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Schlager im Interview: "Möchte meinen eigenen Style verkörpern"

Torhüter im kicker-Talk

Schlager im Interview: "Möchte meinen eigenen Style verkörpern"

Im Hier und Jetzt: Keeper Alexander Schlager.

Im Hier und Jetzt: Keeper Alexander Schlager. GEPA pictures

kicker: Aus welchen Gründen wollten Sie Torhüter werden?

Alexander Schlager: Ich habe bis zur U 14 als Feldspieler agiert, unter anderem als Stürmer und Innenverteidiger. Als ich danach in die Akademie kam, musste ich mich festlegen. Im Feld hat es mir einerseits Spaß gemacht, andererseits hatte ich nicht die Vorraussetzungen dafür, als Profi im Feld durchzustarten. Ein bisschen Talent im Tor war vorhanden und die Trainer haben mir nahegelegt, es als Keeper zu probieren und habe das dann gemacht. Komme aus einer Fußballerfamilie, wo alle gespielt haben und das Wichtigste ist der Spaß damals wie heute als Profi.

In Salzburg hat die Karriere begonnen. Mit 18 kam der Wechsel nach Leipzig. Was konnten Sie dort mitnehmen?

Als ich mit der Akademie in Salzburg fertig war, war ich in Liefering habe dort mittrainiert. Wir haben Möglichkeiten gesucht für mich zu spielen und dabei ist das Thema Leipzig aufgekommen. Ich habe mich entschlossen, das zu machen. Es war keine leichte Zeit dort. Habe mir nach kurzer Zeit einen Syndesmosebandriss zugezogen und habe meine Reha in Salzburg verbracht. Ich kann aber trotzdem sehr viel mitnehmen. Es war eine tolle Erfahrung für mich als junger Spieler. Es ist ein anderes Spiel in Leipzig, die Erwartungshaltung war sehr hoch dort. Wir sind mit der U 19 in unserer Liga Meister geworden und im Halbfinale gegen Hoffenheim ausgeschieden. Ich habe viel gelernt, neuen Input bekommen und neue Menschen kennengelernt.

Haben Sie ein Vorbild als Torhüter?

Früher war Petr Cech mein Vorbild. Mittlerweile gibt es richtig viele gute Torhüter. Es ist ein Genuss ihnen auf die Füße oder besser gesagt auf die Hände zu schauen. Aktuell habe ich kein Vorbild mehr. Ich will meinen eigenen Style verkörpern und meine Art reinbringen. In jeder Situation kann man was lernen und mitnehmen. Ich bin da sehr nervig zu meinem Torwarttrainer, der Videos am Laptop suchen und analysieren muss und dementsprechend die Inhalte plant.

Seit fast fünf Jahren sind Sie beim LASK engagiert. Wie war das erste Mal in Linz?

Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, als wäre es erst gestern passiert. Damals ist der Kontakt über den zu diesem Zeitpunkt tätigen U-21-Tormann-Trainer Wolfgang Wimmer zustande gekommen. Vom ersten Tag an hat man gespürt, jeder will arbeiten und sich verbessern. Mein damaliger Trainer Oliver Glasner hat zu mir gesagt, dass ich mir keinen Stress machen und mich in Ruhe erstmal reinfinden solle. Ich wurde super aufgenommen, die Mannschaft und der Verein hat es mir sehr leicht gemacht, mich vom ersten Moment an wohlzufühlen.

In der Qualifikationsgruppe sind Sie mit einem Punkt hinter der Admira Zweiter, nur vier Punkte Vorsprung auf den Abstiegsplatz. Hätten Sie damit gerechnet, dass es so eng wird?

Gerechnet selbst damit nicht. In jedem Spiel entscheiden Kleinigkeiten und ich sehe mich persönlich als Teil davon voranzugehen und die Jungs mitzuziehen. Dann bin ich sehr positiv gestimmt, dass wir das auch schaffen. Mit der Qualität, die wir im Kader haben muss das auch klar sein. Es wird uns nichts geschenkt, wir müssen bereit sein, dem Gegner unser Spiel aufzudrücken.

