In der Liga schwächelten die Spurs zuletzt und kassierten zwei Niederlagen in Folge. Nun wollten die Nord-Londoner in der Champions League in die Erfolgsspur zurückkehren und das Achtelfinal-Ticket buchen. Dass es gegen Sporting aber nicht einfach werden würden, bekamen sie wie beim 0:2 im Hinspiel auch im Rückspiel von Beginn an zu spüren.
Lissabon, das im Vergleich zum 3:1-Heimsieg gegen Casa Pia Lissabon mit Coates und Edwards für Marsa sowie Pedro Goncalves agierte, verteidigte sehr gallig und ließ Tottenham nicht zur Entfaltung kommen - allerdings fiel den Hausherren, bei denen Antonio Conte gegenüber dem 1:2 gegen Newcastle United die Rotationsmaschine anwarf und sechsmal tauschte, bis auf hohe Bälle wenig ein, sodass Adan im ersten Durchgang nur bei einer Kane-Hereingabe (17.) und einem harmlosen Son-Schuss (38.) eingreifen musste.
Champions League - Gruppe D
Ausgerechnet Edwards trifft für Sporting
Zielstrebiger war dagegen Sporting. Die Portugiesen setzten in der Anfangsphase immer wieder Nadelstiche. Dennoch mussten sie bis zur 21. Minute auf die erste große Möglichkeit warten: Paulinho schoss nach einer scharfen Flanke von Pedro Porro knapp über das Tor. Besser machte es eine Minute später ausgerechnet Edwards, als er aus der Distanz trocken in die rechte Ecke traf (22.) - der 23-Jährige durchlief die Jugendabteilung der Spurs.
Tottenham erholte sich nicht mehr von dem Schock, sodass Sporting ohne große Gegenwehr den Ball durch die eigenen Reihen zirkulieren ließ und das 1:0 in die Kabine mitnahm.
Tottenham erhöht den Druck
Obwohl Antonio Conte zunächst auf Wechsel verzichtete, zeigte sein Team in Durchgang zwei eine Reaktion. Tottenham steigerte sich und setzte durch Diers Schuss aus der Drehung das erste Ausrufezeichen nach Wiederanpfiff (52.). Die Hausherren drängten auf den Ausgleich und verpassten diesen durch Doherty, der an Adan scheiterte (69.).
Sporting hatte in Durchgang zwei bis auf wenige Ausnahmen keine Entlastung - bis eine gute Viertelstunde vor dem Ende: Plötzlich tauchte Joker Flavio Nazinho vor Lloris auf, schoss den französischen Nationalspieler aber nur an (76.). Eine Zeigerumdrehung später hatte der Youngster erneut die Entscheidung auf dem Fuß: Nachdem Pedro Porro aus spitzem Winkel an Lloris gescheitert war, setzte Flavio Nazinho den Abstauber links neben das Tor (77.) - eine wilde Schlussphase wurde mit den zwei vergebenen Chancen eröffnet.
Amorims Vorahnung
Die fehlende Kaltschnäuzigkeit des 19-Jährigen sollte sich rächen - dies vermutete wohl auch Sporting-Trainer Ruben Amorim, der bei einem Eckball von Perisic zunächst nicht hinschauen wollte. Als er dann seinen Blick Richtung des eigenen Tores richtete, musste er mit ansehen, wie Bentancur sich gegen Adan durchsetzte und zum 1:1 einnickte (80.).
Den Spurs reichte der Punkt aber noch nicht, sie wollten vorzeitig in die K.o.-Phase einziehen und hatten auch die Möglichkeit dazu - Dier köpfte allerdings aus vier Metern rechts vorbei (90.). Das sollte aber noch nicht das Ende gewesen sein: Bei der letzten Aktion des Spiels stand Kane goldrichtig und bugsierte die Kugel aus spitzem Winkel über die Linie (90.+5.) - die Ekstase im Tottenham Hotspur Stadium hielt aber nicht lange, der VAR Pol van Boekel schaltete sich ein und erkannte nach langer Videoansicht eine knappe Abseitsposition von Kane. Schiedsrichter Danny Makkellie nahm den Treffer folgerichtig zurück, zeigte Conte aufgrund von Meckerns noch die Rote Karte und pfiff die Partie im Anschluss ab.
Tottenham reicht ein Remis in Marseille
Damit verpassten es die Nord-Londoner vorzeitig ins Achtelfinale einzuziehen. Dennoch haben sie am letzten Spieltag eine gute Ausgangsposition, da ihnen ein Unentschieden zum Abschluss in Marseille reichen würde. Die Portugiesen rangieren momentan auf Platz zwei und haben im Heimspiel gegen Frankfurt auch noch alles in der eigenen Hand.
Die Tottenham Hotspur reisen vorerst am Samstag nach Bournemouth (16 Uhr). Sporting Lissabon spielt am Samstag ab 21.30 Uhr beim FC Arouca.