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DAZN-CFO im Interview: "Unser Geschäft war mit 15 Euro nicht nachhaltig"

Darren Waterman, Chief Financial Officer bei DAZN, im Interview

"Unser Geschäft war mit einem Abo-Preis von 15 Euro nicht nachhaltig"

"Wir versuchen, diese Menschen zu finden": Darren Waterman.

"Wir versuchen, diese Menschen zu finden": Darren Waterman. Ben Harrison Photography

Mister Waterman, DAZN investiert eine Menge Geld in Rechte. Wie sicher ist das finanzielle Fundament, auf dem das Ganze steht? In Deutschland ist man seit der Pleite um Leo Kirch im Jahr 2002 schnell skeptisch.

Wir sind schon seit 2016 auf dem Markt und haben bereits einen erheblichen Betrag investiert, um die Plattform aufzubauen. Unter anderem in Deutschland sind wir zu einem der größten Investoren im Sport geworden. Wir sind mittlerweile in 200 Ländern und Regionen in großem Umfang tätig und wollen weiter investieren. Dazu haben wir im vergangenen Jahr unser Preismodell unter anderem im DACH-Markt umgestellt, um nachhaltig wirtschaften zu können.

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DAZN wirft noch keinen Profit ab. Können die millionenschweren Investitionen allein durch zahlende Abonnenten refinanziert werden?

Unser Ziel ist es, das Unternehmen zeitnah rentabel zu machen. Abonnements und Werbung sind aktuell die Haupteinnahmen des Geschäfts. Wir wollen den Break-Even-Point am Ende dieses Jahres erreichen. Für die Kunden wollen wir dann noch mehr Service liefern, was der gesamten wirtschaftlichen Nachhaltigkeit zugutekommt.

Die Preise für die Abos sind stark gestiegen. In Deutschland waren viele darüber wütend. Kommen noch mehr Erhöhungen auf die User zu?

Wir wollen und werden unseren Kunden immer das beste Angebot zu einem fairen Preis machen. Unser Geschäft war mit einem Preis von 15 Euro nicht nachhaltig und der Preis hat den Wert unseres Angebots bei weitem nicht widergespiegelt.

Wir sind immer noch in einem Lernprozess.

Darren Waterman über die gestiegenen Abo-Preise

Am Anfang waren es sogar nur 10 Euro.

Das ist richtig, aber wir haben auch immer mehr qualitativ hochwertigen Content hinzugefügt, zum Beispiel mit der Bundesliga oder der Champions League. Dann muss sich das Angebot an die Kunden ebenfalls ändern. Wir brauchen eine Win-Win-Situation für alle.

Haben Sie von Anfang an geahnt, dass der Preis zu niedrig ist oder es einfach zu spät gemerkt?

Ich glaube, wir sind immer noch in einem Lernprozess. Wir entwickeln ein wirtschaftlich profitables Geschäft auf der Grundlage eines sehr hochwertigen Angebots. Zum Beispiel haben wir kürzlich im DACH-Markt verschiedene Angebotspakete eingeführt, das hat sich positiv auf die Preisgestaltung für die Kunden ausgewirkt.

Erst seit 2016 auf dem Markt: DAZN entwickelte sich rasant.

Erst seit 2016 auf dem Markt: DAZN entwickelte sich rasant. kicker

Ein Spiel bei Amazon Prime, einige bei DAZN, ein paar bei Sky und andere bei RTL oder der Telekom. Die Menschen in Deutschland sind verärgert über die Vielfalt der Anbieter. Können Sie sie verstehen und was kann DAZN tun, um die Situation zu verbessern?

Die Rechtehändler kontrollieren, wie sie ihre Rechte auf den Markt bringen. Sie wollen möglichst viel dafür einnehmen und wir haben wenig Einfluss darauf, wie sie ihre Rechte ausschreiben. Man kann niemals alle Rechte haben, aber unser Ziel ist es, den Fans bei DAZN das beste Angebot zu machen. Das ist unser Weg.

Ist es unrealistisch, dass man sich zum Beispiel mit Sky an einen Tisch setzt und sich gewisse Rechte einfach teilt?

Wir halten uns an die rechtlichen Rahmenbedingungen in den jeweiligen Märkten. In Deutschland zum Beispiel an die Vorgaben des Bundeskartellamtes.

DAZN investiert auch in die großen Märkte in Japan und den USA. In Japan haben Sie den Vertrag mit der J-League erst bis 2033 verlängert.

Japan war einer unserer ersten Märkte. Wir haben eine lange Partnerschaft mit der J-League und es ist ein großartiger Markt, der immer noch wächst. In den USA legen wir den Fokus auf das Boxen. Jeder Sport hat sein Publikum, und in den USA haben wir unseres beim Boxsport gefunden.

Ein großes Thema ist der Frauenfußball. Wie sehen die weiteren Pläne aus und wie ist die Erfahrung bislang?

Wir haben das größte und beste Portfolio im Frauenfußball überhaupt. Wir haben mit der Women‘s Champions League angefangen. Die Wettbewerbe sind immer besser geworden, die Spielerinnen und der ganze Wettbewerb haben immer mehr an Profil gewonnen. Wir wollen, dass der Frauenfußball weiter wächst, weshalb wir in Deutschland ab September zum Beispiel auch die Frauen-Bundesliga zeigen werden und im März mit DAZN RISE den ersten 24/7 Frauensport-Sender gestartet haben, der obendrein noch kostenfrei empfangbar ist.

Noch im Bilde? DAZN-Mitarbeiter in Leeds.

Noch im Bilde? DAZN-Mitarbeiter in Leeds. Ben Harrison Photography

Gibt es einen Unterschied zwischen dem DACH-Markt bestehend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und anderen Märkten?

Natürlich gibt es kulturelle Unterschiede und Sportfans ticken nicht überall gleich - der deutschsprachige Markt macht da keine Ausnahme. Am Ende hat man aber überall auf der Welt eine leidenschaftliche Gruppe an Sportfans, die unbedingt Live-Sport sehen wollen. Wir versuchen, diese Menschen zu finden. Deshalb funktioniert unser Angebot in allen Märkten auf ähnliche Weise. Deutschland ist einer unserer größten, ältesten und wichtigsten Märkte, aber das sind zum Beispiel auch Spanien oder Italien.

Haben Sie beim deutschen Content auch ein Auge auf die Premier League? Der Vertrag mit Sky läuft 2025 aus. In Spanien kann man die englische Liga ja beispielsweise über DAZN sehen.

Sicherlich ist die englische Liga interessant für uns, wir hatten sie in Deutschland ja schließlich auch schon mal in unserem Portfolio. Wir müssen allerdings immer schauen, ob es wirtschaftlich Sinn ergibt.

Interview: Christoph Laskowski