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Würzburger Kickers wollen "keinen großen Umbruch"

Ziel bleibt die dritte Liga

Würzburger Kickers wollen "keinen großen Umbruch"

Müssen sich auf ein weiteres Regionalliga-Jahr einstellen: Die Fans der Würzburger Kickers.

Müssen sich auf ein weiteres Regionalliga-Jahr einstellen: Die Fans der Würzburger Kickers. IMAGO/foto2press

Hoffen konnten die Würzburger Kickers lange. Erst nach dem letzten Spieltag in der Regionalliga Bayern stand unverrückbar fest, dass sie nicht noch als Nachrücker in den Aufstiegsspielen gegen Energie Cottbus um die Drittliga-Rückkehr spielen dürfen. Meister SpVgg Unterhaching scheint die Lizenz-Bedingungen für Liga drei erfüllen zu können. Das war lange unklar.

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Von einer "komischen Situation" hatte Würzburgs Trainer Marco Wildersinn gesprochen. Sportlich war sein Team schon Wochen vor Saisonende auf Platz zwei zementiert, trotzdem wollten und sollten sich die Würzburger bereit halten für den Fall der Fälle. Am Ende freilich haben auch 103 geschossene Tore nicht gereicht, um den sofortigen Wiederaufstieg in Angriff nehmen zu können. Die Kickers planen nun für ein weiteres Jahr in der Regionalliga.

Ruhe im Sommer?

Es könnte bei den Unterfranken nach turbulenten Jahren in diesem Sommer mal ein bisschen Ruhe einkehren. "Ich will keinen großen Umbruch", sagt Sportdirektor Sebastian Neumann mit Blick auf den Kader. Die Mannschaft soll Zeit bekommen, sich zu entwickeln. Aber haben die Würzburger diese Zeit? In der kommenden Saison soll es unter Profibedingungen weiter gehen. Doch nach dem Absturz von der bundesweiten Profibühne vor einem Jahr muss jedoch weiter an der Kostenschraube gedreht werden. Wie weit, das bleibt noch abzuwarten - und liegt auch daran, wie groß die Unterstützung durch lokale Sponsoren am Ende ausfällt.

Einstweilen bleibt der Wechsel des Trainingsquartiers, der Fortzug von den in den vergangenen acht Jahren angemieteten Plätzen im Vorort Randersacker, das sichtbarste Zeichen der Veränderung. Angesichts von 17 laufenden Verträgen werden sich die personellen Verschiebungen in der Mannschaft im Rahmen halten. Sechs Akteure, darunter mit Leih-Innenverteidiger Felix Göttlicher (Aue) nur ein Stammspieler, wurden bislang offiziell verabschiedet. Ob mit den Mittelfeldspielern Dominik Meisel und Domenico Alberico oder Torhüter Vincent Friedsam die auslaufenden Verträge verlängert werden können, dürfte darüber entscheiden, ob und wie stark sich die Kickers auf dem Spielermarkt bedienen müssen. Auch Mittelfeld-Freigeist Ivan Franjic gilt als Wechselkandidat. Für ihn steht eine festgeschriebene Ablöse im Vertrag.

Innenverteidiger auf der Wunschliste

Derzeit steht erst einmal ein kopfballstarker Innenverteidiger oben auf der Wunschliste der sportlich Verantwortlichen, die könnte sich im Fall von möglichen Abgängen aber noch ändern. Aus der Ruhe will sich Neumann bei der Spielersuche nicht bringen lassen. Vor einem Jahr seien bei Trainingsbeginn ja gerade einmal 13 einsatzberechtigte Spieler auf dem Feld gestanden, erinnert er sich. Da sei die Lage diesmal doch schon besser. "Wir haben ein Gerüst", sagt er.

Der Verein ist nach dem Absturz aus der zweiten Bundesliga in die Regionalliga noch immer in der Findungsphase. Ohne das Engagement von Thorsten Fischer, so lautete lange die in Würzburg verbreitete Meinung, sei Profifußball in der Domstadt nicht möglich. Inzwischen hat der Ex-Investor seine Anteile am Regionalligisten abgegeben. Seine Online-Druckerei ist nur noch ein normaler Sponsor. Dass sich mit Dominik Möhler ein neuer Anteilseigner fand, hat den Klub im Dezember vor dem wirtschaftlichen Kollaps gerettet. Die Drittliga-Kriterien hätten die Würzburger, so ist zu hören, unter Anstrengungen meistern können. Nun muss es in der vierten Liga weitergehen.

Voller Zuversicht

Am Ende ist es der vielleicht größte Erfolg der abgelaufenen Saison, dass die Kickers überhaupt noch leben. Die Zuschauer und die Mannschaft, die in der abgelaufenen Spielzeit, abgesehen von der für die Meisterschaft wohl entscheidenden Schwächephase im Frühjahr, oft begeisterten Fußball bot, haben einen Schulterschluss vollzogen. Die Stimmung ist zuversichtlich.

Der neue Kickers-Boss Herber, ein Geschäftspartner von Möhler, bekennt sich denn auch zum Ziel 3. Liga. Von einem Zeitplan für den Aufstieg will er aber nichts wissen: "Wir schauen voller Zuversicht nach vorne, allerdings können wir für den Moment, auch aus Verantwortung, keine ungewissen Mehrjahrespläne ausrufen, sondern müssen solide von Saison zu Saison planen. Der Fortbestand der Kickers hat dabei oberste Priorität, wenngleich die sportlichen Ambitionen auch in den nächsten Jahren freilich vorhanden sind."

Frank Kranewitter

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