Rumänien war in der Qualifikation mit nur vier Gegentoren und ohne Niederlage Gruppensieger geworden, und auch wenn Trainer Matei Mirel Radoi nicht auf die ganz bekannten Nachwuchsstars zurückgreifen kann, begann sein Team bärenstark: Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase und ersten Annäherungen auf beiden Seiten (3., Puscas, 4. Brekalo) musste aber der Video-Assistent helfen: Benkovic war der Ball vom Oberschenkel an den Arm gesprungen, Schiedsrichter Bobby Madden zeigte nach Ansicht der Fernsehbilder auf den Punkt. Puscas trat an und brachte seine Farben in Führung (11.).
Rasante Anfangsphase - auch Kroatien mischt mit
Die Kroaten, bei denen Sosa (VfB Stuttgart) hinten links verteidigte, wirkten geschockt und fingen sich gleich den nächsten Gegentreffer ein: Torhüter Posavec zögerte zu lange beim Herauslaufen, Puscas schaltete schnell und köpfte den Ball über den Torwart hinweg aufs Tor. Zwar kratzten zwei Kroaten die Kugel mit vereinten Kräften von der Torlinie, doch Hagi war aufmerksam und schob den Ball im zweiten Versuch über die Linie (14.). Es kam noch dicker für Kroatien, die fortan auf den verletzten Brekalo verzichten mussten (14.). Bei brütender Hitze und dem knallharten Modus dieser EM hingen die Köpfe angesichts des Zwei-Tore-Rückstands bei einigen Kroaten schon, umso erleichterter waren die "Feurigen" nur vier Minuten später: Vlasic profitierte von einem Fehlpass in Rumäniens Spielaufbau und schloss aus 20 Metern wuchtig ab - der Anschluss (18.).
Vlasic hätte kurz darauf sogar beinahe egalisiert, doch Radu lenkte den Schuss von der Strafraumgrenze um den Pfosten (20.). Nach dieser Szene forderten die Hitze und die intensive Spielweise beider Teams, die stets den direkten Weg nach vorne suchten, ihren Tribut. Technische Mängel schlichen sich ebenso ein wie taktische und härtere Fouls. Chancen gab es erst wieder in der Schlussphase des ersten Durchgangs: Erst zirkelte Ex-HSV-Akteur Halilovic (sechs Einsätze 2016/17) einen Freistoß aus 20 Metern über das Tor (41.), dann vergab Ivan nach einem blitzschnellen Konter auf der Gegenseite (45.+4).
Rumänien obenauf
Nach der Pause war Kroatien gefordert: Angesichts der folgenden Gruppengegner Frankreich und England konnte selbst ein Remis als zu wenig erscheinen. Doch etwas überraschend agierten die Feurigen alles andere als stürmisch, sondern vielmehr verhalten und abwartend. Rumänien kam besser rein und durch Hagi zu einer guten Chance: Sein Freistoß landete auf dem Querbalken (54.).
Kroatien agierte weiter ohne Entschlossenheit im Spiel nach vorne, und hinten leistete sich Stuttgarts Sosa den vielleicht schon entscheidenden Fehler: Per haarsträubendem Fehlpass am eigenen Strafraum brachte er Baluta ins Spiel, der sofort Tempo aufnahm, auf dem Weg zum Tor noch Benkovic umkurvte und Posavec aus kurzer Distanz keine Chance ließ (66.).
Petre Kroatiens Wille war nun endgültig gebrochen. Bis auf einen ungefährlichen 20-Meter-Schuss von Jakolis sprang in der Offensive nichts heraus (72.), sodass Rumänien das Resultat ohne große Probleme verwaltete und sogar noch den vierten Treffer nachlegte: Joker Petre verwertete eine Hereingabe von Manea am ersten Pfosten aus kurzer Distanz. Wegen einer vermeintlichen Abseitsposition zählte der Treffer zunächst nicht, doch nach Absprache mit dem Video-Assistenten revidierte Referee Madden seine Entscheidung und bescherte Rumänien den bis dato höchsten Sieg des Turniers.
Am Freitag sind beide Teams erneut gefordert: Während es Rumänien um 18.30 Uhr mit England zu tun bekommt, duelliert sich Kroatien später am Abend mit Frankreich (20.30 Uhr).