Champions League

Potter sieht Chelsea "dominant": Die Gründe für den nächsten Blues

BVB-Gegner hat tiefliegende Baustellen

Potter sieht Chelsea "dominant": Die Gründe für den nächsten Blues

Die Köpfe der Chelsea-Profis Mykhailo Mudryk und Kai Havertz gingen in Dortmund wieder nach unten.

Die Köpfe der Chelsea-Profis Mykhailo Mudryk und Kai Havertz gingen in Dortmund wieder nach unten. imago images

Lauscht man den Stimmen nach Chelseas Achtelfinalhinspiel in der Champions League bei Borussia Dortmund, könnte man glauben, die Blues hätten den lang ersehnten Befreiungsschlag gelandet, quasi den Turnaround in der noch jungen Ära unter Trainer Graham Potter. Doch unter dem Strich stand ein weiterer Nackenschlag, es bleibt bei erst einem Sieg in neun Spielen in diesem Jahr.

Viel sprach für die Chelsea, nur die Anzeigetafel nicht

"Insgesamt waren wir zufrieden mit der Leistung - für große Teile des Spiels", sagte der Chelsea-Coach. Die erste Hälfte hätten die Londoner "ausgeglichen gestalten können", im zweiten Abschnitt waren sie nach Potters Geschmack "dominant und die bessere Mannschaft". Sieht man einmal von der entscheidenden Szene ab, als Chelsea den Gegentreffer zum 0:1 kassierte, "da haben wir es nicht gut genug verteidigt". Lob gab es auch von Potters Trainer-Kumpel Edin Terzic:  "Es war die beste zweite Halbzeit, die Chelsea in diesem Jahr gespielt hat."

Auch die Daten zum Spiel sprechen eine deutliche Sprache. Die Gäste hatten in allen Kategorien Vorteile, vor allem aber beachtliche 21 Torschüsse, etliche davon waren Großchancen: der Lattentreffer von Joao Felix, der auf der Linie tänzelnde Ball von Kalidou Koulibaly (den Can grätschend wegschlug) oder die Schüsse und Freistöße, die BVB-Keeper Gregor Kobel teils schön, teils herausragend parierte. Kurzum, Die Chelsea-Profis wunderten sich nach den intensiven 95 Minuten, warum ihnen genau das nicht gelungen war, was dieses Team so offensichtlich braucht: ein Erfolgserlebnis und nicht den nächsten Blues.

Champions League, Achtelfinale

Möglicherweise könnte ein solches strukturelle Schwierigkeiten im Spiel der Potter-Elf wegblasen. Richtiger erscheint, dass Potter trotz der qualitätssteigernden Shopping-Tour im Januar noch extrem viel Arbeit zu erledigen hat, um ein Team zu formen, das Automatismen abspulen kann und einen Plan hat, der auch dann greift, wenn Spiele auf des Messers Schneide stehen.

Wie sonst kann man sich erklären, dass vor jedem Standard eine längere Konferenz abgehalten werden muss, wer ihn ausführt oder wie er getreten werden soll? Welchen Sinn macht es, zig Flankenbälle in den Strafraum des BVB zu schlagen, wenn weit und breit kein potenzieller Abnehmer zu sehen ist (wen wundert's bei Kai Havertz als falscher Neun)? Und wie kann es sein, dass Potter Enzo Fernandez als einzige Konterabsicherung hinstellt, wohl wissend, dass Dortmunds Matchwinner Karim Adeyemi zu den Topsprintern der Bundesliga zählt?

Mudryk: Kein Raketenstart und dann ein wenig vergessen

Wie offensichtlich die Schwierigkeiten mit der spieltaktischen Integration der Neuzugänge zu sein scheint, zeigt das Beispiel Mykhailo Mudryk. Der Ukrainer hätte einen Raketenstart in der zweiten Minute hinlegen können, doch weil er den Steilpass erst schlecht mitnahm und sich dann den Ball alleine vor Kobel vom stark, aber auch risikoreich grätschenden Nico Schlotterbeck leichtfertig abluchsen ließ, blieb die erste von etlichen Hochkarätern ungenutzt. In der Folge wirkte der 22-Jährige auf dem linken Flügel ein wenig vergessen, was ein Stück weit auch an seiner Bereitschaft lag, sich immer wieder mit tieferen Läufen anzubieten. Zudem verzettelte er sich mit vielen Hackentricks, gekünstelten Zuspielen, die allesamt in einen Ballverlust mündeten. Trotz aller Überraschungseffekte, die sich Chelsea vom ehemaligen Schachtar-Dribbler erhofft, muss er lernen, wann das einfache Spiel gefragt ist.

DORTMUND, GERMANY - FEBRUARY 15: Karim Adeyemi of Borussia Dortmund runs at Enzo Fernandez of Chelsea during the UEFA Champions League round of 16 leg one match between Borussia Dortmund and Chelsea FC at Signal Iduna Park on February 15, 2023 in Dortmund, Germany. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

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Auch am entscheidenden Gegentreffer war Mudryk nicht ganz unbeteiligt, denn als die Dortmunder Abwehr einen von unzähligen ungefährlichen Eckbällen aus dem Strafraum klärte, stand er noch einige Meter hinter Adeyemi, unterließ es aber, den Konter ihm Keim zu ersticken. Mit seinem Tempo (in den Beinen) wäre er möglicherweise der Einzige gewesen, der das Super-Solo des BVB-Stürmers hätte stoppen können. So aber wurden die Blues mit genau den Waffen geschlagen, die sie selbst anwenden wollten.

"Wir brauchen ein bisschen mehr Glück beim Abschluss", blickt Potter dem Rückspiel freudig entgegen. Ein 0:1 an der Stamford-Bridge  ist durchaus noch zu drehen. Gut für die Blues, dass der Showdown in der Königsklasse erst in drei Wochen (7. März, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) stattfindet. Denn bei aller Überlegenheit oder Abschlusspech braucht Chelsea bis dahin einen Plan, wie es auf höchstem Niveau enge Spiele zu seinen Gunsten entscheiden kann.

Das Thema "echter Knipser" können sie erst im Sommer wieder angehen. Sieht man Chelsea derzeit spielen, fragt man sich schon, warum bei den 600 Millionen Euro an Transferausgaben in dieser Saison nichts in diese offensichtlichste Baustelle investiert wurde.

bst

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