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Regen in iRacing: Coup oder Image-Schaden?

Das müssen die Entwickler beachten

Regen in iRacing: Coup oder Image-Schaden?

Das Regen-Update in iRacing stellt die Entwickler vor einige Herausforderungen.

Das Regen-Update in iRacing stellt die Entwickler vor einige Herausforderungen. iRacing

Dichtes Wolkenfeld, ununterbrochener Regen - die Sorgenfalten der Fahrer und Betreuer sind groß. Egal ob in der Formel 1 oder DTM - eine nasse Rennstrecke verzeiht keine Fehler. Deshalb sind entsprechendes Know-How im Cockpit oder der Werkstatt Gold wert, um unbeschadet und erfolgreich die Ziellinie zu überqueren.

Doch das trifft nicht nur auf spezielle Wetterlagen zu. Generell setzen sich mittlerweile viele Profi-Rennfahrer in ein virtuelles Cockpit. Formel-1-Weltmeister Max Verstappen ist so ein Beispiel. Quasi als Trainingsüberstunden zu den echten Touren.

Einziges Manko: Wer Regen-Szenarien trainieren möchte, schaut in die Röhre. Denn in Rennsimulationen wie iRacing oder RaceRoom vergießen die Wolken keine Tränen.

"Gefahr, es zu vermasseln, ist groß"

Zumindest noch, denn: Zum Jahresende will die Plattform iRacing den Schritt wagen - rund 13 Jahre nach Release. Warum dauerte das so lange und warum schrecken Konkurrenten davor zurück? Niklas Koch, der selbst auf echten und virtuellen Rennstrecken seine Runden dreht, glaubt die Antwort zu wissen. Er verrät gegenüber kicker eSport: "Das Thema Regen ist einfach zu aufwendig und komplex. Die Gefahr es zu vermasseln, besonders bei dem perfektionistischen Anspruch von iRacing, ist groß."

Niklas Koch

  • Fährt seit 2018 für das Schirra Motoring Team
  • Mehrfach Sieger diverser Läufe der DMV BMW-Challenge - Klassensieger GTR2 2020 und 2021
  • Teilnahme am ADAC SimRacing Cup

Worin genau liegt diese Komplexität?  Eine Fahrt am Simulator soll sich zu der im echten Auto kaum unterscheiden. Das heißt aber auch: Die Entwickler müssen viele Kleinigkeiten berücksichtigen. Und genau darin sieht Koch für das Regen-Update viele Fettnäpfchen.

Mehrere Regen-Szenarien notwendig

"Es hängt von vielen Faktoren ab und die können sehr unterschiedlich sein. In den meisten Rennspielen bedeutet eine Fahrt bei Regen, dass es durchgängig schüttet, aber eine Rennsimulation wie iRacing muss da mehrere Szenarien einplanen: Hat es gerade angefangen zu regnen oder regnet es schon längere Zeit? Fließt das Wasser ab oder steht es?"

Denn besonders dieser Übergang zwischen Trockenheit und Nässe stellt die Fahrer vor großen Herausforderungen. Der große Feind heißt in diesem Fall:  Reifenabrieb. Der verteilt sich dort, wo die Autos immer wieder drüber fahren - auf der so genannten Ideallinie. Wie der Name vermuten lässt, eigentlich ideal, da der Gummi dort besseren Halt bietet.

Seifige Strecke und das Alter des Asphalt

Fängt es an zu regnen, wird es problematisch: Der Gummiabrieb wird durch die Feuchtigkeit seifig. Da in diesem Fall die Autos mit Trockenreifen bestückt sind, verlieren diese Traktion, also die Haftung zum Asphalt. Die Folge: Der Wagen rutscht und gerät außer Kontrolle.

Für den Fahrer heißt das dann, die Ideallinie zu meiden. Doch damit ist die Gefahr nicht gebannt. Denn: Bei neuem Asphalt fließt das Wasser schneller ab und die Strecke wird durch die Autos wieder trocken gefahren. Bei älterem Asphalt steht das Wasser dagegen länger. Besonders tückisch wird das bei Strecken wie der Nordschleife, die sowohl neueren als auch älteren Asphalt hat.

Das nächste Problem: Pfützen

Die größte Herausforderung heißt allerdings Pfütze, weiß der 20-Jährige: "Pfützen sind schon auf der echten Strecke oft kaum wahrzunehmen. Die können aber gerade bei der falschen Reifenauswahl zum Verhängnis werden. Ein Regenreifen ist ausgelegt, das Wasser wegzudrücken. Ein Trockenreifen schafft das aber nicht ganz, das heißt: Auch hier verliert er Traktion."

Ist iRacings Regen-Projekt also schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt? Nein, meint Koch: "Ich kann mir vorstellen, dass das eine Premiere für realistische Witterungsverhältnisse im SimRacing ist. iRacing hat sich genau deshalb viel Zeit zur Entwicklung gelassen."

Seit der Ankündigung sind bereits sechs Monate vergangen. Dieser zufolge müsste das Update in den kommenden Tagen erscheinen.

Sven Grunwald