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Wie Di Salvo über Atubolu und die Torwart-Hierarchie denkt

Wie Di Salvo über die Torwart-Hierarchie denkt

Unglückliche Szenen oder gute Paraden: Woran knüpft Atubolu bei der U 21 an?

U-21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo hat totales Vertrauen in Noah Atubolu (Foto).

U-21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo hat totales Vertrauen in Noah Atubolu (Foto). IMAGO/Beautiful Sports

Das Sonntagsspiel in München stand schon vor Beginn unter keinem guten Stern für Atubolu. Sein Team war personell sehr geschwächt zum Rekordmeister angereist, hatte letztlich keine Chance. Äußert undankbar also für einen Torwart, der dann auch noch früh im Spiel von einer abgerutschten Flanke Kingsley Comans, die sich knapp über den zum Retten hochspringenden Atubolu ins lange Eck senkte, kalt erwischt wurde.

Eine bittere Szene, die laut SC-Profi Maximilian Philipp "für einen kleinen Knick im Kopf" bei den ohnehin unterlegenen Gästen sorgte und mit Bezug auf Atubolu die Frage aufwarf: Haltbar oder nicht? U-21-Coach Di Salvo war selbst Stürmer und findet: "Beim ersten Gegentor kann er aus meiner Sicht nichts dafür, der Ball fliegt über ihn drüber. Das sind solche Tore, die man möglicherweise eben dann bekommt, wenn es nicht so gut oder aus seiner Sicht gegen ihn läuft."

Nach West Ham: Eine neue unglückliche Phase schien anzulaufen

Am Donnerstag in der Europa League hatte Atubolu nämlich nach zuvor zwei guten, gegentorfreien Leistungen in Frankfurt (0:0) und gegen Augsburg (2:0) den 2:1-Siegtreffer von West Ham United mitverschuldet. Eine neue unglückliche Phase des durchwachsen in seine Premierensaison als Stammkeeper gestarteten Freiburger Eigengewächs schien anzulaufen, auch weil Atubolu in München nach einem Rückpass den pressenden Thomas Müller anschoss und unbedrängt einen Aufbaupass ins Seitenaus schlug.

Nur 0:3 auch dank Atubolus Paraden

Aber der Freiburger Schlussmann steigerte sich trotz der sich abzeichnenden Niederlage und der nicht konkurrenzfähigen Verfassung seiner Vorderleute in der zweiten Hälfte deutlich. Gegen Coman, Frans Krätzig, vor allem aber Leon Goretzka, dessen platzierten Schuss er noch an den Pfosten lenkte, zeigte der wuchtige 1,90-Meter-Mann gute Paraden. Machtlos bei den beiden anderen Gegentoren war es letztlich auch Atubolu zu verdanken, dass Freiburg den ungleichen Kampf mit Bayerns Starensemble noch mit einem gnädigen 0:3 verlassen durfte.

Eine vollkommen normale und logische Situation für einen jungen Torhüter.

Antonio Di Salvo

"Noah hatte in München auch gute Szenen. Wenn man Spiele gewinnt und verliert, ist nicht nur ein Spieler dafür zuständig, sondern die komplette Mannschaft. Christian Streich hat auch im Europapokal gesagt, dass mehrere Spieler nicht die Leistung gezeigt haben", sagt Di Salvo, der Atubolus erste Wochen als Freiburgs Nummer eins so einordnet: "Atus Situation ist eine vollkommen normale und logische für einen jungen Torhüter, der in der Bundesliga und im Europacup spielt. Ich sehe ihn nicht so kritisch, auch nicht in den Spielen, in denen er Gegentore bekommen hat. Er hatte bis zum Donnerstag auch drei Spiele, in denen er die Null gehalten und gezeigt hat, was er kann."

Atubolu sei ein Spieler in der Entwicklung: "Dem muss man in dieser Phase auch zugestehen, Erfahrungen auf allerhöchstem Niveau und unter größtem Druck zu sammeln. Wir haben genauso wie Freiburg und Christian Streich damit gerechnet, dass es solche Phasen gibt. Der Verein steht zu ihm und wir natürlich auch, weil er ein hervorragender Torwart ist", so Di Salvo weiter.

"Totales Vertrauen" und Einsatzgarantie in Bulgarien

Nachdem Atubolu in der September-Länderspielphase der U 21 wegen einer leichten Blessur gefehlt hatte, ist er nun erstmals seit dem Jahrgangswechsel und seiner Beförderung im Verein zurück im Kreise der DFB-Junioren. Dort will und soll er an die Paraden gegen Ende des Bayern-Spiels anknüpfen und Selbstvertrauen tanken. Und bekommt von Di Salvo im einzigen Spiel am Freitag in Bulgarien auch die Möglichkeit dazu. "Wir haben totales Vertrauen in Noah und er wird auch am Freitag spielen."

Atubolu muss sich weiter beweisen: "Wir werden sehen, was in Zukunft passiert"

Eine Stammplatz-Garantie für den gesamten Zyklus bis zur angestrebten EM-Endrunde 2025 gibt es für Atubolu aber nicht. Di Salvo lobt auch dessen September-Vertreter Jonas Urbig, der für Fürth in der 2. Liga regelmäßig Spielpraxis sammelt, und stellte die aktuelle U-21-Torwart-Hierarchie so dar: "Ich bin froh, dass ich zwei solche Torhüter habe und mit Felix Gebhardt noch einen, der von hinten Druck macht und bei der letzten Maßnahme das Trainingsniveau hochgehalten hat. Atu ist aktuell die Nummer eins, hat die Nasenspitze voraus. Jonas ist ein super Herausforderer auf Augenhöhe und wir werden dann sehen, was in Zukunft so passieren wird. Aktuell vertrauen wir dem Atu."

Atubolus muss sich logischerweise auch bei der U 21 weiter beweisen, um seinen Status zu behalten. Vertrauen im Verein, wo Streich und Co. Woche für Woche das Mandat für ihr Eigengewächs mit eingepreisten Leistungsschwankungen als konsequente Umsetzung des Freiburger Wegs untermauern, und bei der DFB-Auswahl sind aber beste Voraussetzungen für den jungen Keeper, seine Leistungen zu verbessern und sich eine entsprechende Konstanz zu erarbeiten.

Carsten Schröter-Lorenz

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