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Türkspor Dortmund hat große Pläne mit WM-Held Ilhan Mansiz

Gespräche befinden sich in heißer Phase

Türkspor Dortmund hat große Pläne mit WM-Held Ilhan Mansiz

Mehr als nur ein Gerücht: Ilhan Mansiz (Mitte; hier als Co-Trainer von Besiktas) verhandelt mit Türkspor Dortmund über ein Engagement als Trainer.

Mehr als nur ein Gerücht: Ilhan Mansiz (Mitte; hier als Co-Trainer von Besiktas) verhandelt mit Türkspor Dortmund über ein Engagement als Trainer. imago/Seskim Photo

Landesliga Staffel 3

Es ist vielleicht so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm in der Dortmunder Nordstadt. Auch wenn Türkspor Dortmund in der Landesliga Staffel 3 nach dem 1:2 gegen den Hombrucher SV 09/72 und vor der Auswärtspartie beim Tabellenführer SV Wanne 1911 zwischen zwei Spitzenspielen steht, demnächst könnten noch viel größere Themen auf den ambitionierten Tabellendritten zukommen.

Seit dem schnellen Abgang von Sebastian Tyrala zum TuS Bövinghausen befinden sich die Dortmunder auf Trainersuche, derzeit steht der 48-jährige Robert Podeschwa an der Seitenlinie, doch mit ihm ist klar verabredet, dass sein Trainerdasein bei TSD 2000 nur von vorübergehender Natur sein wird. Bei der Nachfolgesuche ist ein WM-Held ein heißer Kandidat: Ilhan Mansiz schoss die Türkei bei der WM 2002 mit seinem Golden Goal gegen den Senegal ins Halbfinale. Eine ganze Nation lag dem im bayerischen Kempten geborenen Angreifer zu Füßen, der beim damaligen Turnier im Spiel um Platz drei gegen Südkorea (3:2) noch zwei weitere Treffer folgen ließ. Und jetzt bald Dortmund? Diese Personalie ist mehr als nur ein Gerücht, wie Sertan Baran bestätigt.

Baran, der bei Türkspor die Öffentlichkeitsarbeit macht und als Stadionsprecher quasi der "Norbert Dickel der Nordstadt" ist, verrät: "Ilhan überlegt noch, der Ball liegt jetzt bei ihm. Es kann sein, dass er im Winter kommt, oder im nächsten Sommer oder auch gar nicht." Baran ergänzt mit einem Schmunzeln: "Er wäre nicht nur für die türkische Community generell hier ein Hammer, sondern auch für die weiblichen Fans", denn der heute 46-Jährige machte in den vielen Jahren nach der glorreichen WM beispielsweise auch als Schauspieler in TV-Serien oder als Eiskunstläufer eine gute Figur.

"Cello" hat eine härtere, rabiatere Ansprache, die viele im Amateurfußball so nicht gewohnt sind.

Sertan Baran über Ex-Profi Marcel Reichwein

Sollte Mansiz  doch nicht bei Türkspor unterschreiben, will der Verein laut Baran trotzdem in ein hohes Regal greifen: "Der neue Trainer soll schon einen großen Namen haben. Entweder aus seiner Zeit als aktiver Spieler oder dass er sich als Trainer schon einen Namen gemacht hat." Schließlich wird der Neue auf eine Mannschaft treffen, deren einzelne Mitglieder so gar nicht nach 7. Liga klingen. Zuallererst sticht Marcel Reichwein ins Auge, 64-facher Zweitligaspieler, der auch 193-mal in der 3. Liga auflief. Auch wenn der 35-Jährige mit 17 Treffern die Torschützenliste der Landesliga Staffel 3 anführt, sagt Baran: "'Cello' ist wichtig, aber nicht unbedingt der Wichtigste, weil wir noch andere wichtige Spieler haben." Interessant ist bei Reichwein aber laut dem Türkspor-Sprecher, dass "er eine härtere, rabiatere Ansprache hat, die viele im Amateurfußball so nicht gewohnt sind". Damit sporne er vor allem die jungen Spieler an, so Baran.

