Football

Play-off Quarterback Ranking: Was ist los mit Patrick Mahomes?

kicker-Experte Adrian Franke sortiert die 14 Play-off-Quarterbacks

Play-off Quarterback Ranking: Was ist los mit Patrick Mahomes?

Können Patrick Mahomes und die Chiefs-Offense eine enttäuschende Regular Season in den Play-offs hinter sich lassen?

Können Patrick Mahomes und die Chiefs-Offense eine enttäuschende Regular Season in den Play-offs hinter sich lassen? Getty Images

Play-off Quarterback Ranking

Viertes Tier: Übergangslösungen und Quarterbacks am Scheideweg

14. Mason Rudolph, Pittsburgh Steelers

Ranking nach Week 13: Nicht geranked.

Was für eine merkwürdige Saison in Pittsburgh, generell, aber auch spezifisch auf der Quarterback-Position. Kenny Pickett ging mit nicht wenig öffentlichem Hype in diese Saison, nur um dann erstmal deutlich unter den Erwartungen zu bleiben. Das führte zur ersten In-Season-Coach-Entlassung in Pittsburgh seit den 40ern, und auch wenn nach dem Offensive-Coordinator-Tausch einige Dinge besser wurden, so blieb es auf der Quarterback-Position doch ein Up-and-Down.

Picketts Knöchelverletzung brachte Mitch Trubisky ins Spiel, der sich schnell wieder ins Abseits beförderte und so den Weg für Mason Rudolph frei machte - der wiederum unerwartet positiv überraschte. Bis zu dem Punkt, dass er zum Start in die Postseason der Starter bleibt, obwohl Pickett wieder fit ist. Der wiederum musste zuletzt Gerüchte dementieren, wonach er sich geweigert haben soll, als Backup gegen Seattle mit dabei zu sein.

Die NFL vor den Play-offs

Ich würde es keineswegs ausschließen, dass wir Pickett im Laufe des Wildcard-Spiels in Buffalo noch sehen - schlicht und ergreifend deshalb, weil ich zwei gute Spiele von Mason Rudolph als ein kurzes Hoch, und nicht als einen Breakout im sechsten Karriere-Jahr betrachte.

Diese beiden guten Spiele aber hatte er: Gegen Cincinnati und auch gegen Seattle spielte Rudolph mit einer gehörigen Portion Aggressivität, und gab der Offense so die Big Plays, wenn sie sie brauchte. Gegen die Backups der Ravens war er dann schon wieder deutlich fehleranfälliger, nicht nur in puncto Turnover-Risiken, sondern er kassierte auch wieder mehr Sacks. Etwas, das er gegen die Bengals und die Seahawks weitestgehend gut vermieden hatte.

Podcast
Podcast
Neue Podcast-Folge: Welche NFL-Teams stehen vor dem Rebuild?
01:16:36 Stunden
alle Folgen

Das bestmögliche Szenario für Pittsburgh aus offensiver Perspektive wäre es, wenn das Run Game dominiert, und der Quarterback in erster Linie ein paar erfolgreiche Shot Plays als Ergänzung dazu bringt. Im Moment scheint Rudolph die beste Wahl dafür zu sein.

Joe Flacco von den Cleveland Browns

Gelingt Joe Flacco mit den Browns noch ein letzter Playoff-Run? Getty Images

13. Joe Flacco, Cleveland Browns

Ranking nach Week 13: Nicht geranked.

Ohne Frage die unterhaltsamste Quarterback-Geschichte dieser Saison. Fünf Quarterbacks haben in dieser Saison für die Cleveland Browns Pässe geworfen, Flacco führt das Team nicht nur in jeder statistischen Kategorie an, sondern war auch der beste Quarterback dieser Gruppe!

Es ist eine Geschichte, die vor Ironie nur so trieft, angesichts von all dem, was die Browns investiert und geopfert haben, um sich die Dienste von Deshaun Watson zu sichern - und auch angesichts der Tatsache, dass die New York Jets zur Abwechslung eine nette Quarterback-Geschichte hätten gebrauchen können; das Team, bei dem Flacco die letzten drei Jahre unter Vertrag stand.

Zufrieden mit dem Ranking?

