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Preußen Münster: Mit gewissem Anlauf unerreichbar

Kapitän Lorenz reagiert sentimental

Preußen Münster: Mit gewissem Anlauf unerreichbar

"Ich bin unglaublich stolz": Sascha Hildmann (Zweiter von links) hat mit seinem Trainerteam Preußen Münster zurück in die 3. Liga geführt.

"Ich bin unglaublich stolz": Sascha Hildmann (Zweiter von links) hat mit seinem Trainerteam Preußen Münster zurück in die 3. Liga geführt. Jan Fromme/firo Sportphoto

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Der Topfavorit hat Wort gehalten. Preußen Münster kehrt nach drei Spielzeiten in der Regionalliga West in die 3. Liga zurück. Im ausverkauften Preußenstadion wurde Fortuna Düsseldorf II mit 2:0 in die Schranken verwiesen, der letzte Schritt zum Aufstieg. Trainer Sascha Hildmann schaffte es tatsächlich, den schweren Betriebsunfall aus dem Sommer 2020 zu beheben, Sportchef Peter Niemeyer hatte ihm den notwendigen Kader bereitgestellt. "Ich bin so unglaublich stolz", sagte Hildmann, den der Erfolg tief bewegte. "Ja, Erleichterung pur, auch wenn es sich abgezeichnet hat. Ich denke, wir haben uns den Aufstieg verdient", erklärte derweil Niemeyer. Und so unterschiedlich beide am Samstag auch wirkten - sie dürfen sich gemeinsam als Väter des Erfolgs fühlen.

Und da ist noch ein dritter Erfolgsfaktor, der oftmals viel weniger im Rampenlicht steht: Bernhard Niewöhner, so etwas wie eine graue Eminenz im Klub, war maßgeblich für die sportliche Konsolidierung verantwortlich, wirkte bis Sommer 2022 als Geschäftsführer und hielt die Fäden in der KGaA während der sportlichen Krise zusammen. Aktuell ist er Vorsitzender des Aufsichtsrats. Niewöhner machte sich im Juni 2020 für die Weiterverpflichtung von Trainer Hildmann stark - was nach dem Abstieg in die Regionalliga nicht selbstverständlich war.

Der heute 51-Jährige zahlte das Vertrauen zurück: Mit einem taktischen Kniff beendete Hildmann in der aktuellen Saison endgültig die Herbst-Delle, die das Aus im Landespokal enthielt und dazu aus der vergleichsweise mauen Zwischenbilanz von nur drei Siegen in sieben aufeinanderfolgenden Regionalliga-Partien bestand: Hildmann stellte nach der 0:1-Niederlage gegen den Wuppertaler SV Mitte November auf Dreierkette um. Die anschließende Siegesserie von elf Partien, Vereinsrekord seit 1948, belegt, dass der Coach damit vieles richtig gemacht hatte.

Wir hatten nur acht Spieler vielleicht.

Peter Niemeyer über seine Anfangszeit bei Preußen Münster

Ex-Geschäftsführer Niewöhner war indes auch maßgeblich an der Verpflichtung von Sportchef Niemeyer beteiligt. Dass mit ihm ein mittelfristiges Projekt gestartet werden musste, schien im Juli 2020 klar. Mit der U 23 von Borussia Dortmund und dem Erzrivalen Rot-Weiss Essen war die Konkurrenz im ersten Jahr schier übermächtig. "Wir hatten nur acht Spieler vielleicht", sagt Niemeyer zudem, der sein Preußen-Trainee im Schnelldurchgang durchlief: Das erste Lehrjahr schloss er als Dritter ab, wurde nachfolgend Zweiter und schaffte nun das Meisterstück. Dabei hat der Ex-Profi von Werder Bremen und Hertha BSC das Scouting mit Kieran Schulze-Marmeling und Bernd Pfeifer auf ein neues Niveau gehoben.

Sechster Aufstieg für Lorenz

Der finale schritt

Für die linke Seite konnte Marc Lorenz gewonnen werden. Der 34-jährige Kapitän schaffte seinen nun bereits sechsten Aufstieg und wurde dennoch sentimental: "Dieser war schon sehr besonders. Wir hatten den klaren Auftrag dafür, und ich hatte es vor der Saison versprochen. Aber wenn es soweit ist, dann …" Der gebürtige Münsteraner kostete diesen Moment aus. Vor zwölf Jahren war er als Jungprofi mit dem SCP in die 3. Liga aufgestiegen. Im vergangenen Sommer kehrte er vom Karlsruher SC zurück in die Heimat und erwies sich als Transfervolltreffer. Nicht der einzige, vor allem der Faktor Erfahrung erwies sich als Trumpf für die Adlerträger, die bei aller Euphorie in der 3. Liga kleine Brötchen backen werden müssen: Etatmäßig dürfte sich Preußen zunächst eher am SC Verl, dem VfB Oldenburg oder dem SV Meppen orientieren.

Das große Rad wird Münster zunächst also (noch) nicht drehen können, obwohl die DFB-Pokal-Teilnahme - 2022/23 wird dem besten westfälischen Regionalligisten ein Startrecht für den kommenden Wettbewerb eingeräumt, ein Jahr später kommt der Meister der Oberliga Westfalen in diesen Genuss - mehr Spielraum ermöglicht. Der Stadionumbau, der bis 2027 andauern dürfte, macht die 3. Liga auf Dauer realistisch und lässt sogar ein wenig von der 2. Liga träumen. Der Aufstieg darf also voll und ganz genossen werden - abheben und durchdrehen wird bei Preußen Münster aber sicherlich niemand.

stw, Alexander Heflik