3. Liga

Weitreichende Folgen für alle Klubs: Türkgücü zieht sich aus der 3. Liga zurück

Münchner stellen Spielbetrieb ein

Weitreichende Folgen für alle Klubs: Türkgücü zieht sich aus der 3. Liga zurück

Türkgücü München zieht sich aus der 3. Liga zurück.

Türkgücü München zieht sich aus der 3. Liga zurück. IMAGO/Ulrich Wagner

Die Tabelle der 3. Liga wird vor dem Saisonfinale noch einmal gehörig durcheinandergewirbelt. Weil sich der Verein mit sofortiger Wirkung aus dem Drittliga-Spielbetrieb zurückzieht, wird er automatisch ans Tabellenende gesetzt. Alle bislang gespielten Partien werden annulliert und aus der Wertung genommen. Das hat enorme Folgen auf das Tabellenbild, denn alle gegen den Vorjahresaufsteiger errungenen Punkte werden abgezogen. Das bedeutet etwa: Kaiserslautern und Braunschweig verlieren im Aufstiegsrennen drei, Saarbrücken sogar sechs Zähler.

Weil Türkgücü ans Tabellenende gesetzt wird und als erster Absteiger feststeht, steigen nur noch drei weitere Klubs ab. Viktoria Berlin springt über den Strich und belegt nun den ersten Nichtabstiegsplatz, Würzburgs Abstand beträgt jetzt vier, Verls zwei Punkte.

Trotz intensiver Bemühungen konnte leider kein neuer Investor gefunden werden.

Geschäftsführer Max Kothny

Türkgücü hatte im Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Daraufhin war der Klub durch den DFB mit einem Neun-Punkte-Abzug bestraft worden. Weil zudem ein Verstoß gegen Auflagen geahndet wurde, erhöhte sich die Strafe auf elf Zähler. Gegen beide Sanktionen hatte der Verein Einspruch eingelegt, dennoch war der Abzug Mitte März teilweise wirksam geworden. Das ist nun allerdings Makulatur.

Mehr zum Thema: So sieht die Tabelle nach dem Türkgücü-Rückzug aus

"Die Türkgücü München Fußball GmbH & Co. KGaA muss den Spielbetrieb in der 3. Liga mit Ablauf des Monats März 2022 einstellen. Das hat die Vereinsführung in Anwesenheit des vorläufigen Insolvenzverwalters Dr. Max Liebig der Mannschaft und den Mitarbeitern des Vereins am heutigen Donnerstagvormittag in einer Betriebsversammlung mitgeteilt", heißt es in einem Klub-Statement am Donnerstag.

Türkgücü-Zukunft völlig ungewiss - "Trauriger Tag für die 3. Liga"

"Eine weitere Aufrechterhaltung des Spielbetriebs wäre nur durch Bereitstellung neuen Kapitals von dritter Seite möglich gewesen", erklärt Geschäftsführer Max Kothny. "Die zu erwartenden Einnahmen aus dem Spielbetrieb bis Saisonende können die laufenden Kosten bei weitem nicht decken. Trotz intensiver Bemühungen in den vergangenen Wochen konnte leider kein neuer Investor gefunden werden."

Wie es für Türkgücü nun weitergeht, ist völlig offen. In den kommenden Wochen werde sich entscheiden, "ob und in welcher Liga" man in der neuen Saison den Neustart angehen werde.

"Das ist ein trauriger Tag für die 3. Liga", findet Manuel Hartmann, Geschäftsführer Spielbetrieb der für die 3. Liga zuständigen DFB GmbH & Co. KG. "Den größten Schaden haben natürlich Türkgücü München und seine betroffenen Mitarbeiter*innen. Gleichzeitig ist es für die gesamte Liga und den Wettbewerb negativ, wenn ein Klub während der Saison ausscheidet. Ziel muss sein, dass dieser Fall in der 3. Liga einmalig bleibt."

Türkgücü wollte bis 2023 aufsteigen

Das ambitionierte Drittliga-Projekt des 1975 von Einwanderern gegründeten Klubs hat damit ein jähes Ende gefunden. Die Münchner waren 2020 aufgestiegen und hatten den Zweitliga-Aufstieg spätestens 2023 zum Ziel erklärt. Allerdings folgte einem enttäuschenden 13. Platz in der Debütsaison eine nun noch schwächere zweite Drittliga-Spielzeit, in der der Klub nicht nur drei Cheftrainer engagierte, sondern auch in Abstiegsgefahr geriet. 

Gerüchte und Spekulationen um den wirtschaftlichen Status des Vereins hatte es immer wieder gegeben - zuletzt vor einem Jahr. Damals stand ein Rückzug von Präsident und Geldgeber Hasan Kivran im Raum, der dann aber doch eine Kehrtwende vollzog. Der Vorgang ließ seinerzeit den Eindruck entstehen, dass der angedrohte Anteilsverkauf mutmaßlich ein großer Bluff war - nun folgte der Insolvenzantrag und der ganz große Zusammenbruch inklusive Rückzug aus der 3. Liga.

pau/jpe

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