3. Liga

Zweiter Aufstieg in Folge: Ulm stürmt als Drittliga-Meister in die 2. Liga

Nach 23 Jahren zurück in der 2. Liga

Zweiter Aufstieg in Folge: Ulm stürmt als Drittliga-Meister in die 2. Liga

Jubel beim SSV Ulm: Die Spatzen spielen kommende Saison in der 2. Bundesliga.

Jubel beim SSV Ulm: Die Spatzen spielen kommende Saison in der 2. Bundesliga. Getty Images for DFB

Der Durchmarsch ist geglückt: Durch den 2:0-Heimsieg gegen Viktoria Köln steht der SSV Ulm als erster Aufsteiger in die 2. Bundesliga fest - und das sogar als Drittliga-Meister, weil Regensburg überraschend Schlusslicht Freiburg II unterlag. "Die ganze Stadt brennt. Ich glaube, wir feiern zwei Wochen durch. Ich bin wahnsinnig stolz", beschrieb Angreifer Felix Higl die Stimmung nach dem Spiel.

Damit kehren die in diesem Jahr in der Liga noch ungeschlagenen Schwaben nach langer Wartezeit zurück ins Unterhaus. Zuletzt spielte der Traditionsklub dort vor 23 Jahren, ehe der wirtschaftliche und sportliche Sinkflug einsetzte. Zuvor hatte Ulm sogar unter Ralf Rangnick und Martin Andermatt den Sprung von der damals drittklassigen Regional -bis in die Bundesliga geschafft. Nun steht die insgesamt siebte Zweitliga-Saison in der Vereinsgeschichte an, schon Mitte der 1980er Jahre war Ulm im eingleisigen Unterhaus vertreten.

Spielbericht

Von der Oberliga in die 2. Bundesliga

Der SSV Ulm hat für seine Zweitliga-Rückkehr einen langen Anlauf genommen. Zwischen 2011 und 2016 ging es zwischen der Oberliga Baden-Württemberg und der Regionalliga Südwest auf und ab, ehe sechs Jahre Viertklassigkeit folgten. In der letzten Saison gelang die knappe Regionalliga-Meisterschaft mit nur einem Punkt Vorsprung auf den TSV Steinbach Haiger und nach einer herausragenden Drittliga-Saison feiert das Team von Trainer Thomas Wörle nun also schon zwei Spieltage vor Schluss den Aufstieg in die 2. Liga. Ulm ist der siebte Klub, dem dieses Kunststück in der eingleisigen 3. Liga gelungen ist.

Wörle, der seit Juli 2021 Cheftrainer der Donaustädter ist, ist einer der Architekten des Erfolgs. Gemeinsam mit Geschäftsführer Markus Thiele (zuvor unter anderem in Rostock und Aalen tätig) und Kaderplaner Michael Clemens ist er einer der Architekten der Erfolgsmannschaft, die einen kicker-Notenschnitt von 3,02 vorweist und damit mit großem Abstand die 3. Liga anführt. "Es ist unfassbar. Wir haben noch gar nicht an die Dimension gedacht. Es fühlt sich surreal an", beschrieb Wörle seine Gefühle direkt nach Abpfiff. Aus einem ausgeglichenen, aber harmonischen Kader sticht vor allem Leonardo Scienza hervor, dessen 24 Scorerpunkte (neun Tore, 15 vorlagen, kicker-Note 2,48) maßgeblich zum Aufstieg beigetragen haben.

Malerisch gelegen: Das Donaustadion in Ulm

Malerisch gelegen: Das Donaustadion in Ulm. IMAGO/Alexander Rochau

"Im Winter habe ich gesagt, wir werden Erster. Da habe ich noch eins auf den Deckel bekommen", analysierte Kapitän Johannes Reichert im Hinblick auf die nun feststehende Meisterschaft und fand hinsichtlich der sportlichen Vergangenheit emotionale Worte: "Drei Insolvenzen und jetzt steigen wir in die 2. Bundesliga auf. Das ist Wahnsinn. Das ist der schönste Tag meines Lebens." Neben Urgestein und Ulmer Eigengewächs Reichert überzeugten auch Offensivmann Dennis Chessa sowie die Mittelfeldmotoren Max Brandt und Bastian Allgeier. Auffallend dabei: Kein Ulmer hat in dieser Saison mehr als neun Tore geschossen - ein Beleg für den ausgeglichenen Kader auf hohem Niveau.

Seine Klasse hatte der forsche Aufsteiger schon in der Hinrunde angedeutet, nach 19 Spieltagen stand der SSV auf dem dritten Rang, allerdings mit sieben Punkten Rückstand auf den Zweiten Dresden. Doch mit nun 16 Partien in Folge ohne Niederlage stürmte Ulm im Verlauf der Rückrunde an Dynamo und dem zum Winter scheinbar enteilten SSV Jahn Regensburg vorbei. Durch ein 1:0 bei 1860 München am 28. Spieltag sprang Ulm dass erste Mal auf einen direkten Aufstiegsplatz und war seitdem nicht mehr von einem der beiden oberen Ränge zu verdrängen.

Nur das Donaustadion muss noch auf Zweitliga-Niveau gebracht werden

Verbunden mit der Rückkehr in die 2. Liga sind aber weitere Kraftanstrengungen - abseits des Platzes. Nicht nur der Kader muss wohl an der einen oder anderen Stelle verstärkt werden - zumal noch nicht klar ist, ob alle Leistungsträger an Bord bleiben -, auch das altehrwürdige Donaustadion muss dringend modernisiert werden. Während der Klub von der DFL die Zweitliga-Lizenz im Bereich Finanzen ohne Auflagen erhielt, muss bei der Spielstätte nachgebessert werden. Ein entsprechender Master- und Fahrplan für die Umbauten sind von Verein und Stadt allerdings schon verabschiedet worden.

Frederik Paulus, kon

Direkter Durchmarsch in die 2. Liga: Ulm ist der siebte Klub