DFB-Pokal

Titel-Trumpf oder Klischee? Darum hat das Viertelfinale für Bayer Signalwirkung

Xhaka: "Stuttgart ist ein Finalspiel"

Titel-Trumpf oder Klischee? Darum hat das Viertelfinale für Bayer Signalwirkung

Schritt für Schritt: Simon Rolfes blickt erst einmal Richtung Pokal.

Schritt für Schritt: Simon Rolfes blickt erst einmal Richtung Pokal. IMAGO/Team 2

Es ist das vorweggenommene Endspiel. Wer am Dienstag das Viertelfinalspiel in Leverkusen zwischen Bayer 04 und dem VfB Stuttgart gewinnt, gilt als der haushohe Favorit auf den Pokalsieg am 25. Mai in Berlin. Logisch: Stehen doch mit Düsseldorf und Kaiserslautern zwei Zweitligisten bereits im Halbfinale. Dazu gesellt sich am Mittwoch entweder Drittligist Saarbrücken oder Borussia Mönchengladbach.

Vorschau

Gegen jeden der drei dann möglichen Gegner würde kaum jemand ernsthaft auf ein Leverkusener Scheitern in Halbfinale oder Endspiel wetten. Zu dominant agiert der Tabellenführer bislang in dieser Saison und zu konstant. Selbst Gladbach, als Erstligist möglicherweise noch die höchste Hürde, war in beiden Liga-Duellen hoffnungslos unterlegen: 22:5 lautete das Chancenverhältnis nach beiden Partien, die 3:0 für Bayer (12:4) und 0:0 (10:1) endeten.

Schlägt Leverkusen also Stuttgart, winkt der erste Titel seit 31 Jahren. Und das mit einer so hohen Wahrscheinlichkeit, dass die Partie am Dienstag zwangsläufig noch den am Samstag folgenden Liga-Gipfel gegen Verfolger Bayern München überstrahlt.

"Ehrlich: Das große Spiel interessiert uns heute nicht", versicherte folglich Stratege Granit Xhaka nach dem 2:0-Sieg in Darmstadt in Bezug auf das Bayern-Spiel, "jetzt interessiert uns Stuttgart. Das ist ein Finalspiel. Und wir wollen unbedingt eine Runde weiterkommen. Und nach dem Spiel reden wir dann über das andere."

Denn am Dienstag geht es um weit mehr als "nur" den entscheidenden Schritt zum Pokal-Triumpf in Berlin. Vielmehr stellt die Partie auch ein Schlüsselspiel dar, was die psychologische Ausgangslage im Titelrennen betrifft. So besitzt das Stuttgart-Spiel auch eine hohe mentale Bedeutung für den Werksklub.

Ein Sieg mit dem dann so wahrscheinlichen Triumpf in Berlin als Folge würde Bayer fast schon die Sicherheit verleihen, die bislang gigantische Saison zumindest mit einem Titel zu beenden. Dies dürfte dem Team von Xabi Alonso zusätzliche Leichtigkeit verleihen und könnte so zum Trumpf im Titelrennen mit den Bayern werden.

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Umgekehrt ist aber auch klar: Verspielt Bayer am Dienstag seine erste und sicherlich auch größte Titelchance, dann würden wieder die alten Klischees von Bayer 04 Vize-kusen ausgepackt: Dass der Werksklub immer dann scheitert, wenn er kurz vor dem großen Wurf steht. Und auch wenn kaum einer der heutigen Hauptdarsteller auf dem Platz mit dem Begriff Vize-kusen etwas anfangen kann und sich auch nicht an die drei auf den letzten Drücker verspielten Titel (Liga, Pokal, Champions League) aus dem Jahr 2002 erinnern wird, möchten sie in Leverkusen diesen mentalen Stolperstein beiseite räumen, bevor er überhaupt im Weg liegen kann.

"Alles raushauen" gegen Stuttgart

Auch Geschäftsführer Simon Rolfes weiß um diesen Schlüsselcharakter in psychologischer Hinsicht, der dem Stuttgart-Spiel zukommt. Weiter mit Volldampf Richtung Titel? Oder das erste Misserfolgserlebnis nach bislang 29 Spielen ohne Niederlage? Mit noch breiterer Brust gegen die Bayern? Oder mit einem ersten schmerzhaften Dämpfer und dem Verlust des Nimbus der Unbesiegbarkeit?

So betont auch Rolfes die Bedeutung das Viertelfinalspiels vor dem Duell mit den Bayern. "Jetzt ist erstmal am Dienstag der Pokal das alles Entscheidende. Stuttgart ist eine Top-Mannschaft. Da müssen wir alles raushauen. Das ist das einzige Spiel, was erstmal zählt."

Nach dem 1:1 in der Bundesliga in Stuttgart sind die Schwaben die erste Mannschaft, die in dieser Saison die Chance haben, auch nach zwei Duellen gegen Bayer ungeschlagen zu sein. Gewinnt Bayer, würde sich das Gefühl in Leverkusen festigen, jeden besiegen zu können. Und auch dieses könnte am Samstag gegen den Rekordmeister aus München nicht schaden. In der Hinrunde spielte die Werkself in München 2:2.

Stephan von Nocks

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