Champions League

PSG-Youngster Bradley Barcola: Mehr Kunst für mehr Chaos

Franzose soll auch gegen den BVB in der Offensive wirbeln

PSG-Youngster Barcola: Mehr Kunst für mehr Chaos

Bradley Barcola hat sich bei Paris Saint-Germain zum Leistungsträger entwickelt.

Bradley Barcola hat sich bei Paris Saint-Germain zum Leistungsträger entwickelt. picture alliance / Sipa USA

Hass und Liebe stehen nicht nur psychologisch gesehen nah beieinander - eine Erkenntnis, die Bradley Barcola bereits früh gewinnen musste. Vor knapp acht Monaten trat der damals frisch 21 Jahre alt gewordene Franzose mit seinem neuen Klub, Paris Saint-Germain, bei seinem alten Verein Olympique Lyon an. Das Duell zwischen den Parisiens und den Lyonnais gilt zwar als weniger feindselig als jenes zwischen PSG und Olympique Marseille, aufgeheizt ist die Stimmung aber schon allein wegen der sportlichen Rivalität. Und weil Barcola kurz zuvor die Seiten gewechselt hatte.

Bei besagtem 4:1 für PSG wurde der Neuzugang nach 75 Minuten eingewechselt, Pfiffe und Beleidigungen erschwerten den Weg auf jenen Rasen, auf dem das Talent in zehn Jahren der Jugend entwachsen und den Profis nähergekommen war. Der Unmut der Fans für Barcolas nur Tage zuvor vollzogenen 50-Millionen-Euro-Wechsel zum Rivalen trifft den Jungspund, der 2010, mit gerade einmal acht Jahren, von einem Klub am Stadtrand zu OL gewechselt war und die ersten drei Ligaspiele 2023/24 noch für die Lyonnais absolviert hatte. Auch seiner Familie hatte der Flügelspieler Tickets besorgt. Zum Feiern gekommen, mit Frust gegangen.

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Barcola weist Top-Statistiken auf

Barcola, ein Wunschspieler von PSG-Trainer Luis Enrique, bleibt anschließend jedoch ruhig, lässt sich nicht beirren von Pfiffen oder der starken Konkurrenz. Der Trainer bringt ihn immer wieder, auch in schwierigen Phasen. "Sein technisches und physisches Niveau ist sehr hoch", sagt der Spanier über seinen Profi. "Diese Stufe bei PSG zu erklimmen, ist unabhängig vom Alter immer schwierig."

Nicht jedoch für Barcola. Schneller als erwartet erfüllt der Offensivspieler die Anforderungen in Paris, Randal Kolo Muanis Krise beschleunigt diesen Prozess zusätzlich. Denn weil der ehemalige Frankfurter das Sturmzentrum nur mangelhaft besetzt, überzeugt Luis Enrique Kylian Mbappé davon, in die ungeliebte Spitze zu rücken - und damit den Weg für Barcola auf links freizumachen. Und dieser dankt seinem Trainer mit starken Werten.

Drei Tore und vier Vorlagen, nur Ousmane Dembelé verbucht in der CL mehr Assists, dazu Top-Statistiken bei Torschussvorlagen und Dribblings - seit der Rückrunde zeigt Barcola, dass er bei Mbappé und Co. nicht nur mithalten, sondern die Stars auch übertreffen kann. So liegt er PSG-intern bei zwei Torschussvorlagen pro 90 Minuten, nur Dembelé ist unter den Akteuren mit mindestens 20 Einsätzen besser (3,5). Alle seine Sturmkollegen übertrifft Barcola bei der Erfolgsquote seiner Dribblings, diese liegt bei 53 Prozent (Mbappé 50,4 Prozent; Dembelé 48,1 Prozent). Und selbst wenn der Offensivakteur mit 83 Dribblings "nur" die drittmeisten absolviert hat, wird deutlich, was PSG an seinem Linksaußen hat.

Top-Trio: Barcola, Mbappé und Dembelé

Das weiß auch Luis Enrique, der gerne die Breite des Raumes nutzt und außen vornehmlich auf Akteure setzt, die ins Dribbling gehen und damit ein Durcheinander in den gegnerischen Abwehrreihen anrichten. Mehr Kunst für mehr Chaos. So vermag der PSG-Angriff selbst defensive Bollwerke zu entriegeln, zeigte nicht zuletzt gegen Barcelona Comeback-Qualitäten.

Barcola ist ein Spieler, der dazu neigt, trotz seines jungen Alters die richtigen Entscheidungen zu treffen. Eine Fähigkeit, die ihm sowohl bei schnellen Kontern als auch in engen Duellen mit wenig Räumen hilft. Unberechenbarkeit durch Unruhe. Gepaart mit Mbappé (wohl wieder in der Mitte) und Dembelé (rechts) ergibt das eine der stärksten Sturmreihen Europas - wenn denn alle drei ihre Form abrufen und hinten nicht zu sehr gefordert werden.

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Auch Pierre Sage, der Barcola einst in der OL-Jugend erlebte, weiß um die Qualitäten des Offensivspielers: "Er ist ein intelligenter Spieler, der weiß, wie er sein Spiel an seine Kollegen anpassen muss", sagt der 44-Jährige, der mittlerweile Lyons Profis trainiert. Barcola selbst hält sich eher bedeckt, taucht kaum auf Pressekonferenzen oder in den Mixed Zones auf, dafür sind in Paris andere Spieler vorgesehen. Kurz nach seinem Wechsel an die Seine sagte er, dass er die Chance direkt ergriffen habe, als er sie bekam: "Es ist immer gut, mit derart großen Spielern zusammenzuspielen."

Macht Barcola so weiter, dürfte er womöglich sogar mit zur EM fahren - und bald selbst zu diesen "Großen" gehören.

Michael Postl

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