3. Liga

Reichert: "Was wir geschafft haben, kommt einem Wunder gleich"

Für Ulms Kapitän geht ein Kindheitstraum in Erfüllung

Reichert: "Was wir geschafft haben, kommt einem Wunder gleich"

Freude pur: Das Ulmer Urgestein Johannes Reichert durfte am Samstag den Aufstieg bejubeln.

Freude pur: Das Ulmer Urgestein Johannes Reichert durfte am Samstag den Aufstieg bejubeln. IMAGO/Ulmer/Teamfoto

Der Traum von der Rückkehr in den Profifußball wurde am Samstag Realität beim SSV Ulm 1846 Fußball. Der Durchmarsch von der Viert- in die Zweitklassigkeit, der zuvor im deutschen Fußball erst sechs Teams gelungen war, verdient ohnehin schon alle Achtung. Nimmt man den Aufstieg aus der Perspektive von Ulms Kapitän Johannes Reichert, ist die Geschichte allerdings umso bemerkenswerter.

Denn der mittlerweile 32 Jahre alte Verteidiger ist der Inbegriff eines Urgesteins. Von einer zweijährigen Unterbrechung beim 1. FC Kaiserslautern abgesehen ist der gebürtige Ulmer seit 1996 im Verein - und hat somit all die Rückschläge miterlebt, die die Spatzen seit ihrer letzten Zweitliga-Spielzeit 2000/01 erlebt haben. Bis in die sechste Liga waren die Ulmer abgestürzt und kehrten im Vorjahr nach Insolvenz und anschließend Jahren der Tristesse in den Profifußball zurück.

Nach den schweren Zeiten war es immer mein Traum, den Verein wieder dort hinzuführen.

Johannes Reichert

"Ich war bei jedem Heimspiel im Stadion, manchmal sogar als Balljunge mittendrin", erinnert sich Reichert in einem Interview mit dfb.de an die glorreichen Ulmer Zeiten rund um die Jahrtausendwende zurück. "Ich war so klein, dass ich kaum über die Werbebanden hinwegschauen und das Spiel verfolgen konnte. Die Euphorie im Stadion und das Funkeln in den Augen der Menschen hat mich als kleiner Junge gepackt, das werde ich nie vergessen. Nach den schweren Zeiten war es immer mein Traum, den Verein wieder dort hinzuführen."

ULM, GERMANY - MAY 04: Players and staff  of SSV Ulm 1846 celebrate at the final whistle during the 3. Liga match between SSV Ulm 1846 and FC Viktoria Köln at Donaustadion on May 04, 2024 in Ulm, Germany. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images for DFB)

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Dass dies mit dem 2:0 gegen Viktoria Köln feststand, war für Reichert zunächst schwer zu begreifen. "Wir haben etwas ganz Großes und Historisches erreicht. Das waren meine ersten Gedanken, gefolgt von purem Glücksgefühl", gewährte Reichert Einblick in seine Gefühlswelt unmittelbar nach dem Spiel. "Dass ich den Verein als SSV-Kapitän vor einem Jahr zum Aufstieg in die 3. Liga und damit auch in den Profifußball zurückgeführt hatte, war schon unglaublich. Jetzt haben wir noch einmal eine Schippe draufgelegt. So viele Menschen sind wieder stolz auf den SSV Ulm, was mich unglaublich glücklich macht."

Der Aufstiegstraum wuchs schon in der Hinrunde

Hätte ihm vor der Saison jemand gesagt, dass dem schwer gebeutelten Verein der Durchmarsch gelingt, hätte Reichert denjenigen "für verrückt erklärt, ganz klar. Wir haben das Unmögliche möglich gemacht. Was wir in Ulm geschafft haben, kommt einem Wunder gleich. Niemand hätte diese Entwicklung vorhersehen können." Im Laufe der Hinrunde sei dann aber im Team der Glaube daran gewachsen, dass diese unwirklich erscheinende Option Realität werden könnte. Da hat Reichert gemerkt, "dass wir sehr gut mithalten können und eine starke Mannschaft besitzen. Im Jahr 2024 sind wir noch unbesiegt. Spätestens nach den Siegen in den Topspielen gegen den SC Preußen Münster und den SSV Jahn Regensburg haben alle im Team daran geglaubt. Danach wollten wir es auch unbedingt schaffen und über die Ziellinie bringen."

Möglich war das laut Reichert aufgrund eines eingespielten Mannschaftskerns und des starken Teamgeists. "Auch die Spieler, die hinten dran waren, haben immer alles für den Erfolg getan. Sonst hätten wir es auch nicht geschafft. Hinzu kommt unsere Heimstärke. Wir haben das Donaustadion zu einer Festung gemacht und nur zweimal verloren. Selbst als wir während der Wintermonate unsere Heimspiele in Aalen austragen mussten, hat uns das nicht vom Kurs abgebracht."

Vorfreude auf die Meisterfeier am Münsterplatz - und den HSV

Nun freut sich Reichert auf Duelle mit großen Traditionsklubs in Liga zwei, unter anderem gegen die Rothosen ("Am meisten freue ich mich auf die Begegnungen mit dem Hamburger SV, weil ich selbst auch großer HSV-Fan bin") - und auf die Aufstiegsfeier, die nach dem 38. Spieltag in gut zwei Wochen noch einmal aufleben wird: "Ich habe in der Nacht nach dem Aufstieg keine einzige Sekunde geschlafen. Die gesamte Mannschaft hat sich nach dem Spiel noch mit den Fans auf den Rathausplatz getroffen. Danach haben wir es in zwei verschiedenen Clubs krachen lassen, haben die Nacht zum Tag gemacht. Nach dem letzten Heimspiel gegen den SC Verl und der Meisterehrung wird für uns auf dem Ulmer Münsterplatz eine Bühne aufgebaut. Dann werden wir werden unseren Erfolg noch einmal richtig feiern."

kmx

ULM, GERMANY - MAY 04: Johannes Reichert of SSV Ulm 1846 celebrates with fans after winning the 3. Liga match between SSV Ulm 1846 and FC Viktoria Köln at Donaustadion on May 04, 2024 in Ulm, Germany. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images for DFB)

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