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Straßenfußballer, Näschen, Risiko: Duckschs DFB-Nominierung der "Verrücktheit"

Werder-Angreifer zitterte nach Nagelsmann-Anruf

Straßenfußballer, Näschen, Risiko: Duckschs DFB-Nominierung der "Verrücktheit"

Werders Marvin Ducksch ist zum ersten Mal für die Nationalelf nominiert.

Werders Marvin Ducksch ist zum ersten Mal für die Nationalelf nominiert. IMAGO/Nordphoto

Die Handynummer von Julian Nagelsmann fehlte bislang noch im Telefonbuch von Marvin Ducksch. Weshalb sich der Profi des SV Werder Bremen auch nicht sofort hundertprozentig sicher war, ob es sich am anderen Ende der Leitung tatsächlich um den Bundestrainer handelte, der ihn nun für die bevorstehenden Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft gegen die Türkei und Österreich nominierte. "Man hat sich da schon gedacht, jetzt scherzt da irgendjemand", sagte der 29-Jährige, "gerade, weil das Thema auch medial so präsent war".

Zuletzt hatte etwa Sky-Experte Didi Hamann via kicker angeregt, eine DFB-Nominierung von Ducksch in Erwägung zu ziehen: "Ducksch zeigt seit eineinhalb, zwei Jahren, was er für ein guter Stürmer ist. Dann muss man auch über ihn sprechen." In dem Gespräch mit Nagelsmann habe der Bremer dann jedenfalls "relativ früh auch die Stimme erkannt", und spätestens da wusste er, dass für ihn "ein Kindheitstraum" in Erfüllung gehen wird: "Höher kann man nicht kommen im Fußball, wenn man für sein eigenes Land spielen darf."

Ducksch: "Ich habe am ganzen Körper gezittert"

Als das Telefonat beendet war, "war ich auf jeden Fall sehr aufgeregt und nervös - das kenne ich so eigentlich gar nicht von mir", verriet Ducksch den Werder-Vereinsmedien: "Ich habe kurz am ganzen Körper gezittert." Auch seinen ehemaligen Bremer Sturmpartner Niclas Füllkrug, der ihm mit seiner erstmaligen DFB-Nominierung rund ein Jahr zuvorgekommen war, versuchte er anschließend telefonisch zu erreichen, zunächst vergeblich: "Am Abend haben wir dann kurz getextet."

Möglich, dass der BVB-Angreifer und Ducksch nun auch für die Nationalmannschaft wieder gemeinsam stürmen werden, wie Nagelsmann durchblicken ließ: "Er kennt Fülle sehr gut, auch das ist sicherlich eine Komponente, die uns helfen kann", so der 36-Jährige: "Und hinsichtlich der EM wollen wir noch einen zweiten, dritten Stürmer dabei haben. Wir wollen sehen, wie Marvin es macht - ich bin guter Dinge, weil er gut im Flow ist. Und er bringt auch einen guten Grad an Verrücktheit ein, den wir auch brauchen."

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Werner über Ducksch: "Steht für besondere Momente"

Was damit gemeint sein dürfte, dazu bezog dann am Freitagmittag Ole Werner noch einmal dezidiert Stellung, nachdem sein Vereinstrainer in der Vergangenheit schon öfter auf die außergewöhnlichen Instinkte von Ducksch hingewiesen hatte. "Marvin steht auf dem Platz schon für besondere Momente. Er ist ein Spieler, der ein Stück weit immer noch Straßenfußballer ist, der ein Näschen hat und Dinge tut, die manchmal auch mit sehr viel Risiko verbunden sind - die aber vielleicht auch nicht jeder sieht und so spielen würde."

In diesen Situationen verkörpere der Angreifer dann auch "das Selbstvertrauen und diese Verrücktheit - egal, wie das am Ende des Tages andere beurteilen. Das sorgt in unserem Spieler immer wieder für Überraschungsmomente. Dafür gehen die Zuschauer ins Stadion", so der Werder-Coach weiter: "Ich könnte mir vorstellen, dass der Bundestrainer das damit meint."

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