Tennis

Australian Open, Finale: Sinner dreht 0:2 gegen Medvedev

Italiener gewinnt Australian-Open-Finale

Sinner dreht 0:2 und krönt sich gegen "Schachspieler" Medvedev

Größter Erfolg der noch jungen Karriere: Jannik Sinner ist Australian-Open-Sieger.

Größter Erfolg der noch jungen Karriere: Jannik Sinner ist Australian-Open-Sieger. AFP via Getty Images

Manchmal sind aller guten Dinge eben nicht drei. 2021 und 2022 hatte Daniil Medvedev jeweils das Australian-Open-Finale verloren, in diesem Jahr fehlte dem Russen abermals nur ein Satz zum Titel in Melbourne. Am Ende aber gewann Jannik Sinner am Sonntag nach 3:46 Stunden und immenser Leistungssteigerung 3:6, 3:6, 6:4, 6:4, 6:3.

Und irgendwie war es ja nur folgerichtig: Über die zwei Wochen gesehen war Sinner der stärkste Spieler im riesigen Starterfeld. Bis zum Halbfinale gegen Novak Djokovic hatte er keinen einzigen Satz abgegeben. Für den 22 Jahre alten Südtiroler ist es der erste Grand-Slam-Titel der Karriere - und die Fortsetzung eines riesigen Aufschwungs in den vergangenen Monaten.

Dabei hatte alles ganz anders begonnen, Medvedev hatte sich einen zunächst bestens funktionierenden Plan zurechtgelegt. Ganz besonders im ersten Satz agierte er überraschend aktiv und mutig, kam immer wieder ans Netz. 86 Prozent seiner ersten Aufschläge kamen ins Feld, null Breakbälle ließ er zu. Nach einer guten halben Stunde erspielte er sich stattdessen drei Satzbälle, der letzte bedeutete den Gewinn des Durchgangs mit 6:3.

Elf statt null Breakchancen gegen Sinner

"Schachspieler" Medvedev brachte auch in der Folge jeden Ball zurück, sodass Sinner sich jeden einzelnen Punkt hart erarbeiten musste. Nachdem der Südtiroler gegen Djokovic im Halbfinale noch sensationell null Breakchancen zugelassen hatte, waren es in den ersten zwei Sätzen diesmal schon deren elf.

Abermals zwei davon nutzte der Russe, der die Bälle für seine Verhältnisse ungewohnt früh nahm, ließ bei 5:1-Führung aber selbst ausnahmsweise ein Rebreak zu. Wieder mit 6:3 kam er durch, doch gegen Ende dieses zweiten Satzes lief das Match auf Augenhöhe ab.

Satz vier kopiert Satz drei

So überraschte es nicht, dass der dritte Durchgang "geordneter" und arm an Breaks daherkam. Längst schaffte es Sinner, der sein erstes Grand-Slam-Endspiel überhaupt bestritt, seine Schlagkombinationen wieder zielstrebig und technisch sauber zu Ende zu bringen. Beim Stand von 5:4 bot sich dann plötzlich ein Satzball für ihn - und schon stand es nach Sätzen nur noch 2:1 für Medvedev.

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Sinner begann Satz vier direkt wieder mit einem - diesmal nicht genutzten - Breakball. Medvedev, der im Halbfinale gegen Zverev über fünf Sätze gegangen war, wirkte vorübergehend etwas kraftlos, vermochte weniger Druck zu machen. Immer schwieriger wurde es vor allem für den Russen, seine Aufschlagspiele zu behalten, öfter ging es über Einstand.

Beim Stand von 5:4 für Sinner kam es zur Duplizität der Ereignisse: Sinner gelang gegen Medvedev, der sich inzwischen fast nur noch als Verteidiger betätigte, wieder zum bestmöglichen Zeitpunkt das Break - Satzausgleich!

Schon 2022 hatte Medvedev gegen Nadal ein 2:0 verspielt

Längst kamen Erinnerungen an 2022 auf, als der heute 27-jährige Russe gegen Rafael Nadal nach starkem Start eine Zwei-Satz-Führung noch vergab. Auch Sinner wird diese Vorgeschichte im Hinterkopf gehabt haben.

Im entscheidenden Durchgang breakte er - längst mit maximal entschlossener Körpersprache - zum 4:2 und ließ sich diesen Vorteil bis zum Ende nicht mehr nehmen. Eine Vorhand longline beschloss dieses Finale, das sich rückblickend in zwei grundverschiedene Hälften teilen ließ.

pab

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