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Thüringen-Derby vor dem Abbruch: "Grenze überschritten"

"Eine Grenze überschritten"

Thüringen-Derby kurz vor Abbruch: "Ihr seid keine Fans, so ist keiner, der den Fußball liebt"

Pyro-Chaoten sorgten am Samstag fast für einen Spielabbruch im Thüringen-Derby.

Pyro-Chaoten sorgten am Samstag fast für einen Spielabbruch im Thüringen-Derby. IMAGO/Bild13

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Der FC Carl Zeiss Jena hat mit einem fußballerisch gefälligen Auftritt das 107. Thüringenderby gegen den FC Rot-Weiß Erfurt für sich entschieden. Mit 3:1 gewann die Elf von Trainer Henning Bürger am vergangenen Samstag vor 12.500 Zuschauern im ausverkauften Ernst-Abbe-Sportfeld.

Es war ein Spiel, dass die Jenaer über weite Strecken fest im Griff hatten. RWE reiste mit personellen Problemen an, rührte mit einer Fünfer-Abwehrkette reichlich Beton an. Hier, so erklärte es Bürger hinterher, habe man Probleme gehabt, Räume hinter dieser Kette zu bekommen. Und so musste ein Standard, ein Freistoß von Justin Petermann her, in den Verteidiger Burim Halili noch den Kopf hielt, um in Führung zu gehen. Bürger: "Das erste Tor war wichtig. Die Aufregung war auch bei uns groß."

Das merkte man vor allen Dingen zwei Youngstern an. Der 19-jährige Justin Smyla stand als Außenverteidiger in der Startelf, zur Pause übernahm A-Junior Paul Krämer für den verletzen Nils Butzen die andere Abwehrseite - und beide Talente verdienten sich ein Sonderlob von Henning Bürger, der fand, dass sie ihre Sache gut gemacht haben. Dass er auf diese Talente setzt, verstehe sich von selbst, ergänzt der FCC-Trainer: "Das ist unser Weg."

Jeder einzelne Zuschauer muss sich hinterfragen, was ihm durch den Kopf geht oder ob überhaupt was durch den Kopf geht.

Henning Bürger, FCC-Coach

Nach der Pause war es dann Elias Löder, der mit einem Doppelpack das Derby für Carl Zeiss entschied. Es waren die Saisontore 17 und 18 für den aus Halle gekommenen offensiven Mittelfeldspieler des FC Carl Zeiss, der noch einen Vertrag bis zum Sommer 2025 an den Kernbergen hat.

Allerdings rückte das sportliche Geschehen zehn Minuten vor dem offiziellen Ende der Partie beim Stand von 3:1 in den Hintergrund. Aus dem Erfurter Gästeblock zündeten Chaoten nicht nur Böller, sondern schossen auch mit Leuchtraketen gezielt auf Jenaer Fans. Schiedsrichter Michael Nähter aus Neschwitz blieb keine andere Wahl, als beide Mannschaften zurück in die Katakomben zu beordern, bis die Lage sich beruhigte. "Wenn hier Raketen quer geschossen werden auf Zuschauer, dann ist eine Grenze überschritten. Jeder einzelne Zuschauer muss sich hinterfragen, was ihm durch den Kopf geht oder ob überhaupt was durch den Kopf geht", sagte Zeiss-Coach Bürger hinterher.

Auch die Erfurter äußerten sich in einer Vereinsmeldung schockiert, distanzieren sich klar von den Vorfällen. "Eine Gefährdung von Zuschauern in diesem Maße zu provozieren, entspricht einer Idiotie, für welche wir kein Verständnis aufbringen können. Wir entschuldigen uns ausdrücklich bei allen Zuschauern und Geschädigten und versichern, eine detaillierte Aufarbeitung mit allen Beteiligten vorzunehmen und entsprechende Konsequenzen folgen zu lassen. Das, was geschehen ist, verurteilen wir ausdrücklich. Jedem, der uns fair unterstützt hat, gebührt unser Dank. Allen anderen ist zu sagen: Ihr seid keine Fans, so ist keiner, der den Fußball liebt. Ihr seid nicht Fußball und ihr seid nicht Rot-Weiß Erfurt."

Über eine halbe Stunde war das Spiel unterbrochen und wurde dann nur unter der Maßgabe fortgesetzt, dass es zu keinerlei weiteren Zwischenfällen kommt. Mit dem Fast-Abbruch wird sich nun das Sportgericht des NOFV beschäftigen. Beiden Vereinen drohen hohe Geldbußen.

Ralph-Peter Palitzsch

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