kicker-Test: 1. FC Nürnberg

Meyer hat keinen Persilschein

Jan Koller

Auf ihm ruhen große Hoffnungen in Nürnberg: Winterneuzugang Jan Koller. imago

Kommen und Gehen

Die Verantwortlichen haben die individuelle Klasse deutlich angehoben - vor allem dank der Volltreffer Peer Kluge und Zvjezdan Misimovic. Auch Torhüter Jaromir Blazek und Stürmer Angelos Charisteas erfüllten nach zähem Start die Erwartungen, die Youngsters Jens Schmidt (22) und Nicky Adler (22) setzten zumindest die ein oder andere Duftmarke. Eine gute Note erhält die Sommer-Einkaufspolitik des FCN dennoch nicht: Die Mischung passte nicht, im Mittelfeld drängten sich zwei bis drei nahezu gleichwertige Akteure um einen Platz, während andere Positionen unterbesetzt waren. Dass der für die rechte wie linke Bahn als Alternative verpflichtete Verteidiger Lars Jacobsen fast die gesamte Vorrunde ausfiel, lässt sich noch unter die Rubrik "Pech" einordnen. Anders im Sturm. Hinter den schnellen, dribbelstarken Außen Saenko und Vittek klaffte eine riesige Lücke, was sich prompt rächte. Ein Manko, das der FCN nicht behoben hat, obgleich er dem Angriff mit Winterzugang Jan Koller eine gewaltige Qualitätsspritze verpasste. Und ob der zweite Nachkauf, Jacques Abordando, den jüngst schmerzlich vermissten zweiten stabilen Innenverteidiger neben Andreas Wolf geben kann, ist mit einem Fragezeichen zu versehen.

Gewinner und Verlierer

Die einst wichtigen Leistungsträger Saenko, Vittek, Pinola, Engelhardt und Mnari warfen Formkrisen, schwere Verletzungen oder beides im Verbund aus der Bahn. Die Franken können von Glück reden, dass die von schwächelnden Kollegen umringten Wolf und Galasek das blieben, was sie 2006/07 waren: konstante Stützpfeiler.

Stärken und Schwächen

Das in der Vorsaison nahezu perfekt demonstrierte Verzahnen und Verschieben der Mannschaftsblöcke mutierte zum Problem. Es hakte und rumpelte, die einstige Defensivstärke verschwand deshalb auch in der ein oder anderen klar dominierten Partie urplötzlich. Das spielerische Potenzial ist unverändert groß, der Sturm mit einem Koller, einem wiedererstarkten Saenko, einem wiedergenesenen Vittek und einem Charisteas wieder ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt.

Trainer und Umfeld

Das Denkmal "Hans Meyer" hat, - auch dank des Weiterkommens im UEFA-Cup - durch den Absturz in der Liga keine Risse erlitten - bei den Fans! Intern sah sich der 65-Jährige indes aufgrund der Kaderzusammenstellung mit unangenehmen Fragen konfrontiert. Und auch wenn die Führungsetage unverändert von seinem Sachverstand überzeugt ist, einen "Persilschein" getreu der Devise "Meyer - komme was wolle" mochte und mag sie dem Fußball-Lehrer nicht ausstellen.

Fazit und Prognose

Der FCN hält die Klasse - ob mit oder ohne großes Zittern, hängt vom Start ab.

Chris Biechele