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"Wie im Rausch": Evans' kitschiges Märchen gegen Burnley

Vom Kurzzeitvertrag in die Startelf von Manchester United

"Wie im Rausch": Evans' kitschiges Märchen gegen Burnley

Hat derzeit allen Grund zum Jubeln: Jonny Evans (Mitte).

Hat derzeit allen Grund zum Jubeln: Jonny Evans (Mitte). IMAGO/Sportsphoto

Als Jonathan "Jonny" Evans nach 25 Minuten unbedrängt hochstieg und eine Ecke von Sergio Reguilon aus wenigen Metern zur Führung ins Tor köpfte, schien der kitschige Höhepunkt der vergangenen Monate erreicht. Noch im Sommer vereinslos, stand Evans beim 1:0-Sieg gegen den FC Burnley plötzlich in der Startelf der Red Devils. Allerdings hatte das Schiedsrichter-Team um Tony Harrington das letzte Wort und erkannte Evans' Tor mit Hilfe des Videobeweises ab. Rasmus Höjlund hatte Clarets-Keeper James Trafford aus Abseitsposition irritiert.

Evans trainierte mit der U 21 und beeindruckte ten Hag

Dass Evans überhaupt nochmal für seinen Jugendklub Manchester United auf dem Feld stehen würde, schien bis vor wenigen Monaten noch völlig unrealistisch. Nach fünf Jahren bei Leicester City war sein Vertrag im Sommer ausgelaufen. Nach dem Premier-League-Abstieg mit den Foxes wollte sich Evans bei einem neuen Verein umschauen und hielt sich währenddessen bei den Red Devils fit, trainierte mit der U 21. "Ich habe zu Fletch (Darren Fletcher, Technischer Direktor, d. Red.) gesagt: 'Hol ihn zur ersten Mannschaft. Vielleicht kann er uns helfen.'", verriet ten Hag nach dem Burnley-Spiel.

MANUNITED HAT DEN ABWÄRTSTREND GESTOPPT

So unterschrieb Evans Mitte Juli einen Kurzzeitvertrag, der es ihm ermöglichte, mit United in die Vorbereitung zu gehen und Freundschaftsspiele zu absolvieren. Vor allem die jungen Spieler sollten sich einiges bei Evans abschauen.

Schließlich hatte der 35-jährige Innenverteidiger allein 356-Premier-League-Spiele auf dem Buckel. Von 2004 bis 2015 hatte Evans bei den Red Devils unter Vertrag gestanden und in der Zeit unter anderem dreimal die Premier League und einmal die Champions League gewonnen. Dazu hat er 91 Länderspiele für die nordirische Nationalmannschaft absolviert. Einiges an Erfahrung, die augenscheinlich auch ten Hag beeindruckte.

Evans unterschreibt für ein Jahr und wird direkt eingewechselt

Evans reiste in der Sommervorbereitung mit in die USA und nach Schottland, hinterließ in Freundschaftsspielen wie gegen Olympique Lyon (1:0) einen guten Eindruck. Ende August bestätigte dann ten Hag, dass man sich  "in Gesprächen" befände. Mit Ablauf des Kurzzeitvertrags am 1. September machte Manchester Evans' Rückkehr nach acht Jahren schließlich offiziell. Uniteds Sportlicher Leiter John Murtough bezeichnete den Nordiren als "Gewinnertypen, der schon alles erlebt hat. Für das, was wir hier aufbauen, ist das von unschätzbarem Wert."

"Gewinnertyp" Evans kam beim folgenden 1:3 gegen den FC Arsenal auch gleich für sechs Minuten zum Einsatz, konnte die Pleite aber auch nicht verhindern. Hinter Lisandro Martinez, Victor Lindelöf, Raphael Varane und Harry Maguire reihte sich der Routinier als Innenverteidiger Nummer fünf im Kampf um die Stammplätze in der Viererkette ein. Mit Luke Shaw, der sich allerdings Ende August verletzt hat, steht eine weitere Option bereit.

Evans profitiert von Ausfällen und krönt sein Startelfdebüt

Und dennoch fand sich Evans im Ligaspiel gegen Burnley in Manchester Uniteds Startelf wieder - zum ersten Mal seit über acht Jahren. Martinez und Maguire fielen verletzt aus, Varane musste zunächst auf die Bank. So war es der Nordire, der mit Lindelöf im Verbund verteidigte und eben auch die eingangs erwähnte, vermeintliche 1:0-Führung erzielte. Die wurde zwar zu Recht aberkannt, 20 Minuten später brachte Bruno Fernandes seine Farben dann aber mit einem sehenswerten Volley doch noch in Front. Vorlagengeber mit einem langen Pass über die Abwehr: Jonny Evans.

Überhaupt machte der Routinier ein gutes Spiel, wurde kurz vor Schluss durch Neuzugang Sofyan Amrabat abgelöst. "Evans' Pass war brillant, der Laufweg und Abschluss von Bruno Fernandes auch", lobte ten Hag und verteilte dann noch ein Sonderlob für den Innenverteidiger: "Er hat der Mannschaft Ruhe gegeben. Seine Fähigkeiten waren brillant, wie man bei dem Tor gesehen hat."

Evans selbst hätte sich seinen 200. Einsatz für Manchester United kaum besser malen können, wie er nach dem Spiel durchblicken ließ: "Ich habe jede Minute geliebt. Manchmal bekommt man so ein Gefühl und ich konnte nicht warten. Man ist einfach aufgeregt. Als ich in den Bus stieg, war es wie im Rausch." Mit Blick auf die anstehenden Spiele gegen Crystal Palace im Pokal (Dienstag, 21 Uhr) und in der Liga (Samstag, 16 Uhr, LIVE! bei kicker) hat Evans jedenfalls einige Argumente für weitere Einsätze gesammelt.

kon

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