Bayern

Türkgücü: Alte Muster und Presse-Verbot für Kayabunar

Rückzug trotz finanzieller Probleme ausgeschlossen

Türkgücü München: Alte Muster und Presse-Verbot für Chefcoach Kayabunar

Türkgücü sorgt zum wiederholten Male abseits des Platzes für Schlagzeilen.

Türkgücü sorgt zum wiederholten Male abseits des Platzes für Schlagzeilen. imago images/Ulrich Wagner

Mehr zur Regionalliga Bayern

Mit deutlich reduziertem Budget, das von mehreren kleineren Sponsoren getragen werden soll, möchte Türkgücü auch künftig den "Münchner Fußball in der Regionalliga" repräsentieren, wie Akkay betont. Mit Halit Yilamz (20, OM, Genclerbirligi) und Ishak Karaogul (21, RV, Boluspor) wurden bereits in diesem Winter zwei Eigengewächse in die zweite türkische Liga abgegeben. Dies soll auch der Weg der Zukunft sein, wei Akkay schildert. "Damit haben wir gezeigt", konstatiert der Präsident, "dass wir ein Sprungbrett sein können". Vor allem mit diesem Argument sollen in Zukunft junge, talentierte Spieler aus der Region München - im Idealfall mit türkischen Wurzeln - zu Türkgücü gelotst werden. "So kann ich zu einem jungen Bayernliga-Spieler sagen", so Akkay, "ich kann dir zwar nicht viel Geld zahlen, aber du kannst dich bei uns in der Regionalliga präsentieren und damit auch für den türkischen Markt interessant machen".

Presse-Verbot für Cheftrainer Kayabunar

Das Problem: Genau diesen Weg wollte Türkgücü schon nach der Insolvenz 2022 gehen. Was in der ersten Saison gut funktionierte. In diesem Sommer allerdings verfielen sie bei Türkgücü wieder in alte Verhaltensmuster. Als mit Milan Rapaic ein Investor vorstellig wurde, konnten die Münchner der Versuchung trotz der schmerzhaften Vergangenheit nicht widerstehen und machten sich erneut abhängig von einem Geldgeber. Und als dieser im Herbst das Interesse verlor, begann das Kartenhaus zum wiederholten Mal zusammenzustürzen. Die Spieler und Trainer Alper Kayabunar beklagen dabei insbesondere die fehlende Kommunikation. Gehälter wurden - größtenteils bis heute - nicht bezahlt, mit Nikola Jelisic wurde der Sportliche Leiter aus Kostengründen rasiert. Zuletzt wurde auch Geschäftsstellenleiter Oktay Kaya ein Opfer der rigiden Sparmaßnahmen und erklärte, "dass mein Verständnis vom Fußball sich stark von den Vorstandsmitgliedern Taskin Akkay und Serdar Yilmaz unterscheidet". Zudem beklagte auch er mangelnde Kommunikation, "Entscheidungen wurden ohne Absprache getroffen."

Einen abermaligen Rückzug aus dem laufenden Spielbetrieb wie seinerzeit in der 3. Liga wird es nun zwar nicht geben, die Mannschaftsstruktur jedoch wird sich im Vergleich zum Herbst stark verändern. Trainer Alper Kayabunar, der in diesen Tagen mit dem Lehrgang zum Erwerb der A-Lizenz beginnt, darf zwar derzeit nicht mit der Presse sprechen, doch Akkay versichert, dass man "eine konkurrenzfähige Mannschaft" haben werde, die die noch nötigen Punkte für den Klassenverbleib sichern werde.

Der Kader wird auf links gekrempelt

Türkgücüs Auftaktprogramm nach der Pause

Trotz der zwei Punkte Abzug wegen des Einsatzes zweier nicht spielberechtigter Akteure in der Partie beim 1. FC Nürnberg II (13. Spieltag, 1:1) stehen bereits 40 Punkte zu Buche. Mit Kayabunar wird der Trainer bleiben, auch etliche Leistungsträger wie etwa Ünal Tosun bekräftigten, dem Verein die Treue zu halten. Andere sind schon weg: Der Vertrag mit Abwehrchef Christoph Rech wurde aufgelöst, bei Maximilian Berwein steht dieser Schritt kurz bevor, Keeper Johann Hipper schloss sich den Würzburger Kickers an, Moritz Müller kehrte nach Garmisch-Partenkirchen zurück und Semir Gracic wechselte nach Oberweikertshofen. So soll es weitergehen. Bis Ende des Monats möchte Akkay noch einige Verträge auflösen, um Kosten zu sparen. Ob es sich dabei lediglich um Schadensbegrenzung handelt oder doch tatsächlich allmählich Vernunft einkehrt bei den Münchnern, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.

Denn auch der Blick in die Zukunft offenbart einen Berg an Problemen. Allen voran die nach wie vor ungelöste Stadion-Thematik. "180.000 bis 200.000 Euro", so Akkay, würden in dieser Saison alleine an Kosten für die Heimspiele - insbesondere die Stadionmiete - anfallen, "das haben manche Vereine in der Liga als Jahresetat". Eine Lösung ist nicht in Sicht. Dennoch wird Türkgücü aller Voraussicht nach auch in der kommenden Spielzeit in der Regionalliga Bayern an den Start gehen. Mit reduziertem Budget und deutlich geringeren Ambitionen zwar. Sich dort zu etablieren, ist aber nach wie vor der Plan. Hoffentlich nicht nur, bis der nächste Investor auf der Matte steht.

Matthias Horner

Die Stadien in der Regionalliga Bayern