Handball

Handball-WM 2023: Alfred Gislasons bemerkenswerte Auszeit

Vielsagende Worte des Bundestrainers

"Spielt, was ihr wollt": Gislasons bemerkenswerte Auszeit

Nicht mehr der "Schleifer" vergangener Tage: Bundestrainer Alfred Gislason sucht die Kommunikation.

Nicht mehr der "Schleifer" vergangener Tage: Bundestrainer Alfred Gislason sucht die Kommunikation. imago images

Natürlich fand der wichtigste Mann im deutschen Handball nach dem 39:19-Kantersieg über Argentinien zum Auftakt der WM-Hauptrunde das Haar in der Suppe. "Ich bin extrem zufrieden - außer dass wir mit zwei technischen Fehlern angefangen haben", sagte Gislason mit einem Lächeln in seiner ersten Analyse am ARD-Mikrofon.

Die völlig unnötigen Ballverluste von Philipp Weber und Juri Knorr ließen wahrlich nichts Gutes verheißen, doch die DHB-Auswahl legte den Schalter anschließend sofort um. Deutschland dominierte den Gegner, führte zur Pause bereits mit 13 Toren und baute den Vorsprung mit der zweiten Garde nach dem Seitenwechsel sogar noch auf 20 Treffer aus. Eine Machtdemonstration eines Teams, das sich wirklich im berühmten "Flow" befindet.

Gerade die Abwehr machte am Donnerstagabend einen hervorragenden Job, in den zweiten 30 Minuten ließ die Abwehr vor Keeper Joel Birlehm gerade einmal acht Gegentreffer zu. Der Matchplan sei voll aufgegangen, sagte Gislason: "Wir wollten ihnen in den ersten zehn Minuten zeigen, dass sie keine Chance haben."

Klein: "Das habe ich auch noch nie von ihm gehört"

Die Argentinier waren so chancen- und ratlos, dass Coach Guillermo Milano noch vor Ablauf der ersten 15 Minuten bereits zwei Auszeiten aufgebraucht hatte. Das Mittel, um den Spielfluss des DHB-Teams zu stoppen, versandete. Bemerkenswert war dabei nicht die Ansprache Milanos, sondern die von Gislason. "Spielt, was ihr wollt", warf der Isländer seinem Team in dem nur wenige Sekunden andauernden Austausch hin. 

"Das habe ich auch noch nie von ihm gehört", erklärte ARD-Experte Dominik Klein nach Schlusspfiff mit Gislason an seiner Seite. Der Weltmeister von 2007 muss es wissen, spielte er zwischen 2008 und 2016 doch acht Jahre unter dem 63-Jährigen beim THW Kiel. "Musstest du heute nichts sagen?", schob Klein feixend hinterher.

Gislason: "Die haben gesehen, dass sie keine Chance haben"

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Gislason, der einst als "Schleifer" galt und sich immer mehr hin zu einem Kommunikator entwickelt, entgegnete mit einem Lachen: "Bei mir können die Spieler schon mitreden. Ich versuche, die Köpfe von allen zu aktivieren. Auch wenn das von außen manchmal nicht so aussieht." Mittlerweile durchaus.

"Wenn die Jungs so gute Entscheidungen treffen, muss ich ihnen auch freien Lauf lassen", warf Gislason noch ein. 39 geworfene und nur 19 kassierte Tore zeugen von solchen "guten Entscheidungen". Die es auch gegen die Niederländer am Samstag (20.30 Uhr) in einer Vielzahl brauchen wird.

Gislason warnt vor Niederlandes "überragendem Angriff"

"Wir müssen extrem gut in der Abwehr stehen, weil sie meiner Meinung nach einen überragenden Angriff haben", so Gislason, der dabei besonders Kay Smits (SC Magdeburg), Luc Steins (Paris Saint-Germain) und Dani Baijens (HSV Hamburg) hervorhob. 

Zeit verlieren in der Vorbereitung auf den nächsten Gegner will Gislason nicht. Er wolle noch am Abend - "schnellstmöglich" - das Spiel von Oranje gegen Katar (32:30) auswerten: "Heute Nacht haben die Jungs dann online, was sie sich anschauen müssen. Wir freuen uns richtig drauf." 

Ob es den Niederländern nach den ersten vier deutschen Auftritten in Polen ähnlich geht?

msc

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