Schottland, das hinter Dänemark auf Rang zwei in seiner WM-Qualifikationsgruppe gelandet ist, begann das erste Pflichtspiel in diesem Kalenderjahr mit voller Kapelle, auch die Premier-League-Stars um McTominay (ManUnited), Robertson (Liverpool) oder McGinn (Aston Villa) standen bei Steve Clarke in der Startelf.
Auch die Gäste aus der Ukraine, die seit dem Kriegsbeginn in ihrer Heimat lediglich Testspiele absolvieren konnten und unter anderem drei Wochen zuvor gegen Gladbach getestet hatten, begannen unter der Leitung von Oleksandr Petrakov und angeführt von Kapitän Yarmolenko (West Ham) mit dem bestmöglichen Personal. Unter anderem ManCitys Zinchenko oder Bergamos Malinovskyi fanden sich auf dem Feld wieder.
Unabhängig vom hohen sportlichen Wert der Begegnung im Hampden Park - immerhin ging es um das Erreichen des Finals um das letzte europäische WM-Ticket - hatte das Spiel auch eine hohe symbolische Bedeutung. Unter tosendem Applaus kamen die ukrainischen Akteure eingehüllt in die Flagge ihrer Nation aus den Kabinen, auch bei der Nationalhymne wurde es emotional.
Dann aber ging es eben doch um das Sportliche - und da begannen die Ukrainer mit einer harten Gangart, Yaremchuk (5.) und Malionvskyi (11.) wurden früh von Schiedsrichter Danny Makkelie (Niederlande) verwarnt.
Gordon pariert mehrfach - Yarmolenko sehenswert zur Führung
Damit schienen die Gäste den Bravehearts fürs Erste aber den Schneid abgekauft zu haben, denn Schottland agierte lediglich mit langen Bällen und konnte die ukrainischen Verteidiger damit in der ersten Hälfte zu keinem Zeitpunkt in Bedrängnis bringen.
Anders sah es da schon auf der Gegenseite aus, die Gastgeber konnten sich in der Anfangsphase gleich mehrfach bei Keeper Gordon bedanken, der die Null vorerst hielt. Erst lenkte er einen Versuch von Tsygankov über die Querlatte (9.), dann warf er sich Yarmolenko aus kurzer Distanz erfolgreich in die Schussbahn (17.), schließlich schnappte er dem Kapitän auch noch die Kugel vom Fuß (20.).
Dennoch blieb die Ukraine aktiv und schlug die Bravehearts schließlich mit ihrem eigenen Stilmittel: Ein langer Ball von Malinovskyi erreichte Yarmolenko, der Ex-Dortmunder nahm die Kugel ansehnlich runter und löffelte sie anschließend gefühlvoll über Gordon hinweg ins Tor (33.). Die Führung war zu diesem Zeitpunkt hochverdient, und da im Anschluss bis zur Pause nicht mehr viel passierte, hatte sie bis zum Gang in die Kabine Bestand.
Yaremchuk schockt Schottland
Clarke brachte mit Wiederanpfiff Christie für den vorbelasteten Dykes und stellte damit etwas um, Christie war die spielerische Lösung. Doch zunächst folgte der nächste Rückschlag, denn Yaremchuk köpfte am zweiten Pfosten eine Hereingabe von Karavaev zum 2:0 (49.).
Auch im Anschluss verteidigte die Ukraine äußerst souverän und legte nach vorne ordentlich Spielfreude an den Tag, Schottland brauchte lange, bis es sich vom zweiten Gegentreffer erholt hatte und den Druck erhöhte. Die erste Chance hatte dabei McGinn, der von einem Fehler Bushchans nicht profitieren konnte und seinen Kopfball aus fünf Metern am Tor vorbeisetzte (68.).
Bushchan vom Held zum Fehlerteufel - Packende Schlussphase
Dennoch wirkten die Gäste durch die vermehrten Vorstöße der Schotten verunsichert, plötzlich schien ein Treffer der Gastgeber nur noch eine Frage der Zeit, doch Bushchan hielt mit seiner Parade gegen Adams (76.) der Ukraine den Zwei-Tore-Vorsprung - zumindest vorerst.
Denn nur Minuten später stand der Schlussmann von Dynamo Kiew negativ im Mittelpunkt, als er zunächst schwach mit einer Faust klärte und dann den Nachschuss McGregors durch die Arme flutschen ließ (80.). Nur noch 1:2 und der Hampden Park erwachte zu neuem Leben.
Hin und her ging es jetzt, die Ukraine wurde immer wieder nach Kontern gefährlich, Schottlands scharfe Flanken sorgten auf der Gegenseite für Herzrasen. Letztlich setzten sich die Gäste aber durch und stellten sogar den alten Abstand wieder her, da der eingewechselte Dovbyk mit dem Schlusspfiff einen Konter zum 3:1 nutzte (90.+5).
Während für Schottland der Traum von der Weltmeisterschaft in Katar damit geplatzt ist, muss die Ukraine nur noch einen letzten Schritt gehen, um erstmals seit 2006 wieder an einer Weltmeisterschaft teilnehmen zu können. Am Sonntag (20.45 Uhr) trifft die Ukraine in Cardiff auf Wales. Der Sieger erhält das letzte europäische WM-Ticket und trifft im November dann in Gruppe B auf England, Iran und die USA.