Jetzt gehen die Browns also mit Flacco in die Playoffs, und der beinahe 39-Jährige - Flacco feiert nächsten Dienstag Geburtstag - hat ein paar Dinge in seinen fünf Spielen deutlich gezeigt: Eine gute Connection zu Amari Cooper und zu Tight End David Njoku, keine Angst davor, riskante Big Plays zu versuchen, weitestgehend überraschend gutes Pocket-Verhalten und der Arm ist ohne Frage noch da.

Wie weit das die Browns bringen wird, und ob Flacco auch nach seinem 39. Geburtstag noch in den Playoffs steht, wird sich zeigen. Flacco hatte ein paar Turnover-Bälle zu viel drin, und das kann in den Playoffs auch mal schnell das Aus bedeuten. Gleichzeitig war er in diesen fünf Spielen gut genug, um ein gewisses Maß an Optimismus für die Postseason zuzulassen. Und das für sich betrachtet ist bereits genauso unerwartet wie unterhaltsam.

12. Baker Mayfield, Tampa Bay Buccaneers

Ranking nach Week 13: 19.

Als die Bucs Baker Mayfield in der Offseason für vier Millionen Dollar verpflichteten, fühlte es sich - für mich zumindest - ein wenig wie eine Verlegenheitslösung an. Es fühlte sich an, wie die Art Quarterback-Verpflichtung, die man eben zähneknirschend macht, nachdem man keine der besten Optionen auf dem Markt bekommen hat und weiß, dass man im Draft keine der Top-Optionen bekommen wird.

Und ehrlicherweise hat der Vertrag auch genau das ausgedrückt. Es war ein solider Backup-Quarterback-Vertrag mit ein paar Boni-Optionen, die daraus einen Bridge-Quarterback-Vertrag machen können. Genau so hatte ich diese Verpflichtung auch vor der Saison eingeschätzt.

Hier können wir definitiv festhalten, dass Mayfield diese Prognose deutlich übertroffen hat. Er hat über weite Teile der Saison wie ein solider Starting-Quarterback gespielt, mit einigen deutlichen Ausreißern nach oben. Nicht zuletzt seine Auftritte gegen die Packers und Jaguars spät in der Saison, welche zu wichtigen Siegen auf dem Weg in die Playoffs geführt haben.

Und Mayfield hatte dabei ohne Frage einige Spiele mit zu vielen Turnover-Plays drin, er hat teilweise zu viele Sacks kassiert, die er nicht hätte kassieren müssen. Aber er hat auch seine Playmaker beachtlich gut in Szene gesetzt, er hat den Ball gut verteilt und er hat mit einem Selbstvertrauen den Ball geworfen, das ich so nicht erwartet hatte.

Ich habe viele Mayfield-Würfe in dieser Saison gesehen, bei denen er an das Ende seines Dropbacks kommt, in die Pocket tritt und den Ball mit Wucht und Präzision raus feuert. Das, genau wie seine Connection zu Mike Evans und einzelne Playmaker-Elemente haben ihn zu einem echten Schnäppchen für Tampa Bay gemacht. Und gut möglich, dass er sich jetzt schon einen neuen Vertrag bei den Bucs erspielt hat.

Mahomes, Young, Rodgers & Co.: Die NFL-Quarterbacks 2023

Drittes Tier: Quarterbacks, die mit Hilfe glänzen können

11. Tua Tagovailoa, Miami Dolphins

Ranking nach Week 13: 11.

Das Regular-Season-Finale gegen die Bills unterstrich einmal mehr einige der Bedenken bei Tua. Wenn er sich zu sehr auf Tyreek Hill einschießt, etwa. Wenn er Second-Reaction-Plays kreieren muss. Wenn der Read, den er im Moment des Snaps als "offen" antizipiert hat, doch nicht da ist.

- ANZEIGE -

Ich halte Tagovailoa für einen guten Quarterback, wenn er On-Script agieren kann. Wenn die Play-Designs greifen, wenn es in erster Linie darum geht, die Offense umzusetzen. Er hat - auch in diesem über weite Strecken durchwachsenen Spiel gegen Buffalo - regelmäßig großartige Touch-Pässe in seinem Repertoire, genaue wie wunderbar in den Lauf des Receivers platzierte Bälle.

