Die Vorzeichen vor dem Duell zwischen Sporting und Tottenham waren eindeutig. Beide waren mit je einem Sieg in die Champions League gestartet. Dementsprechend gewillt waren sowohl die Gastgeber als auch die Spurs, mit einem erneuten Erfolg bereits den Blick vorsichtig in Richtung K.o.-Runde zu richten.
Besonders Tottenham war der Ehrgeiz anfangs anzumerken. Die Londoner hatten wie alle Premier-League-Klubs am Wochenende spielfrei und standen voll im Saft. Schon früh liefen sie ihren Gegner an und zwangen Sporting immer wieder zu Ballverlusten. Coach Antonio Conte hatte nach dem 2:0 über Marseille lediglich Davies für Lenglet in die Startelf geworfen. Dementsprechend eingespielt wirkten die Engländer zu Beginn.
Champions League, Gruppe D, 2. Spieltag
Die klareren Chancen hatte im ersten Durchgang jedoch Sporting. Nachdem Lissabons Trainer Ruben Amorim in der Liga am Wochenende das Trio um Matheus Reis, Ugarte und Pedro Porro geschont hatte, vertraute er quasi auf die gleiche Elf, die Frankfurt mit 3:0 bezwang (lediglich der frühere Mainzer St. Juste rotierte wegen muskulärer Beschwerden raus). Und ähnlich wie gegen die Eintracht setzten die Grün-Weißen gefährliche Konter. Bereits in der siebten Minute scheiterte Pedro Goncalves mit seinem Linksschuss am glänzenden Lloris.
Spektakuläres Solo von Edwards bleibt ungekrönt
Auch Tottenham mühte sich zu Torchancen. Trotz Vorteilen beim Ballbesitz und in der Passquote wurde es allerdings nur selten zwingend. Richarlison stand gleich mehrfach im Abseits - einmal traf der Brasilianer sogar in die Maschen, musste dann aber die erhobene Fahne des Linienrichters erblicken (43.).
Wenig später dann die beste Szene der ersten Halbzeit. Edwards tanzte mit Zug zum Tor fünf Gegenspieler aus und zog mit Tempo in den Strafraum. Dort spielte er einen Doppelpass mit Trincao, ließ noch zwei Londoner alt aussehen und kam zum Abschluss mit der Fußspitze. Lloris verhinderte mit seiner Parade ein Traumtor (45.+2).
Spurs erst entfesselt und später überrumpelt
Die Spurs starteten in den zweiten Durchgang, wie Sporting den ersten beendet hatte - mit einer Großchance. Emerson Royal schloss nach dem feinen Zuspiel von Kane schnörkellos ab, doch Adan bekam noch rechtzeitig die Beine zu (50.). Aber Tottenham blieb jetzt am Drücker. Die Gastgeber kamen nur noch selten zu Entlastungsangriffen.
Erst Mitte der zweiten Hälfte kippte das Spiel, weil die Londoner das Tempo nicht mehr hochhalten konnten. Stattdessen wurde die Partie im Estadio José Alvalade immer fahriger und die Torraumszenen seltener. Gleich fünf Gelbe Karten hagelte es in den zweiten 45 Minuten. Der eingewechselte Kulusevski kam dann noch einmal mit Dampf über links und konnte nur durch ein taktisches Foul gestoppt werden (75.). Aus dem fälligen Freistoß machten die Spurs aber zu wenig.
In der Schlussphase der Partie wirkte es dann ganz so, als könnten alle Beteiligten gut mit einem Remis leben - mit Ausnahme von Pedro Porro, der von rechts entlang der Strafraumkante in die Mitte zog und Lloris schließlich zu einer starken Parade zwang (90.). Doch es sollte noch den fälligen Eckstoß geben: Pedro Goncalves flankte den Ball butterweich an den ersten Pfosten, der eingewechselte Paulinho stieg dort am höchsten und bugsierte das Leder per Kopf in die Maschen - 1:0.
Die späte Führung sorgte nicht nur dafür, dass die Heimfans in einen unverhofften Jubel ausbrachen, sondern auch dafür, dass Tottenham in der Nachspielzeit noch einmal alles nach vorne warf. Dementsprechend groß waren die Räume für die Gastgeber. Der ebenfalls von der Bank gekommene Arthur Gomes nutzte das gnadenlos aus, ließ bei einem Solo gleich mehrere Gegenspieler stehen und schob abgeklärt zur Entscheidung ein (90.+3).
Damit steht Sporting in Gruppe D an der Spitze der Tabelle. Tottenham lässt trotz einer Leistungssteigerung nach der Pause Federn in Portugal. Die Londoner treffen nun am Samstag (18.30 Uhr) in der Premier League auf Leicester. Die Elf von Ruben Amorim ist am Samstag (21.30 Uhr) bei Boavista Porto zu Gast. Nach der Länderspielpause gastieren die Spurs dann am 4. Oktober (21 Uhr) in der Champions League bei Eintracht Frankfurt. Kurz zuvor (18.45 Uhr) gastiert Sporting in Marseille.