Das Ziel mit dem LASK ist also, Erster in der Qualigruppe zu werden?

Unser Ziel war es in die Meistergruppe zu kommen. Doch nun ist die Situation so wie sie ist. Ich schau nicht auf Platzierungen. Wir müssen momentan in jedem Spiel liefern, unsere Leistung bringen, performen und hart arbeiten, Woche für Woche. Dann kommt der Rest von alleine und bin überzeugt, dass wir die Spiele gewinnen werden. Man sieht, wie eng alles beisammen ist.

Wie ausgewechselt!? Sie mussten am häufigsten vorzeitig vom Platz

Bis 2023 stehen Sie beim LASK unter Vertrag. Darüber hinaus ist das Ausland ein Thema oder weiter beim LASK zwischen den Pfosten stehen?

Wenn es Möglichkeiten geben sollte, bin ich der letzte Mensch, der etwas ausschließt oder es sich nicht überlegt. Anfang der nächsten Saison kann man darüber reden, vorher nicht. Ich fühl mich beim LASK sehr wohl, ich genieße gerade den Moment und fokussier mich nur auf die wichtigen Sachen. Aktuell ist es wichtiger, die Leistung auf den Platz zu bringen, um alles andere mach ich mir wenige Gedanken momentan. Ich lebe im Hier und Jetzt. Voller Fokus auf den LASK und die kommenden Spiele.

Kommen wir zum ÖFB: Beschreiben Sie das Gefühl, als zum ersten Anruf kam mit der Einladung zu einem Lehrgang?

Es war ein sehr spezieller Moment. Wenn ich heute noch daran denke, bekomme ich Gänsehaut. Es war an einem freien Nachmittag. Wir waren mit der Familie im Freibad, als ich plötzlich den Anruf bekommen habe. Dieses Gefühl kannte ich noch gar nicht. Beim ersten Lehrgang dabei gewesen zu sein wird immer sehr speziell bleiben. Ich habe es zunächst nicht realisiert, mich dann aber sehr gefreut und es mal sacken gelassen. Mein Debüt für das A-Team hab ich bei der EM-Qualifikation gegen Nordmazedonien (16.11.2019 Anm.) gegeben, wo wir 2:1 gewonnen haben. Das Ernst-Happel-Stadion war ausverkauft. Das war mit Sicherheit eines der schönsten Momente meines Lebens.

Wie sehen Sie die Torhüter-Situation in Österreich?

Wir haben viele Tormänner, die auf einen ähnlich guten Niveau sind. Es gibt nicht den Torhüter wie zum Beispiel einen Jan Oblak das ist richtig, aber wir haben einige junge Torhüter, die jede Woche zeigen, dass sie ein gutes Potential haben. Du musst ihnen Vertrauen geben und ein passendes Umfeld schaffen. Viele Tormänner haben wir dabei, die dabei sind, ihren Stempel aufzudrücken. Wir haben absolut kein Torhüter-Problem.

Gegen Wales kam im Playoff das Aus. Sie waren diesmal nicht dabei. Wie haben Sie das Ausscheiden erlebt?

Es war extrem bitter. Ich hätte es unseren Burschen sehr vergönnt. Habe es mir im Fernsehen angeschaut und mitgefiebert. Es war mit Sicherheit keine leichte Situation für uns, aber so ist nun einmal der Fußball. Wales war an diesem Tag kaltschnäuziger und hat die Chancen eiskalt genutzt. Nun gilt es, die Dinge zu verbessern, die falsch gemacht wurden und beim nächsten Mal anders zu machen.

Nun kommt ein neuer Teamchef, bei dem Sie auch dabei sein möchten.

Natürlich würde ich mich über weitere Einsätze freuen, ich bleib aber bodenständig. Ich fokussier mich sowieso nur auf das, was beim Verein aktuell ist und was ich beeinflussen kann. Leistung bringen und den Rest sieht man dann sowieso. Ich sage es immer wieder: Die Basis ist und bleibt der Verein. Wenn du da Leistung bringst, kommt der Rest von alleine.

Interview: Daniel Fuhry