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"Why always me?": Wie City in Manchester die Oberhand gewann

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"Why always me?": Wie City in Manchester die Oberhand gewann

Wehmütiger Blick auf den Rivalen: In Manchester gibt seit Jahren City den Ton an.

Wehmütiger Blick auf den Rivalen: In Manchester gibt seit Jahren City den Ton an. imago images (3)

Im Nachhinein konnte Robinho ja ehrlich sein. Als der damalige brasilianische Nationalspieler im Sommer 2008 von Real Madrid zu Manchester City wechselte, "habe ich gar nicht gewusst, dass es in Manchester noch einen Klub gibt". Robinho dachte, er hätte einen Deal mit dem amtierenden Champions-League-Sieger United ausgehandelt.

Die Skyblues waren in der Premier League damals bestenfalls ein Durchschnittsteam gewesen, manchmal sogar Zweitligist. Aus Sicht des Serienmeisters United, wie dessen Trainer Sir Alex Ferguson zu sagen pflegte, also lediglich "noisy neighbours", nervige Nachbarn. Ab dem Sommer 2008 wurden sie weitaus mehr als das.

13 Jahre lang gewann City kein einziges Liga-Derby

Nun war City schon vor der Übernahme durch ein Investment-Unternehmen aus Abu Dhabi auch mal ebenbürtig gewesen. Als United unter Sir Matt Busby 1968 endlich den heiß ersehnten Europapokal der Landesmeister gewonnen hatte, war City parallel Meister geworden. Sechs Jahre später schoss United-Legende Denis Law die Red Devils im City-Trikot per Hackentor für kurze Zeit gar in die Zweitklassigkeit, davon erzählten sie sich an der Maine Road noch lange.

Dann aber machten es die einen irgendwann eben deutlich besser als die anderen, was auf Seiten des heutigen Rekordmeisters vor allem an Ferguson lag, der 1986 übernommen hatte. Zwischen 1989 und 2002 konnten die Citizens in der Liga kein einziges Stadtduell gewinnen - Uniteds Spieler wie Torwart-Legende Peter Schmeichel wussten teilweise gar nicht, wie sich eine Niederlage gegen City überhaupt anfühlt.

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Doch als sich die schier ewige Ära Ferguson Anfang der 2010er Jahre dem Ende neigte, während das neureiche City allmählich begann, durchdachtere Transfers als Robinho zu tätigen, gerieten die Machtverhältnisse in Manchester nicht nur ins Wanken. Der 23. Oktober 2011 gilt als der Tag, an dem sie sogar nachhaltig kippten.

In der Saison, in der City nach 44 Jahren Wartezeit seine erste Meisterschaft der Moderne feiern sollte, setzte es für dezimierte Red Devils im Old Trafford ein krachendes 1:6. Das Spiel mit Mario Balotellis "Why always me?"-Jubel. Zwar war es dem Italiener dabei um die ständige Kritik an seiner eigenen Person gegangen. Und doch hatte er eine Frage gewählt, die sich wohl auch einige City-Anhänger nach unzähligen verlorenen Stadtduellen wieder und wieder gestellt haben dürften. Fortan fragten sich das die United-Fans.

Seit Uniteds letzter Meisterschaft wurde es City fünfmal

Weil City es durchzog, seine enormen finanziellen Möglichkeiten bei der Spieler- und Trainerwahl immer besser einzusetzen, fielen bei United die Makel in diesen Bereichen sowie das kontraproduktive Verhalten der Besitzerfamilie Glazer mehr und mehr ins Gewicht. Vor allem auf dem Platz. Seit der Saison 2011/12 feierte City in der Liga 13 Derby-Siege bei drei Remis und nur sieben Niederlagen. Sowie weitere fünf Meisterschaften. Darauf wartet United seit 2013 vergeblich - wie City noch immer auf den Henkelpott. Aber das Manchester der Gegenwart ist himmelblau.

Erling Haaland

Schenkte United im jüngsten Derby (6:3 im Oktober) drei Tore ein: Erling Haaland. IMAGO/Action Plus

Deutliche Siege, nein Vorführungen, gibt es nur noch in eine Richtung. Auf das 6:1 2011 folgten ein 4:1 2013, ein 3:0 2014 - bis hin zu den beiden zurückliegenden Duellen im Jahr 2022: 4:1 und 6:3. Und nicht selten, speziell seit Pep Guardiola die "noisy neighbours" trainiert, meinten es die Ergebnisse sogar noch gut mit den Red Devils.

Ein United-Highlight in dieser Zeit war es, nach 0:2-Rückstand im Etihad noch das Spiel zu drehen - sodass City 2018 eben erst eine Woche später Meister wurde. Mit 100 Punkten, was nicht mal eine Ferguson-Mannschaft erreicht hatte. So sieht es momentan aus in Manchester, wo am Samstag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im Old Trafford das nächste Stadtduell ansteht.

United zuletzt in Topform, City patzte

Doch diesmal machen die Vorzeichen dem roten Teil der Stadt Hoffnung. United hat, bei nur einem einzigen Gegentor, seine vergangenen sechs Spiele allesamt gewonnen, ist unter Erik ten Hag momentan richtig gut drauf. Also auch jenseits der Ergebnisse. Die liefert auch City, das in der Liga aber fünf Punkte hinter Primus Arsenal zurückhängt und am Mittwochabend im Ligapokal an Premier-League-Schlusslicht Southampton scheiterte.

Vielleicht beginnt dieses Manchester-Derby so ausgewogen wie schon seit Jahren nicht mehr, mit einem Heimsieg würden die Red Devils sogar bis auf einen Punkt an den enteilten Stadtrivalen heranrücken. Vor allem bei United wird man sich denken: Es wäre mal wieder Zeit für einen Machtwechsel.

nba