3. Liga

Rätselraten um die neuen Eigentümer des KFC Uerdingen

Welche Ziele verfolgt die Noah Company aus Armenien?

Rätselraten um die neuen Eigentümer des KFC Uerdingen

Wie geht es beim KFC Uerdingen weiter?

Wie geht es beim KFC Uerdingen weiter? getty images

Beim KFC Uerdingen ist nur eines klar: Nichts ist klar. Wie lange kann der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Claus-Peter Kruth die Spielbetriebs-GmbH noch erhalten? Wie geht es für die Mannschaft von Trainer Stefan Krämer weiter? Und was haben die neuen Eigentümer aus Armenien mit dem KFC vor? "Die finanzielle Basis für die kommenden Wochen ist noch nicht geschaffen. Spätestens Mitte nächster Woche benötigen wir hier Planungssicherheit, um den Geschäfts- und Spielbetrieb des KFC Uerdingen aufrechterhalten zu können", teilte Kruth am Wochenende über einen Sprecher mit. Der Silberstreif am Horizont, den der Verkauf an die neuen Investoren versprach - er ist noch nicht zu sehen.

Kruths Worte dürfen als Hilferuf gehört werden. Er betonte bereits zuvor, die Fußball-GmbH sei ohne Zutun von außen nicht lange überlebensfähig. Es ist gut denkbar, dass dem KFC auch weiterhin kurzfristig die Einstellung des Spielbetriebs droht, wenn kein frisches Geld in den Klub fließt. Möglicherweise noch vor dem nächsten Pflichtspiel am nächsten Wochenende bei Wehen Wiesbaden. Doch eine schnelle Rettung durch die Noah Company blieb bislang aus. Nachdem der Verkauf der Anteile des vorherigen Investors Mikhail Ponomarev an die Armenier offiziell wurde, tat sich erstmal nichts. Niemand von den neuen Machern wurde bei der Mannschaft vorstellig, die Gespräche mit Kruth scheinen zu stagnieren. Wenn es überhaupt Gespräche gibt. Bislang bleiben Fans und Sponsoren aus dem KFC-Umfeld über die Pläne der neuen Inhaber im Dunklen.

Aufschluss über deren Ziele könnte ein Blick nach Italien geben. Dort zeigte die Noah Company Interesse am traditionsreichen, aber überschuldeten AC Siena. Statt den alten Verein zu retten, stieg Noah erst nach einer Neugründung ein, die seitdem ACN Siena heißt. Bei der Übernahme erklärte Noah-Anwalt Alessandro Belli, das "N" stünde nicht für die Company, sondern den biblischen Namen Noah - ein Symbol für Aufrichtigkeit und Anstand. Über die Verbleibdauer der Armenier blieb er dann sehr schwammig: "Sie werden Inhaber für die Dauer ihrer geplanten Projekte bleiben." Außerdem, so Belli, würden finanzielle Investitionen vorerst minimal ausfallen.

Es folgte der Zwangsabstieg in die 4. Liga, vor Ort traten die Entscheider meist über einen russischen Mittelsmann auf und hatten bald einen Großteil der Fans gegen sich. Trainer und Ex-Nationalstürmer Alberto Gilardino wurde erst Anfang des Jahres als Tabellendritter entlassen, kehrte vor wenigen Tagen aber auf die Siena-Bank zurück. Der zwischenzeitlich installierte Lette Marian Pahars konnte nur einen Punkt aus vier Spielen holen, Siena stürzte auf Rang 8.

Neben Italien und Deutschland ist die Noah Company auch beim FC Noah Jūrmala, einem lettischen Erstligisten, engagiert. Stammklub ist der armenische Verein FC Artsakh, der erst 2019 in FC Noah umbenannt wurde. Wer hinter dem Konglomerat steckt, ist unklar. Die Ziele mit dem KFC ebenfalls. In akuter Geldnot steckende Klubs aus den Niederungen des europäischen Fußballs scheinen auf den ersten Blick jedenfalls kein lohnendes Investment. Der armenische Hauptstadtklub logierte zuletzt immerhin im Trainingslager in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Auch in Uerdingen machen sich die neuen Eigentümer und Hoffnungsträger bislang rar. Im vergangenen Jahr besichtigte eine Delegation immerhin die Trainingsbedingungen des KFC, und jetzt? Halten sich Vertreter der Noah Company bislang aus der Öffentlichkeit. Andreas Galland, Verwaltungsrat des eigetragenen Vereins und Aufsichtsrat der GmbH, ist zu dem Thema nicht zu erreichen. Gleiches gilt für Kruth. Von Klubseite heißt es nur man hoffe, bald mehr sagen zu können. Bislang kommunizierte der KFC lediglich eine dürre Mitteilung. Nicht einmal ein offizielles Foto des Noah-Vertreters Roman Gervokyan wurde verbreitet. Das Schweigen rund um die Krefelder - es verheißt nichts Gutes. Immerhin dürften die Gehälter nun pünktlich kommen. Die Zahlungen kommen nach dem Insolvenzantrag in diesem Monat als Insolvenzgeld vom Arbeitsamt.

Jim Decker