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Messi sticht Haaland bei FIFA-Weltfußballerwahl aus

Beide Offensivspieler kamen auf 48 Stimmen

Popularität schlägt Leistung: Messi sticht Haaland bei FIFA-Weltfußballerwahl aus

Bei der Preisverleihung nicht anwesend, dafür weltweit beliebt: Lionel Messi, hier ein Foto von ihm auf einem Hochhaus in Buenos Aires.

Bei der Preisverleihung nicht anwesend, dafür weltweit beliebt: Lionel Messi, hier ein Foto von ihm auf einem Hochhaus in Buenos Aires. IMAGO/SOPA Images

Eigentlich war Erling Haaland der große Favorit, auch weil der Norweger im Bewertungszeitraum für den diesjährigen "The Best"-Award (19. Dezember 2022, dem Tag nach dem WM-Finale, bis 20. August 2023) glänzte, wie kaum ein anderer: Der ehemalige Salzburger und Dortmunder erzielte im entsprechenden Zeitraum in 33 Spielen auf Vereinsebene 28 Tore und gewann mit Manchester City das Triple aus Meisterschaft, FA Cup und Champions League.

Denkbar knappes Ergebnis und kein Messi weit und breit

Und dennoch wurde es wieder nichts mit der ersten großen individuellen Auszeichnung für den norwegischen Weltklasse-Stürmer. Wie schon beim Ballon d'Or musste er Lionel Messi den Vortritt lassen. Der Argentinier erzielte im besagten Zeitraum acht Ligatore und sechs Vorlagen für PSG und schied in der Champions League mit dem französischen Starensemble im Achtelfinale gegen den FC Bayern München aus (0:1, 0:2). Im Sommer verließ "La Pulga" den europäischen Kontinent und wechselte in die USA zu Inter Miami, für das er im Bewertungszeitraum noch ein Tor in der Liga sowie zwei Vorlagen beim US Cup markierte.

Auch wenn Messis Zahlen im Vergleich zu Haaland klar schwächer waren, er war es, der FIFA-Weltfußballer wurde - zum Unverständnis vieler auch anwesender Gäste im Saal. Offenbar half Messi seine enorme weltweite Popularität, denn wie die FIFA selbst schreibt, war es eine extrem knappe Entscheidung. Knapper ging es nicht, denn Messi und Haaland kamen beide auf 48 Punkte. Messi setzte sich schlussendlich durch, weil er am Ende mehr Erststimmen auf sich vereinen konnte. Kylian Mbappé wurde mit 35 Stimmen Dritter.

Moderator Thierry Henry probiert es mit einem Witzchen

Als der Gewinner publik gemacht wurde, herrschte eine seltsame Stimmung vor. Im Saal des Londoner Apollo Theatre wurde es sehr still, sprichwörtlich totenstill. Mit diesem Ausgang hatten die Anwesenden wohl nicht gerechnet - man war völlig perplex. Messi womöglich auch nicht? Der 36-Jährige war nicht anwesend - was schon für diese Gala eine Malus war -, und es gab noch nicht einmal eine Grußbotschaft des Siegers. Zu allem Überfluss war noch nicht einmal jemand da, der die Trophäe in Messis Namen hätte übernehmen können.

Auf einmal Stille: Thierry Henry und Reshmin Chowdhury (li.).

Auf einmal Stille: Thierry Henry und Reshmin Chowdhury (li.). IMAGO/Sportimage

Die Moderatoren Thierry Henry und Reshmin Chowdhury waren darum bemüht, die peinliche Situation mit ein wenig Humor zu überspielen. Der Franzose übergab seiner Kollegin den Pokal und witzelte, dass sie als bekennender Fan der Tottenham Hotspur auch mal einen Pokal erhalten sollte, da die Spurs dieses Gefühl nicht kennen würden. Ein paar vereinzelte Lacher für die Einlage des früheren Arsenal-Torjägers (Meister 2004) gab es, doch da war das Kind bereits in den Brunnen gefallen. 

Ganz viel City, eine Prise Real und ein Ex-Dortmunder: Die FIFA-Weltauswahl

Fünferpunkte entscheidend - Fader Beigeschmack bleibt

Gewählt wurde zunächst durch die FIFA, die eine Vorauswahl der Nominierten gemeinsam mit "den Interessengruppen des Fußballs" vorgenommen hatte, womit "je ein Gremium von Experten im Männer- und im Frauenfußball" gemeint ist. Anschließend wurden die Sieger von vier stimmberechtigten Gruppen auserkoren: Nationaltrainer, Nationalmannschaftskapitäne, Journalisten und Fans - jeder Block trug 25 Prozent zum Gesamtergebnis bei.  Jedes Mitglied dieser "Jury" darf in absteigender Reihenfolge drei Stimmen vergeben - fünf Punkte, drei Punkte und einen Punkt.

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Die Nationaltrainer und die Journalisten werteten pro Haaland, der in beiden Gruppen also jeweils 13:11 Punkte erhielt. Bei den Fans und den Kapitänen lag wiederum Messi mit 13:11 vorne - am Ende fiel das Pendel zu Gunsten von Messi, weil dieser mehr Erststimmen (107:64) auf sich vereinte. 

Am Ende bleibt ein fader Beigeschmack, denn Messis Sieg - es war nach 2009, 2010, 2011, 2012, 2015, 2022 seine achte Auszeichnung - lässt durchaus vermuten, dass bei der Wahl die individuelle Popularität offensichtlich mehr Gewicht hat als tatsächliche sportliche Leistungen.

drm

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