WM

Respektlos? Brasilianer verteidigen Tanzeinlagen gegen Südkorea

Keane übt scharfe Kritik

"Sehr respektlos"? Raphinha & Co. verteidigen Tanzeinlagen

Lockere Hüften: Vinicius Junior, Raphinha, Lucas Paqueta und Neymar (v.li.) jubeln auf ihre Weise gegen Südkorea.

Lockere Hüften: Vinicius Junior, Raphinha, Lucas Paqueta und Neymar (v.li.) jubeln auf ihre Weise gegen Südkorea. Getty Images

Die deutsche Tanzshow "Let's Dance" hat ihren Ursprung im britischen Original "Strictly Come Dancing". Und genau diese Sendung war am Montagabend plötzlich auch am Rande der WM 2022 Thema.

Weil die brasilianische Nationalmannschaft bei ihrem mitreißenden 4:1-Sieg gegen Südkorea im Achtelfinale gleich mehrere Tanzeinlagen präsentierte, schäumte Roy Keane, der überhaupt gerne schäumt und nicht zuletzt dafür als TV-Experte bezahlt wird, im britischen Fernsehen.

"Ich kann nicht glauben, was ich sehe", echauffierte sich der frühere Mittelfeldspieler von Manchester United bei "ITV" schon zur Halbzeitpause. "Ich habe noch nie so viel Getanze gesehen. Es ist, als würde man 'Strictly' anschauen." Nach jedem ihrer vier Tore hatten die Brasilianer auf dem Rasen getanzt; nach dem zwischenzeitlichen 3:0 - dem wohl schönsten Treffer des Abends - hatte es Torschütze Richarlison sogar geschafft, dass auch Nationaltrainer Tite die Hüften schwingt.

Tite sah die Kritik schon kommen - Raphinha kündigt weitere Einlagen an

"Mir gefällt das nicht", ließ sich Keane von der kindlichen Freude des Rekordweltmeisters nicht anstecken. "Die Leute sagen, es sei ihre Kultur. Aber ich finde, es ist dem Gegner gegenüber sehr respektlos." Vor allem störte den 51-Jährigen, dass nach jedem Tor getanzt wurde. "Das ist überhaupt nicht gut."

Tite, der sich mit Richarlison schon im Vorfeld zum Tanz verabredet hatte, hatte derlei bereits kommen sehen. "Ich habe zu ihm gesagt: Wenn du es mir zeigst, mache ich es. Aber wir müssen aufpassen, denn viele Leute werden sagen, dass es respektlos sei." Zum Glück gab es auch viele, die darin einfach nur die pure Freude erkannten, die ehemalige englische Nationalspielerin Eniola Aluko etwa ("Ich liebe es, als wären wir auf einer brasilianischen Party"), die mit Keane zusammen im Studio saß.

"Das Problem hat derjenige, dem es nicht gefällt. Wir werden weiter tanzen", zeigte sich auch Flügelstürmer Raphinha unbeeindruckt von der Kritik. "Das ist unser Ausdruck der Freude, wenn wir ein Tor erzielt haben. Wir machen das nicht, um respektlos zu sein. Wenn das jemandem nicht gefällt, können wir auch nicht viel machen. Wir werden weiter Tore schießen und danach tanzen."

Auch Tite versicherte, der rhythmische Jubel sei kein Ausdruck mangelnden Respekts, sondern schlichtweg "ein Gefühl der Freude über das Tor". Wie seine Spieler hofft er auf weitere Tanz-Anlässe im WM-Viertelfinale gegen Kroatien am Freitag (16 Uhr, LIVE! bei kicker) - vergaß nach dem Spektakel vom Montag aber nicht, auch die Defensivleistung der gesamten Elf hervorzuheben: "Ohne Balance hätten wir dieses Spiel verloren."

jpe