Europa League

Xabi Alonso und die Finale-Frage: Kovar oder doch Hradecky?

Bayers Kapitän stellt keine Ansprüche für die beiden Endspiele

Xabi Alonso und die Finale-Frage: Kovar oder doch Hradecky?

Zwei Konkurrenten, die sich sehr schätzen: Matej Kovar (li.) und Lukas Hradecky (re.).

Zwei Konkurrenten, die sich sehr schätzen: Matej Kovar (li.) und Lukas Hradecky (re.). IMAGO/Giuseppe Maffia

Eigentlich ist alles klar: Seit dem ersten Gruppenspiel steht Matej Kovar in der Europa League im Leverkusener Tor. Und auch wenn sich Trainer Xabi Alonso vor jeder Partie immer nur für die jeweils anstehenden 90 Minuten auf den früheren tschechischen U-21-Nationalspieler festlegte, so erneuerte er das Mandat des 23-Jährigen doch von Spiel zu Spiel.

Da der im Sommer für fünf Millionen Euro von Manchester United gekommene Keeper seit der 2. Runde auch im DFB-Pokal spielen darf, würde dies bedeuten, dass Kovar nun innerhalb von vier Tagen zwei Endspiele bestreiten würde: erst am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) in der Europa League gegen Bergamo in Dublin, dann am Samstag (20 Uhr) im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern in Berlin.

Doch lässt Xabi Alonso den relativ unerfahrenen Torhüter nun zwei solche Spiele in so kurzer Zeit bestreiten, was für jeden Torhüter mental eine Herausforderung darstellen würde, und setzt Kapitän Lukas Hradecky zweimal auf die Bank?

Aufteilung der Endspiele wäre möglich

Bislang ging der Plan, Kovar schrittweise perspektivisch zur neuen Nummer 1 aufzubauen, auf. Sowohl in der Europa League präsentierte sich der 1,96-Meter-Mann mit einem kicker-Notenschnitt von 3,18 solide, als auch im DFB-Pokal (vier Einsätze/ 3,0) und bei seinem bislang einzigen Bundesligaspiel gegen Gladbach (3,0).

Aufgrund der Bedeutung der beiden Endspiele, wäre es jedoch naheliegend, wenn Xabi Alonso diese auf sein beiden Top-Keeper aufteilt, Stammtorhüter Hradecky (34), der damit seinen ersten Europa-League-Einsatz in dieser Saison verzeichnen würde, am Mittwoch und Kovar am Samstag spielen lassen würde.

Rein von Leistungsprinzip wäre dies nachvollziehbar. Spielt Hradecky (kicker-Notenschnitt 2,94) doch eine sehr konstante Saison. Der Kapitän strahlt Ruhe und Souveränität aus. Mit nur 24 Gegentreffern und 15 weißen Westen in insgesamt 33 Einsätzen rangiert er statistisch in der Bundesliga ganz vorne.

Kovar zuletzt mit Unsicherheiten bei Flanken

Kovar hingegen, der noch beim Achtelfinal-Hinspiel in der Europa League bei Qarabag Agdam (2:2, kicker-Note 2) stark hielt, ließ zuletzt in den wichtigen Cup-Spielen zumindest leichte Schwächen bei Flanken erkennen oder wirkte auch im Spielaufbau, der eigentlich als eine seiner Stärken gilt, nicht immer sicher, wie beim 3:2-Sieg im Pokal-Viertelfinale gegen Stuttgart (kicker-Note 3,5).

Wie auch im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League bei West Ham United (1:1) als er zudem beim Gegentreffer patzte: So kam er in London (kicker-Note 4,5) bei einer Flanke aus dem Tor, aber nicht an den Ball, hielt andererseits auch zweimal stark. Beim 2:0-Sieg im Halbfinal-Hinspiel bei der AS Rom (kicker-Note 4) unterlief er kurz vor Schluss eine Flanke, hatte aber Glück das Romas Tammy Abraham das leere Tor per Kopf verfehlte.

In diesem Kalenderjahr liegt Kovars kicker-Notenschnitt wettbewerbsübergreifend in insgesamt neun Partien bei 3,28, international nach sechs Einsätzen bei 3,42. Der Unterschied zwischen Kovar und Hradecky mag insgesamt kein gravierender sein, doch die aktuelle Form spricht für Hradecky. Und in einem Finale, bei dem nicht die Möglichkeit besteht, im Rückspiel eine Scharte auszuwetzen, können solche Nuancen unwiderruflich entscheidend sein.

Hradecky: "Matej hat sich alles verdient"

Hradecky geht davon aus, dass sich an der Rollenverteilung nichts ändert. "Ich glaube, ich werde am Mittwoch nicht spielen", sagt der Finne, der ein ausgezeichnetes Verhältnis zu seinem elf Jahre jüngeren Kollegen pflegt. Einen Einsatz forcierte er auch deswegen von seiner Seite aus nicht im Geringsten.

Ich werde da auf keinen Fall Ansprüche formulieren, dass ich eins von den Endspielen bestreiten muss.

Lukas Hradecky

Dass er gerne zumindest ein Finale spielen würde, ist natürlich auch klar. "Ich weiß nicht, ob sich die Trainer Gedanken darüber machen", sagt der Kapitän und betont: "Ich werde da auf keinen Fall Ansprüche formulieren, dass ich eins von den Endspielen bestreiten muss. Matej hat sich alles verdient, was auf ihn zukommt."

Atalanta mit schlechten Erinnerungen an Hradecky

Setzt Xabi Alonso auch in Dublin auf Kovar, dann wird er das nur als absoluter Überzeugungstäter tun. Für faule Kompromisse ist der erfolgsbesessene Baske nicht ansatzweise zu haben.

Zumindest ein psychologisches Element spricht noch für Hradecky. Hat Atalanta den Routinier doch nicht in bester Erinnerung. Schließlich legte Hradecky 2022 im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League in Bergamo bei Bayers nur vom Ergebnis her knappen 2:3-Niederlage eine Glanzleistung hin (kicker-Note 1) und verhinderte, dass die Werkself in Leverkusen völlig aussichtslos ins Rückspiel (0:1) ging.

Wer spielt also in Dublin: Kovar oder Hradecky? Bislang lag Xabi Alonso nicht nur im Tor mit seinen Entscheidungen fast immer richtig.

Stephan von Nocks

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