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Vorteil DFB-Frauen: Die Offensivkraft von der Bank

Bundestrainerin lobt ihre Einwechselspielerinnen

Vorteil DFB: Die Offensivkraft von der Bank

Zeit für Selfies: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg war nach dem 7:0 über die Schweiz erwartungsgemäß bestens aufgelegt.

Zeit für Selfies: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg war nach dem 7:0 über die Schweiz erwartungsgemäß bestens aufgelegt. IMAGO/Martin Stein

Als hätten sie es geahnt, was noch alles kommen würde. Die La Ola schwappte durch das Steigerwaldstadion in Erfurt, und das allein ist nichts Ungewöhnliches. Allerdings war noch nicht einmal die erste Halbzeit beendet. 2:0 stand es in dem Moment der Welle, 7:0 am Ende.

Die Zuschauerinnen und Zuschauer hatten recht mit ihrer Wahrnehmung: Trotz des noch eher knappen Spielstands hatte die deutsche Mannschaft bis dahin einen glänzenden Auftritt hingelegt. "Wir haben in der Halbzeit gesagt: Wir haben nicht viele Gründe, Dinge zu verändern", schilderte Coach Martina Voss-Tecklenburg hinterher. "Es waren Kleinigkeiten. Ein paar Räume, die wir besser sehen und bespielen können."

Mit reichlich mehr Toren belohnte sich die DFB-Elf nach dem Seitenwechsel. Dass es zum Ende hin ein Trefferfestival wurde, war kein Zufall. Während die Schweizerinnen trotz einiger Einwechslungen minütlich schwerere Beine bekamen, brachte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach und nach neue Kräfte, die sichtbar auf sich aufmerksam machen wollten.

Immer wieder fällt das Wort: "Frische"

Nicole Anyomi? Überzeugte auf neuer Position rechts hinten mit Engagement, Schnelligkeit und beherztem Zweikampf.
Lena Lattwein? Ging im zentralen Mittelfeld mit Einsatz voran, war vorn wie hinten zu finden.
Linda Dallmann? Nutzte eine halbe Stunde Spielzeit für ein Tor und einen Assist.
Jule Brand? Brauchte für die gleiche Ausbeute sogar nur 20 Minuten.
Sydney Lohmann? Ließ sich in letzter Minute von den Schweizerinnen auch noch zum Tor einladen.
Alexandra Popp? Machte einige Bälle vorn fest und holte sich ein gutes Gefühl ab.

Was die Kadertiefe auf den offensiven Positionen angeht, muss sich also kein Fan des deutschen Teams Sorgen machen. Zumal die angeschlagene Tabea Waßmuth auch noch hinzukommen wird.

"Was aktuell dieses Team auszeichnet", sagte die Bundestrainerin, "ist die Frische, die wir haben". Frische, das Signalwort, das Voss-Tecklenburg in den Pressekonferenzen vor und nach dem Schweiz-Spiel immer wieder fallen ließ. Auch Matchwinnerin Klara Bühl griff es in ihrer Erklärung auf. Während die Profis des VfL Wolfsburg und des FC Bayern in Länderspiel-"Pausen" oft überbelastet angereist waren, scheint eine gewisse Ausgeruhtheit nun zu helfen. Ganz offensichtlich legt die Bundestrainerin bei der Vorbereitung auf die EM großen Wert auf Belastungssteuerung.

Weitere Chancen für die Joker werden folgen

"Eine Startelf allein wird im Turnier nicht weit kommen", sagte sie. "Wir haben heute gesehen, dass alle Spielerinnen, die hineinkamen, mindestens das Niveau gehalten und andere Kompetenzen eingebracht haben. Unser Spiel hat überhaupt keinen Bruch bekommen."

Chancen bietet das für die, die vorerst knapp hintendran sind und gegen die Schweiz von der Bank kamen. Die Dallmanns, Brands, Lohmanns. Wenn die Belastung gut verteilt werden soll, werden sie zwangsläufig ihre Einsatzzeiten erhalten.

Paul Bartmuß

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