Das Herzstück, oder "unser Motor", wie Baran ihn nennt, ist Kapitän Ömer Akman, der 59 Regionalligaeinsätze in seiner Vita stehen hat. "Er ist derzeit einer der besten Amateurspieler Dortmunds, das bestätigt auch Kevin Großkreutz. Ömer wird von den Gegnern immer eng zugestellt, doch wenn er auf die Flügel ausweicht, dann öffnet das Räume für die anderen Spieler."

Im Fokus der Scouts

Für Spieler wie Justin Braun (19) und Denis Donkor (20), zwei Vertreter der jungen Generation. Beide, so Baran, werden aus seiner Sicht schon bald weit höherklassiger spielen, bei Donkor sind angeblich schon Scouts aus der 2. Bundesliga und der 3. Liga aufmerksam geworden. Baran könnte noch einige eminent wichtige Spieler nennen, Spieler wie Abwehrmann Onur Cenik, der Erstligaerfahrung aus der Türkei und Drittligaerfahrung von Borussia Dortmund mitbringt oder Florian Juka, der mit seiner starken linken Klebe auch schon acht Saisontreffer erzielt hat. Wahrlich nicht die einzigen, die für Qualität im TSD-Kader stehen, dementsprechend ist die 7. Liga keine dauerhafte Wohlfühlzone.

Mannschaftsbild Türkspor Dortmund

Wird im Sommer wieder gefeiert? Türkspor Dortmund hat sich den Aufstieg in die Westfalenliga als klares Ziel gesetzt. Türkspor Dortmund

"Jetzt ist erstmal der Aufstieg in die Westfalenliga das Ziel", so Baran, dessen Verein damit aber nicht dauerhaft zufrieden sein wird. "Natürlich müssen wir dann erstmal in der Westfalenliga ankommen, aber in den nächsten Jahren wollen wir schon in die Oberliga." Zu solch ambitionierten Plänen braucht es mehr als "nur" eine intakte Mannschaft, auch das Umfeld muss mitwachsen. Derzeit spielt Türkspor Dortmund auf einem top gepflegten Kunstrasenplatz, den der Verein zwar exklusiv benutzen darf, der aber der Stadt Dortmund gehört. Genauso das Vereinsheim auf der Sportanlage am Mendeplatz. Die erste Etage gehört jedoch einzig und allein TSD 2000, in den Gängen hängen Fotos und Fahnen, alles verströmt eine heimelige Atmosphäre. Alles gut also? Nein. "In der Oberliga musst du einen Naturrasenplatz haben", sagt Baran, der aber optimistisch ist, dass man auch hier eines Tages mit der Stadt zu einer Lösung käme. Für die Heimspiele auf ein anders Sportgelände auszuweichen, wäre auch eine Option. Dabei entsteht auf dem jetzigen Sportgelände schon etwas, laut Baran fehlen nur noch Details und der Verein kann mit dem Bau einer Tribüne an seinem Kunstrasenplatz beginnen.

Ebenfalls noch nicht ganz nach Wunsch läuft es im Unterbau: Kinder, die kommen gerne zu Türkspor, auch eine A-Jugend kann der Klub an den Start bringen, doch noch gibt es keine C- und B-Jugendteams. "Hier fehlen uns noch passende Trainer", sagt Baran und erzählt, dass es Dr. Akin Kara, 1. Vorsitzender und hauptberuflicher Arzt, in dieser Sache nicht rein um Fußball geht: "Wir sind hier in der Dortmunder Nordstadt, hier leben sehr viele Nationen zusammen, es herrscht viel Armut und wir wollen mit Fußball integrieren. Die Trainer müssen dafür Vorbild sein, da kann man nicht Irgendjemanden eine Mannschaft trainieren lassen."

Der Verein ist fieberhaft auf der Suche, die neuen Übungsleiter müssen einiges mitbringen, ein Golden Goal in einem WM-Viertelfinale ist nicht zwingend erforderlich. Diese Erfahrung hat der vielleicht zukünftige Trainer der ersten Mannschaft exklusiv.

Stefan Wölfel

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