3. Liga

Saarbrücker Fans stürmen Innenraum - Uwe Koschinat bedient

Verstörende Szenen nach 0:1 gegen Viktoria Köln

Saarbrücker Fans stürmen Innenraum - Zeitz kritisiert "völlig übertriebene" Reaktion

Er knöpfte sich einen Fans ganz besonders vor: FCS-Coach Uwe Koschinat.

Er knöpfte sich einen Fans ganz besonders vor: FCS-Coach Uwe Koschinat. imago images

Durch das 0:1 gegen Viktoria Köln verpasste es der FCS, zumindest vorübergehend auf Rang drei zu springen. Die Fans erbosten Leistung und Ergebnis derart, dass sie den Innenraum stürmten und Spieler sowie Trainer Uwe Koschinat vehement zur Rede stellten.

Speziell Koschinat scheute die Konfrontation nicht. Der 50-Jährige pickte sich einen schimpfenden Fan heraus und machte ihm seinen Standpunkt besonders deutlich. Am Mikrofon von "MagentaSport" sagte Koschinat: "Es ist natürlich so, dass im Fußball unheimlich viele Emotionen drin sind und dass die Enttäuschung sehr groß ist. Dann hat vielleicht ein Fan keine andere Chance, als sie auf diese Art und Weise rauszulassen. Am Ende musst du als Profi und Trainer mit dieser Situation umgehen, weil wir häufig genug diese Emotionalität im positiven Sinne gefühlt haben und heute, etwas überraschend, im negativen."

Dass die Fans die Chance bekommen, auf den Platz zu laufen, das ist ja nicht deren Versäumnis.

Uwe Koschinat

Grundsätzlich sehe er es als "Problem", dass sein Team keine "Mittelfeldmannschaft ist, die sich durch die Saison würgt". "Wir haben wohl den Anspruch vermittelt, dass wir eine Mannschaft sind, die oben mitspielt", so Koschinat: "Dann ist die Art und Weise, wie die Niederlage zusammenkommt, einfach enttäuschend. Dann entlädt sich die Emotion, und dass die Fans die Chance bekommen, auf den Platz zu laufen, das ist ja nicht deren Versäumnis."

" ... als ob wir kein leistungsbereiter Haufen wären"

Bei Koschinat mischten sich Verständnis und Unverständnis. "Was mich immer massiv frustriert, ist, dass jedes Mal der Anschein erweckt wird, als ob wir kein leistungsbereiter Haufen wären", schimpfte er: "Wir sind in so vielen Spielen über unsere Grenzen hinaus gegangen mit der Hilfe der Fans. Da bin ich davon ausgegangen, dass hier eine Idee der Einigkeit entsteht... Ich habe auch nie formuliert, dass wir die Fans nicht brauchen, um Spiele zu gewinnen. Deswegen ist meine naive Hoffnung gewesen, dass die Fans uns eben auch durch schwere Phasen begleiten, aber das trifft dann vielleicht heutzutage doch nicht auf alle zu."

Kapitän Zeitz sieht "völlig übertriebene Reaktion"

Koschinat bezog sich ganz explizit auf "sehr starke Gruppierungen, die sich für deutlich wichtiger halten als den Verein. Die sehr viel Herzblut mitbringen. Das meine ich gar nicht im negativen Sinne. Die identifizieren sich wahnsinnig mit einer Sache." Deutlicher in Bezug auf das Verhalten der Fans wurde Kapitän Manuel Zeitz: "Sie haben halt ihren Unmut kundgetan, aber das haben wir diesmal als Mannschaft auch. Ich finde, diesmal sind die Reaktionen völlig übertrieben, dass hier der Platz gestürmt wird nach einem 0:1 in der 3. Liga."

Wir sind im zweiten Jahr in der 3. Liga, und ich glaube, es würde uns in Saarbrücken momentan ganz gut an Demut tun.

Manuel Zeitz

Er und seine Teamkollegen wüssten auch, dass es "kein überragendes Spiel von uns war", so Zeitz. "Die Mannschaft jetzt hier so hinzustellen, als wären wir die absoluten Vollidioten und kompletten Versager, ist auch der falsche Weg", ist er überzeugt: "Wir sind im zweiten Jahr in der 3. Liga, und ich glaube, Demut würde uns in Saarbrücken momentan ganz gut tun. Dass man noch nicht der Aufstiegsfavorit Nummer eins ist, sollte man akzeptieren, und dass es eigentlich eine gute Leistung ist, dass wir da oben stehen. Das müsste einfach in alle Köpfe rein."

msc