Chelsea war zuletzt ein wenig die Puste ausgegangen, mit nur neun Punkten aus den vergangenen sechs Ligaspielen war man in London sicherlich nicht zufrieden - von einer Krise zu reden, wäre beim Tabellendritten dennoch vermessen. Einen weiteren Ausrutscher bei Aston Villa, das coronabedingt ohne Trainer Steven Gerrard auskommen musste, wollten sich die Blues aber nicht leisten.
Trainer Thomas Tuchel konnte dabei personell auf Kanté im Mittelfeld vertrauen, während Sturmtank Lukaku laut Coach nicht fit für 90 Minuten war und deshalb lediglich auf der Bank Platz fand. Taktisch agierten die Londoner im bewährten 3-4-3, während die Villans auf ein 4-3-3 setzten.
James im Pech - Cash unglücklich
Besonders früh kristallisierte sich heraus, dass das Team aus Birmingham das Zentrum komplett dich machte und Chelsea nur der Weg über die Außen blieb. Die Tuchel-Elf probierte es auch über die Flügel, tat sich aber enorm schwer und entfachte kaum Gefahr.
Diesbezüglich erwies sich Villa dank seines zielstrebigen Konteransatzes sogar gefälliger, wenngleich auch die Gastgeber lange Zeit keine nennenswerten Abschlüsse hatten. Es war ein schleppendes Spiel ohne großen Unterhaltungswert, auch weil sich beide Teams gegenseitig im Spielaufbau neutralisierten.
Pech: Edouard Mendy fängt sich das Eigentor von Reece James (nicht im Bild). imago images/PA Images
Erst Mounts Schlenzer aus der zweiten Reihe, der die Latte touchierte (24.), sorgte für Furore, ehe James eine Targett-Flanke unglücklich wie sehenswert in hohem Bogen ins eigene Tor köpfte (28.).
Die Antwort der Blues ließ nicht lange auf sich warten: Chelsea erhöhte den Druck, drängte auf den Ausgleich und hatte Glück, dass Cash im eigenen Strafraum Hudson-Odoi unglücklich abräumte. Den fälligen Strafstoß nutzte Jorginho zum 1:1-Pausenstand (34.).
Das Remis zur Halbzeit ging völlig in Ordnung, weil beide Mannschaften defensiv durchaus gut gespielt, offensiv aber Luft nach oben gelassen hatten.
Tuchel beweist goldenes Händchen
Tuchel brachte zum Wiederanpfiff Lukaku, der naturgemäß mehr Physis ins Sturmzentrum brachte. Pulisic, der in Hälfte eins als Sturmspitze verloren war, wich auf den Flügel aus.
Tuchels Maßnahmen gingen auf: Chelsea kam zu Beginn von Durchgang zwei zu enorm viel Ballbesitz (rund 80 Prozent) und hatte nach 56 Minuten das Blatt gewendet: Hudson-Odoi hatte viel Zeit und Platz, um aus dem linken Halbfeld nach innen zu Lukaku zu flanken, der Mings alt aussehen ließ und gegen die Laufrichtung von Martinez zum 2:1 köpfte. Es war das erste Tor des bulligen Angreifers nach zuvor 106 torlosen Tagen. Kurios: Letztmals hatte er am 11. September getroffen, beim 3:0 gegen Aston Villa.
Sportlich war danach die Luft raus, auch weil Aston Villa nicht mehr zulegen konnte und trotz sichtbarer Bemühungen nicht wirklich gefährlich wurde. Lediglich der eingewechselte El Ghazi verbuchte einen Torschuss für die Gastgeber (79.), die in der Schlussphase ein wenig kraftlos wirkten und dennoch weiter hoffen durften, weil Chelsea den Sack nicht zumachte - die beste Möglichkeit ließ Hudson-Odoi ungenutzt (88.).
Doch dann entwischte Lukaku bei einem Konter und wurde im Strafraum von Konsa gefällt. Den folgenden Elfmeter verwandelte Jorginho souverän zum 3:1-Endstand (90.+3).