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Zwischen den Extremen: Gareth Bale geht als Real-Legende

Stiller Abschied nach neun Jahren Real

Zwischen den Extremen: Bale geht als Legende

Das, was war und das, was bleibt: Gareth Bale verlässt Real Madrid.

Das, was war und das, was bleibt: Gareth Bale verlässt Real Madrid. Getty Images (2)

Während Kapitän Marcelo wie ein König gefeiert wurde und selbst der ebenfalls scheidende Isco, wie Bale sportlich längst auf dem Abstellgleis, noch mal ein paar versöhnliche Worte an das Bernabeu richtete, ging das Mikrofon am Waliser vorbei. Sein letzter Abschied, bei der Feier des Champions-League-Triumphes am Sonntagabend, war ein stiller.

Das große Versprechen - und wie es eingelöst wurde

Begonnen hatte alles im Sommer 2013 - mit dieser imposanten Zahl. 101 Millionen Euro Ablöse angeblich, teurer als Cristiano Ronaldo, der erste dreistellige Millionen-Fußballer. Auch kommender Weltfußballer? Erwartungen und fußballerisches Versprechen waren immens.

Neun Jahre später, als Fußballer wird er höchstens noch in der Nationalmannschaft wahrgenommen, endet ein königliches Kapitel - wohl mindestens zwei Jahre zu spät - mit jeder Menge Beigeschmack. Und doch auch mit der fast vergessenen Erkenntnis, dass der einst pfeilschnelle Außenstürmer sein Geld vermutlich wert war.

Am Mittwoch, manche hatten schon gar nicht mehr damit gerechnet, verabschiedete sich Bale via soziale Medien nach einer "unglaublichen Erfahrung" mit dem Fazit, dass sein "Traum ehrlich Wirklichkeit geworden" ist. Denn all das ist ja auch wirklich passiert.

In Bales erster Saison 2013/14, auf dem rechten Flügel gegenüber von Cristiano Ronaldo, schoss er sein berühmtes Siegtor im Finale der Copa del Rey (2:1 gegen den FC Barcelona) - und Wochen später quasi auch das 2:1-Siegtor im Finale der Champions League (4:1 n. V. gegen Atletico Madrid). Bale, typisch Real Madrid, war ein Finalspieler. Das brachte den Königlichen Geld, das brachte den Königlichen Ruhm.

Gareth Bale trifft per Fallrückzieher

Matchwinner im CL-Finale: Gareth Bale bezwang Liverpool 2018 per Fallrückzieher. Getty Images

Schon in den ersten Jahren mangelte es aber auch an Konstanz, was meist an seiner Verletzungsanfälligkeit lag. Beides unterschied Bale von CR7, dessen Pendant oder Nachfolger er zu keiner Zeit wurde. Das muss sich der inzwischen 32-Jährige ankreiden lassen. Trotzdem war er in wichtigen Spielen in der Regel zur Stelle und entschied 2018 gegen Liverpool auch dann noch ein CL-Finale, als er nicht mal mehr Stammspieler und schon gar kein Superstar mehr war.

Mehr Tore als Ronaldo, mehr Titel als Zidane

Die Geschichte von Gareth Bale bei Real Madrid ist eine Erfolgsgeschichte, denn auch er ist nun einer dieser Spieler, die fünfmal (!) die Königsklasse gewonnen haben. Woran er mit Ausnahme dieser Saison alles andere als unbeteiligt war. Er hat bei Real mehr Titel gewonnen als Zinedine Zidane (19), mehr Tore geschossen als der Brasilianer Ronaldo (106) und mehr Tore vorbereitet als David Beckham (67). Bale ist eine Real-Legende, daran führt kein Weg vorbei.

Ich liebe meine Familie und Golf. Das ist, was mich glücklich macht.

Gareth Bale im Jahr 2020

Seine Geschichte in Madrid ist aber auch die eines Mannes, dessen einstige Leidenschaft sich in einem Profibusiness, für das man auch gemacht sein muss, augenscheinlich mehr und mehr verloren hat. "Ich liebe meine Familie und Golf", gestand der dafür kritisierte Bale 2020 unverhohlen. "Das ist, was mich glücklich macht."

Zum endgültigen Abschied, den schließlich alle Parteien herbeigesehnt hatten, waren alle Wogen geglättet. Das Bernabeu erinnerte sich lieber an die positiven Ausschläge eines Spielers, der sich in neun Jahren Real eigentlich immer nur zwischen den Extremen bewegt hatte, und schenkte ihm als Zeichen der Dankbarkeit noch einmal das, was in den vergangenen Jahren mehr und mehr Pfiffen gewichen war: Applaus.

Niklas Baumgart

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