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Rummenigge kritisiert "Hintermänner" im DFB - Koch lehnt Rücktritt ab

Vize-Präsident nimmt Keller-Entschuldigung nicht an

Rummenigge kritisiert "Hintermänner" im DFB - Koch lehnt Rücktritt ab

Sprach Klartext: Karl-Heinz Rummenigge.

Sprach Klartext: Karl-Heinz Rummenigge. imago images

"Das ist kein Theater, dass es seit zwei Wochen gibt. Dieses Theater gibt es seit der Aufarbeitung des Sommermärchens. Das ist seit rund sechs Jahren der Fall", sagte Rummenigge mit Blick auf den Machtkampf beim DFB am "Sky"-Mikro und blickte noch einmal zurück: "In der Zeit haben drei Präsidenten die Rote Karte gesehen, mussten gehen."

Aktuell sei man dabei, Fritz Keller ob dessen fraglos "schwerer Entgleisung" aus dem Amt zu jagen. Ob er dies für richtig halte, sagte Rummenigge nicht, aber er betonte, dass er "Keller grundsätzlich als integren, seriösen und auch liebevollen Menschen kennengelernt" habe. "Er weiß selber, dass es eine schwere Entgleisung war. Er hat sich dafür entschuldigt. Ich fände es eine schöne Geste, diese Entschuldigung nicht nur entgegenzunehmen, sondern auch anzunehmen."

Kritik an Koch - Vize lehnt Rücktritt ab

In diesem Kontext sprach Rummenigge darüber, dass Keller vergangene Woche mit Charlotte Knobloch (Von 2006 bis 2010 Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland) in München "ein sehr angenehmes Gespräch" hatte und sie seine "Entschuldigung angenommen" habe.

Das kann auch als Appell an Vizepräsident Rainer Koch verstanden werden, den Keller ja mit Nazi-Richter Roland Freisler verglichen hatte. Koch hatte in einem Vier-Augen-Gespräch Kellers Entschuldigung zwar entgegen-, im Grunde aber nicht angenommen; eine Bewertung des Sachverhalts wollte er den "dafür zuständigen Gremien überlassen." Eine Annahme der Entschuldigung Kellers lehnte Koch am Abend erneut ab. "Ich bin seit 32 Jahren Berufsrichter und habe eine ganz persönliche Betroffenheit", sagte er im "ZDF-Sportstudio", "deswegen habe ich die Entschuldigung entgegengenommen, aber es ist nicht meine Aufgabe, darüber zu befinden, wie das insgesamt mit Blick auf den DFB zu sehen ist."

Einen Rücktritt lehnt der umstrittene DFB-Vizepräsident ab. "Es geht jetzt nicht darum, einen Kopf nach dem anderen rollen zu lassen, sondern jeder muss sich in seinem Bereich entsprechend aufstellen, dann müssen wir uns wechselseitig respektieren und vor allem anerkennen, worum es für Fußball-Deutschland jetzt geht." Weil die Landesverbände ihm das Vertrauen ausgesprochen hatten, werde er weitermachen.

DFB vor Schicksalsfrage

Rummenigge will Koch aber "gar nicht als Alleinschuldigen ausmachen", vielmehr gehe es ihm darum, dass der DFB endlich zur Ruhe komme. "Der DFB muss irgendwann mal überlegen, ob man nicht zu Harmonie, zu Loyalität und auch zu Qualität zurückkommt. Das wird eine Schicksalsfrage sein", stellte der Bayern-Boss fest und führte aus: "Es ist eine permanente Unruhe seit Jahr und Tag. Diejenigen, die im Hintergrund ihr Wesen oder ihr Unwesen getrieben haben, müssen sich langsam fragen, ob das noch dem Fußball gerecht wird, was da passiert. Es gibt zu viel Unruhe, keine Loyalität, keine Harmonie. Das braucht es aber."

Der deutsche Fußball braucht eine erfolgreiche Nationalmannschaft.

Karl-Heinz Rummenigge

Mit der EM vor der Tür, sei dies umso dringlicher. "Man darf nicht vergessen, wir haben in vier Wochen eine Europameisterschaft, die auch in München gespielt wird", stellte Rummenigge fest und betonte die Bedeutung der Vorbildfunktion: "Wenn ich eins gelernt habe, dann, dass du es oben ein Stück vorleben musst, damit die Mannschaft, von der erwartet wird, dass sie Deutschland gut vertritt, es nachlebt - und hoffentlich auch Erfolg hat. Der deutsche Fußball braucht eine erfolgreiche Nationalmannschaft."

Sich selbst sieht Rummenigge übrigens ganz und gar nicht beim DFB, das machte er abschließend unmissverständlich deutlich. "So einen Job mache ich nicht, weil mich das nicht interessiert. Ich suche keinen Job, der ja praktisch einer Harakiri-Aktion gleichkommt."

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drm/kon

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