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Champions League: Was wurde aus der Ajax-Mannschaft von 2019?

Das CL-Finale nur um eine Minute verpasst

Versenkung und Abstellgleis: Was wurde aus der Ajax-Mannschaft von 2019?

Von Tadic bis van de Beek: Die Helden von 2019 hatten unterschiedliche Schicksale.

Von Tadic bis van de Beek: Die Helden von 2019 hatten unterschiedliche Schicksale. Getty Images (3)

Was den Bayern, Barça oder Juve 2016, 2017 und 2018 nicht gelungen war, vollbrachte Ajax spielend leicht. Wortwörtlich. Die jungen Niederländer kegelten vor nunmehr drei Jahren Seriensieger Real Madrid aus der Champions League, nachdem sie in der Vorrunde gegen die Bayern schon zweimal nicht verloren hatten. Und anschließend musste Juventus Turin mit "Mr. Champions League" Cristiano Ronaldo höchstpersönlich dran glauben. Fußballeuropa frohlockte.

Weil sich dieses Ajax gegen sämtliche Favoriten nicht irgendwie durchmogelte, sondern sich in typischer Ajax-Manier tatsächlich durch den besseren Fußball behauptete. Technisch, taktisch, traumwandlerisch. Ein Überraschungsteam aus Halbstarken, die auf den Transferzetteln der Großklubs plötzlich ganz oben auftauchten.

Doch so märchenhaft diese Geschichte Fahrt aufgenommen hatte, so abrupt endete sie auch wieder, als Tottenhams Lucas Moura Ajax mit seinem dritten Tor in der Nachspielzeit des Halbfinal-Rückspiels doch noch um das Finale brachte. Als die Protagonisten auf dem Rasen der Johan-Cruyff-Arena daraufhin zu Boden sanken, war ihre einmalige Chance vertan. Denn diese Mannschaft war zu gut, um so gut zu bleiben.

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Als die größten aller Talente galten Antreiber Frenkie de Jong (damals 21) und der Fels in der Innenverteidigung, Matthijs de Ligt (damals 19). Für großes Geld schlossen sie sich unmittelbar nach der Erfolgssaison zwei Granden des europäischen Spitzenfußballs an.

Getreu der Cruyff'schen Tradition zog es de Jong zum FC Barcelona, der sich allerdings mit großen Schritten auf einen Umbruch zubewegte - man denke etwa an das 2:8 gegen den FC Bayern. Unter mehreren Trainern in wenigen Jahren hat er sich trotzdem weitgehend etabliert, was bei Juve auch für de Ligt gilt, der in die großen Fußstapfen Giorgio Chiellinis und Leonardo Bonuccis treten soll. Beide Niederländer schwanken seit 2019 aber zu sehr, was ihre Form betrifft, um sich wirklich schon in der Weltklasse festzuspielen.

Barcelona gegen Bayern 2020

Den (deutlich) Kürzeren gezogen: Frenkie de Jong bei Barcelonas 2:8 gegen die Bayern. Getty Images

Mit Ausnahme von de Ligt hat sich Amsterdams Viererkette derweil gehalten. Der unzufriedene Nicolas Tagliafico, Noussair Mazraoui und allen voran der im Spielaufbau extrem einflussreiche Daley Blind sind noch immer am Start, weitgehend gesetzt und Teil von Ajax' möglicherweise nächstem tiefen CL-Run. Den Gala-Auftritt gegen einen deutschen Gruppengegner (4:0 gegen Dortmund) hat es als gutes Omen ja auch wieder gegeben.

Nach einem Jahr Doping-Sperre steht auch Keeper André Onana dem niederländischen Rekordmeister wieder zur Verfügung, aber noch nicht wieder dauerhaft zwischen dessen Pfosten. Stattdessen wird die einstige Nummer eins mit einem Wechsel zu Inter Mailand im Sommer in Verbindung gebracht.

Van de Beek durfte sein Können kaum zeigen

In der Zentrale ist schon mehr passiert, auch neben de Jong. Routinier Lasse Schöne hat es über Genua und Heerenveen inzwischen nach Nijmegen verschlagen, der torgefährliche Donny van de Beek sucht sein Glück in der Premier League - und hat es in zwei Jahren seit 2020 noch nicht gefunden. Zunächst war der inzwischen 24-Jährige bei Manchester United als notorischer Bankdrücker auf dem Abstellgleis gelandet, vor wenigen Wochen ließ er sich dann zu Frank Lampards FC Everton verleihen. Wo er zuletzt zumindest zweimal in der Startelf stand.

Zu Lampard war 2020 auch Flügelmagier Hakim Ziyech gewechselt, als die Klub-Legende allerdings noch Chelsea trainierte. Unter Thomas Tuchel bekommt Ziyech bei den Blues zwar mehr Spielzeit als van de Beek bei United, gesetzt ist aber auch er nicht. Weil er stets mehr in den Halbräumen als auf dem Flügel spielen soll. So entsteht vermehrt der Eindruck, dass noch keinem der Himmelsstürmer von 2019 der ganz große Durchbruch gelungen ist.

Ajax Amsterdam 2019

Diese Mannschaft gewann 4:1 im Bernabeu. AFP via Getty Images

Wer oft noch so erfrischend spielt, als sei er in einen Jungbrunnen gefallen, ist Dusan Tadic. Der trickreiche Serbe ist inzwischen zwar 33, weshalb sich für ihn vielleicht kein Wechsel zu einem Weltklub angeboten hatte. Doch im Ajax-Trikot sorgt Tadic nach wie vor für besondere Momente. Er ist wohl der einzige Offensivspieler, der noch ähnlich stark auftrumpft wie vor drei Jahren.

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David Neres kann das sicherlich nicht von sich behaupten. 2019 ließ der Linksaußen durch seine Schnelligkeit und Raffinesse noch jeden Außenverteidiger verzweifeln, seither hat er dazu immer seltener die Chance bekommen und war zwischenzeitlich regelrecht in der Versenkung verschwunden.

Wie viele Brasilianer hat es Neres in der vergangenen Winterpause zu Schachtar Donezk gezogen, weil ihn Anthony oder Sebastien Haller in Amsterdam längst auf die Bank verdrängt hatten.

Sie zählen - noch immer geführt von Trainer Erik ten Hag - zu den Gesichtern der nächsten Generation Ajax, die aus einer verhältnismäßig kleinen Liga mal wieder die Königsklasse aufmischen will. Weiter geht ihre Reise im Achtelfinal-Hinspiel gegen Benfica am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker). Wie weit sie diesmal führen wird?

Niklas Baumgart

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