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Statt Aufbruch herrscht Alarmstimmung: Flick gerät unter Druck

Kommentar

Statt Aufbruch herrscht Alarmstimmung: Flick gerät unter Druck

Der nächste Dämpfer: Hansi Flick gerät nach dem 3:3 gegen die Ukraine in Erklärungsnot.

Der nächste Dämpfer: Hansi Flick gerät nach dem 3:3 gegen die Ukraine in Erklärungsnot. imago images

Das 1000. Länderspiel der DFB-Geschichte wollten Bundestrainer Hansi Flick und die deutsche Nationalmannschaft nutzen, um den schwachen Eindruck vom März-Test gegen Belgien (2:3) zu korrigieren und ein Jahr vor der Heim-EM endlich Aufbruch und Hoffnung entfachen. Nach einem dramatisch unbeholfenen und unsortierten 3:3-Auftritt gegen die Ukraine herrscht indes Alarmstimmung bei den Fans - und die Angst, dass die Heim-EM zum vierten Turnier-Fiasko in Folge wird. Diese Vorstellung bringt vor allem den Bundestrainer, der am Seitenrand einen ratlosen Eindruck machte und nach dem Abpfiff umgehend den Platz verließ, unter Druck und in Erklärungsnot.

Nur bis zum Anpfiff lief dieses Jubiläumsspiel wie vom DFB erhofft. Nach mehr als elf Jahren durfte Bremen mal wieder Schauplatz eines Länderspiels sein, und die Bilder auf dem Rasen und auf den Rängen waren ein zum Anlass passender und würdiger Rahmen für diese denkwürdige Partie. Viele blau-gelbe Fahnen und Trikots auf den Tribünen zeugten von der großen Schar an ukrainischen Anhängern, überall waren Solidaritätsbekundungen mit dem vom russischen Angriffskrieg gebeutelten Land zu sehen, und die vielleicht größte Symbolkraft lieferten die allesamt aus der Ukraine geflüchteten Einlaufkinder.

Das Erscheinungsbild der deutschen Mannschaft indes war - trotz der beherzten Aufholjagd in den Schlussminuten - von vorn bis hinten nicht stimmig. Flick hatte sich auf eine recht eigenwillige Startelf festgelegt - durchsetzt mit Spielern, die schon in den letzten Saisonwochen in ihren Vereinen ihrer Form hinter hinkten. Und diesen Eindruck bestätigten allen voran David Raum, Nico Schlotterbeck, Leroy Sané und Leon Goretzka auch mit ihren alarmierend defizitären Auftritten.

Hoffnungsträger Kai Havertz brachte Flick erst zur Halbzeit. Jamal Musiala und Florian Wirtz, die die Zukunft des deutschen Fußballs verkörpern, durften gar erst mitwirken, als seine Mannschaft beim 1:3 schon mit dem Rücken zur Wand stand. Erst als dieses Trio gemeinsam auf dem Feld war, entstand Esprit.

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Komplett daneben ging auch Flicks Experiment, durch die Umstellung von Viererkette auf Dreierreihe mehr defensive Stabilität zu erzeugen, als dies beispielsweise bei der WM-Pleite gegen Japan und dem jüngsten 2:3-Test gegen Belgien der Fall war. Mit einfachsten Mitteln düpierte der Weltranglisten-30., der sich nicht für die WM qualifiziert hatte, die deutsche Hintermannschaft.

Flick, der nach der kläglichen Katar-WM eine zweite Chance wollte und bekam, muss schleunigst Lösungen finden und Ergebnisse vorweisen, schon am Freitag in Polen und am Dienstag gegen Kolumbien. Sonst verlieren immer mehr den Glauben, dass mit dem einstigen Bayern-Erfolgstrainer bis zur EM ein Turnaround möglich ist.

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