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WM-Kolumne: Ich würde auf Hummels, Reus und Götze verzichten

WM-Kolumne

Wenn ich Bundestrainer wäre, würde ich auf Hummels, Reus und Götze verzichten

Fahren sie mit zur WM? Marco Reus, Mario Götze, Mats Hummels.

Fahren sie mit zur WM? Marco Reus, Mario Götze, Mats Hummels. imago images (3)

An diesem Donnerstag ist die lange Phase des Nachdenkens und Abwägens abgelaufen, jedes Pro und Contra für diesen oder jenen oder einen ganz anderen Spieler muss ausdiskutiert sein. Um 12 Uhr erfolgt in Frankfurt die Bekanntgabe des deutschen Kaders für die Weltmeisterschaft in Katar, wo die DFB-Auswahl am 23. November gegen Japan loslegt.

Keine Diskussion bei den Torhütern

Eine Debatte über die Torhüter erübrigt sich. Manuel Neuer, Marc-André ter Stegen und Kevin Trapp stehen fest. Zudem haben sich 17 Feldspieler für die Reisegruppe nach Katar in den 15 Monaten unter dem Bundestrainer Hansi Flick qualifiziert. Für die unmittelbare Abwehrkette sind es Thilo Kehrer, Niklas Süle, Antonio Rüdiger, Nico Schlotterbeck, David Raum, Matthias Ginter und Christian Günter; für das (defensive) Mittelfeld Joshua Kimmich, Ilkay Gündogan und Leon Goretzka; sowie für den Angriff Serge Gnabry, Jonas Hofmann, Julian Brandt, Thomas Müller, Jamal Musiala, Kai Havertz und Leroy Sané.

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Die Lage bei Klostermann

Sechs Bewerber dürfen also noch auf ein Ja hoffen. Für die Abwehr heißt der erste Kandidat Lukas Klostermann, der sich zum Saisonstart gegen den VfB Stuttgart verletzte und seit der anschließenden Syndesmose-Operation kein Spiel mehr machen konnte. Der Leipziger Verteidiger befindet sich wieder voll im Teamtraining und soll - so der Plan - noch Einsatzzeit in der Bundesliga bekommen, bevor es zur WM geht. Klostermann sollte am kommenden Montag im Flugzeug, das zur Vorbereitung zunächst den Oman ansteuert, sitzen.

Ein Jammer für Reus

Eine Belegschaft mit 26 Kräften kann einen Rekonvaleszenten verkraften, jedoch nicht mehrere. Also macht es keinen Sinn, auf den seit dem 17. September am Sprunggelenk lädierten und seither nur zweimal eingesetzten Marco Reus zu bauen - zumal den Dortmunder Angreifer hinterher beide Male Schmerzen plagten. Es ist ein Jammer für diesen so befähigten Reus, aber ohne die komplette Fitness kann er dem Team nicht dienen.

Ein anderer prominenter Fall ist Reus' BVB-Kollege Mats Hummels. Wenn Süle nicht gerade rechts aushelfen muss - ein sehr wohl möglicher Plan -, bildet er mit Rüdiger das Duo im Zentrum, Schlotterbeck und Ginter sind die beiden Backups. Auch wenn Hummels - was ihn sehr ehrt - jede Nebenrolle anzunehmen bereit ist, so stünde er als Ersatzmann ständig im Fokus des Interesses und wäre auch ungewollt ein Dauerthema, extern - und intern mit Blick auf die Hierarchie und Atmosphäre im Team.

Wer ist der Chef in der Abwehr?

Wie käme zum Beispiel der von Flick zum Abwehrchef beförderte Rüdiger, ein durchaus selbstbewusster Charakter, mit einem weltmeisterlichen Partner Hummels klar? Hummels mag seine Leistung in dieser Hinserie zwar gebracht haben, aber die Garantie auf eine zusätzliche defensive Stabilisierung gibt er nicht. Da erscheint es hinsichtlich der Heim-EM 2024 schon perspektivischer, den erst 20-jährigen Verteidiger Armel Bella Kotchap, der sich beim 3:3 im Nations-League-Spiel in England für den DFB festgespielt hat, einzupacken, und sei es allein für die internationale Fortbildung, die auch der jüngst stark verbesserte Youssoufa Moukoko noch braucht.

WM-Kolumne von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

WM-Kolumne von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild kicker

Der junge Dortmunder ist ein Ersatz für den verletzt fehlenden Timo Werner und steht für die spielerische, wendige Variante, Niclas Füllkrug eher für die wuchtige. Beide sind als Männer für besondere Fälle zu sehen, in vorderster Reihe werden Kai Havertz, Serge Gnabry oder Thomas Müller zunächst eher gefragt sein.

Was für Arnold sprechen könnte

Bleiben noch zwei Planstellen. Die eine ist im Sechserbereich frei. Dort kann es neben den spielstarken Fußballern Kimmich, Gündogan und Goretzka auch Musiala mit seinem feinen Füßchen; der rustikale, in erster Linie defensive Abräumer fehlt aber. Maximilian Arnold betätigt sich zwar auch gerne gestalterisch, beherrscht aber zudem mit seiner Routine und Reife raffiniert die körperliche Aktion. Sollte in diesem Bereich des zentralen defensiven Mittelfeldes zur Erhaltung eines knappen Vorsprungs ein kopfballgewaltiger Vertreter gefordert sein, könnte auch Ginter dort positioniert werden.

DFB-Spiele bei der WM in Katar

Götze und die Frage der Überzeugung

Für das letzte verfügbare WM-Ticket stehen die offensiven Karim Adeyemi und Jonathan Burkardt im Blickfeld, allerdings haben beide nicht so recht überzeugt. Da Adeyemi - in guter Verfassung - das Element der Unberechenbarkeit importieren könnte, sollte er den Vorzug bekommen und Burkardt dennoch ein Mann der Zukunft werden, der der leider kreuzbandverletzte und im Aufbau befindliche Florian Wirtz sowieso ist.

Mario Götze, ein großartiger Könner, gefällt zwar in Frankfurt, aber für die Nationalmannschaft und eine WM muss ein Spieler die absolute Überzeugung mitbringen. Diese fehlt dem Vernehmen nach bei Götze. Aber in seinem kreativen Wirkungsbereich herrscht ohnehin kein Mangel an fähigen Leuten.

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