Was macht Neymars Knöchel? Das war die beherrschende Frage vor Brasiliens Achtelfinalpartie gegen Südkorea gewesen. Zum Anpfiff konnten die brasilianischen Fans aufatmen, denn Neymar stand auf dem Rasen des Stadium 974 in Doha - und gleich mittendrin im Geschehen.
Brasiliens schneller Doppelschlag
Der Superstar von PSG verpasste zwar zunächst noch beim ersten gefährlichen Angriff eine Hereingabe von Raphinha am ersten Pfosten, am langen vollendete Vinicius Junior überlegt zur frühen Führung (7.). Nach Jungs Foul an Richarlison, der nach seiner Pause gegen Kamerun (0:1) wieder im Sturmzentrum begonnen hatte, durfte Neymar dann aber zum Elfmeterpunkt schreiten und verwandelte nach lässigem Anlauf sowie humorlosen Abschluss ins rechte Eck sicher zum 2:0 (13.).
Die Taegeuk Warriors versteckten sich zwar nicht - der ehemaligen Leipziger Hwang, der nach seinem späten 2:1-Siegtreffer gegen Portugal anstelle von Lee randurfte, zwang Alisson zu einer Flugeinlage (17.) -, waren meist aber gegen eine kombinationssichere Seleçao in der Defensive gebunden. Dort spielte Neapels Kim für Kwon - und musste mitansehen, wie die Brasilianer sich fortan in einen Rausch spielten.
Weitere Kombinationen, weitere Tore
Richarlison gab vor dem Strafraum den Ballakrobat, über die weit aufgerückten Innenverteidiger Marquinhos und Thiago Silva bekam der Angreifer den Ball im Strafraum zurück und erzielte sein drittes Turniertor (29.) - eine perfekte Kombination. Lucas Paqueta legte nur sieben Minuten später nach einem ebenfalls stark vorgetragenen Angriff gar das vorentscheidende 4:0 nach (36.).
Dass Brasiliens Trainer Tite in der Defensive etwas improvisieren (Alex Sandro und Alex Telles fehlten verletzt) und Danilo auf die eher ungewohnte linke Abwehrseite stellen musste, machte sich in der ersten Hälfte nicht bemerkbar. Der Rekordweltmeister ließ nahezu nichts zu - und wenn doch einmal Hwang durchbrechen konnte, war Keeper Alisson auf dem Posten (33.).
Richarlison und Vinicius Junior bejubeln einen von vier Treffern in der ersten Hälfte. I'M'AGO/Ulmer/Teamfoto
Brasiliens Stammkräften hatte die Pause gegen Kamerun gut getan. Vinicius Junior, Raphinha, der wieder fitte Neymar sowie Richarlison zeigten sich spielfreudig und wirbelten weiter die Abwehr der Südkoreaner munter durcheinander. Lucas Paqueta (45.+1) und Richarlison (45.+4) versäumten es sogar, das Ergebnis weiter in die Höhe zu schrauben.
Son verpasst den Ehrentreffer
In den zweiten Durchgang starteten dann aber die Südkoreaner mit ihrem Superstar fast perfekt. Son scheiterte nach Marquinhos' Stellungsfehler am stark reagierenden Alisson (47.).
Danach übernahmen wieder die Brasilianer, die es nun allerdings weitaus dosierter in der Offensive angingen. Wenn es dann aber in den südkoreanischen Strafraum ging, wurde es meist gefährlich. Keeper Seung-Gyu Kim musste zweimal gegen Raphinha sein ganzes Können aufbieten (54., 62.).
Es war nicht so, dass die Seleçao gar nichts zuließ, aber bei den wenigen südkoreanischen Möglichkeiten war Alisson zunächst nicht zu überwinden. Auch als seine Vorderleute in der Schlussphase einen weiteren Gang zurückgeschaltet hatten, war die Hand des Liverpool-Keepers erneut bei einem strammen Abschluss von Hwang entscheidend dazwischen (68.).
Paik trifft aus der Distanz
Mit Beginn der Schlussviertelstunde gelang den tapfer kämpfenden und sich nie aufgebenden Südkoreanern immerhin noch durch einen abgefälschten Weitschuss des eingewechselten Paik der verdiente Ehrentreffer (76.) - für mehr fehlte die Klasse an diesem WM-Abend.
Im Viertelfinale wartet auf die spielfreudige Seleçao nun am Freitag (16 Uhr, LIVE! bei kicker) der 2018er Vize-Weltmeister Kroatien, der sich am Nachmittag gegen Japan im Elfmeterschießen durchgesetzt hatte.