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Stojkovic: "Ich war vom ersten bis zum letzten Tag bei Rapid hochprofessionell"

Exklusives Gespräch mit dem LASK-Akteur

Stojkovic: "Ich war vom ersten bis zum letzten Tag bei Rapid hochprofessionell"

Filip Stojkovic bricht sein Schweigen.

Filip Stojkovic bricht sein Schweigen. GEPA pictures

Der Aufschrei in der österreichischen Fußballwelt war groß, als der SK Rapid Wien am 27. Mai die fristlose Entlassung von Filip Stojkovic verkündete. Was war passiert? Während die ohnehin schon ersatzgeschwächten Rapidler gegen die WSG Tirol um das Minimalziel Europacup-Qualifikation kämpften, feierte der Rechtsverteidiger in Belgrad den Cupsieg seines Ex-Klubs Roter Stern über Erzrivalen Partizan.

Stojkovic hatte schon die beiden Ligaspiele zuvor gegen Salzburg und den Wolfsberger AC aufgrund einer Nackenverletzung verpasst, die Bilder aus der serbischen Hauptstadt brachten das Fass bei Rapid dann aber zum Überlaufen. "Die Rapid-Familie erwartet zurecht von jedem Spieler vollen Einsatz und Identifikation. Ich bin auch persönlich sehr enttäuscht, dass dies scheinbar nicht mehr für alle selbstverständlich zu sein scheint. Es ist doppelt verwerflich, wenn ein Spieler, der unsere Mannschaft einige Male als Kapitän auf das Feld geführt hat, Party feiert, obwohl er nicht mehr für seinen Arbeitgeber spielen kann", sagte Präsident Martin Bruckner.

Nicht wesentlich begeisterter äußerten sich auch die beiden Geschäftsführer Zoran Barisic und Christoph Peschek, um Stojkovic wurde es - bis auf seinen wenige Tage später verkündeten Wechsel zum LASK - ruhig. Im kicker-Interview brach der Serbe mit montenegrinischem Pass nun aber sein Schweigen.

Stojkovic: "Ich habe auch ein Privatleben"

"Bevor ich nach Belgrad gefahren bin, habe ich mit dem Sportdirektor und dem Doktor gesprochen. Ich hatte eine Verletzung. Beide haben mir gesagt, dass es okay ist, nach Belgrad zu meinem Physiotherapeuten zu fahren. Ich war nicht dort, um mir das Spiel anzusehen", führte Stojkovic aus. Er habe die Partie lediglich in seiner Freizeit verfolgt, denn "ich habe auch ein Privatleben. So wie alle Spieler."

Die Vorwürfe von Seiten der Verantwortlichen kann Stojkovic daher nicht nachvollziehen: "Ich war vom ersten bis zum letzten Tag bei Rapid hochprofessionell." Eine Verfehlung hinsichtlich seiner Vorbildfunktion stellte der Rechtsverteidiger angesichts seines Verhaltens nicht fest.

Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu den Rapid-Fans. Nun müssen sie meine Entscheidung, dass ich hierher gekommen bin, akzeptieren.

Filip Stojkovic

Mancherorts wurde Stojkovic nach seinem unrühmlichen Abschied von Rapid als "Verräter" und "Judas" beschimpft, Angst vor dem ersten Wiedersehen mit dem Anhang der Hütteldorfer hat der 29-Jährige aber nicht: "Ich habe damit kein Problem. Das war schon in Serbien bei den Derbys so. Ich war damals Kapitän bei Roter Stern und der Erste, der von den Partizan-Fans beleidigt wurde."

"Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu den Rapid-Fans. Nun müssen sie meine Entscheidung, dass ich hierher gekommen bin, akzeptieren. Ich verstehe aber, dass sie frustriert sind", so Stojkovic weiter. Wechsel würden nun einmal zum Geschäft dazugehören: "So ist der Fußball. Ich denke, dass das normal ist."

Die Top-Sommertransfers der österreichischen Bundesliga

Nun möchte sich Stojkovic voll und ganz auf seine Aufgabe beim LASK konzentrieren. Ersten Kontakt mit Sportdirektor Radovan Vujanovic gab es bereits im März, anschließend habe er sich "dann relativ schnell entschieden, zum LASK gehen zu wollen. Hier gibt es eine gute Vision und ich freue mich schon darauf, im nächsten Jahr im neuen Stadion spielen zu können."

Die Umstände, dass die Oberösterreicher in der vergangenen Spielzeit eine Europacup-Teilnahme verfehlten und Stojkovic bei einer Vertragsverlängerung in Wien dem Vernehmen nach zum Topverdiener aufgestiegen wäre, schreckten den Defensivmann nicht ab. "Ich hätte mit Roter Stern vor meinem Wechsel zu Rapid sogar in der Champions League gespielt. Rapid spielte damals auch nicht international. Mir ist das egal", so Stojkovic. Er sei hier, um mit dem LASK eine gute Saison zu spielen.

Stojkovic peilt Top-Platzierung an

An Vertrauen in die eigene Stärke mangelt es Stojkovic jedenfalls nicht: " Wir werden uns sicher für die Meistergruppe qualifizieren und die Saison unter den vier besten Teams abschließen." Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es daher bereits in der Vorbereitung voller Konzentration: "Für uns wird es darum gehen, im Training 100 Prozent und in den Spielen 200 Prozent zu geben. Wir wollen natürlich jedes Spiel gewinnen."

Zum entscheidenden Faktor könnte dabei Didi Kühbauer werden. Stojkovic zählte unter dem 51-Jährigen schon bei Rapid zu den Stammkräften und hat wohl nicht zuletzt deswegen ausschließlich lobende Worte für seinen Trainer parat: "Ich kann nur das Beste über ihn sagen. Er ist ein guter Coach und ein guter Mentor. Wir haben mit ihm eine sehr gute Chance, eines der besten Teams der Liga zu werden."

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