Wenn er dieser, überspitzt formuliert, "reine Ballverteiler" im Rhythmus der Offense sein kann, dann spielt Tua nicht nur am besten, dann gibt er der Offense auch den meisten Mehrwert. Die Sorge ist, was passiert, wenn er das eben nicht kann. Und wir haben in der zweiten Saisonhälfte gesehen, dass Defenses mehr Antworten auf die Dolphins-Offense gefunden haben, zusätzlich zu den Verletzungen und Ausfällen, die Miami offensiv verkraften musste.

Wenn es um die Frage geht, ob Tua die Offense im Zweifelsfall tragen kann, dann lautet die Antwort für mich zumindest Stand jetzt relativ klar Nein. Vielleicht kann er die Play-offs ja aber nutzen, um dieses Narrativ zu ändern.

10. Jared Goff, Detroit Lions

Ranking nach Week 13: 13.

Etwa zur Saison-Mitte hatte Goff ein Tief, in dem einige der Defizite, von denen wir immer wussten, dass sie da sind, offengelegt wurden. Die Turnover-Problematik in aufeinanderfolgenden Spielen gegen Chicago und Green Bay, ein weiteres schwaches Spiel gegen die Bears und schon sah man selbst bei Lions-Fans die Zweifel an Goff wieder zurückkehren.

Goff spielte dann wieder deutlich stabiler in den letzten Wochen der Saison, und ehrlicherweise sollte dieser Durchhänger, den er zwischendurch hatte, die Analyse des 29-Jährigen nur bedingt verändern. Denn an diesem Punkt sollten wir wissen, was für ein Quarterback Jared Goff ist, was er kann, und was er eben nicht kann.

Im zweiten Jahr unter Ben Johnson hat Goff seine beste Saison seit seinem zweiten Jahr unter Sean McVay 2018 gespielt, als die Rams-Offense die Liga im Sturm eroberte und bis in den Super Bowl kamen. Schon damals spielte Goff tollen Football innerhalb der Parameter der Offense - musste er die verlassen, wurde es problematisch.

2018 passierte das spät in der Regular Season, und dann am deutlichsten im Super Bowl gegen Bill Belichick und die Patriots. Ich denke, dass Goff ein merklich reiferer Quarterback ist, verglichen mit jener Saison, und nach wie vor einen guten (Deep-)Ball wirft und die Mitte des Feldes aggressiv attackiert. Und gleichzeitig würde ich aber auch jetzt noch sagen, dass Goff eben mehr als die Top-Quarterbacks von den Umständen und einem positiven Game Script abhängig ist.

Jalen Hurts von den Philadelphia Eagles

Nach dem Kollaps in der Regular Season können Jalen Hurts und die Eagles in den Playoffs viele Dinge wieder gerade rücken. Getty Images

9. Jalen Hurts, Philadelphia Eagles

Ranking nach Week 13: 8.

Zunächst einmal ist zu hoffen, dass die im Spiel gegen die Giants am Sonntag erlittene Verletzung am rechten Mittelfinger Jalen Hurts in den Play-offs nicht beeinträchtigt. Dann bleibt zu hoffen, dass die Eagles ihre Receiver - A.J. Brown und DeVonta Smith sind beide angeschlagen - in den Play-offs auch auf dem Platz haben. Denn Philadelphia hat wenige schematische Antworten, wenn die individuelle Qualität nicht gewinnt.

Das ist auch die Überleitung zu einem der vielen, übergreifenden Probleme, die dieses Eagles-Team von einem Titelkandidaten zum Play-off-Problemkind haben abstürzen lassen. Und während ich in Teilen auch Kritik an Hurts hier als gerechtfertigt sehe, muss man ihm umgekehrt auch zugutehalten, dass das Scheme ihm häufig schlicht keine Antworten präsentiert hat.

Das fällt mit am meisten gegen den Blitz auf, wo die Eagles manchmal die Eins-gegen-Eins-Matchups in erfolgreiche Shot Plays ummünzen können, wenn das nicht klappt, die "einfachen" Auswege aber schlicht nicht da sind. Hurts muss diese dann im Zweifelsfall selbst kreieren und das ist viel verlangt.

Tatsächlich sehe ich im Rückblick auf diese Regular Season das, was er als Runner dieses Jahr macht, noch wesentlich kritischer als das, was wir als Passer von Hurts gesehen haben. Das Run Game müsste eine tragende Säule für die Offense sein, Hurts fehlt hier aber komplett die Dynamik und auch hier haben es die Eagles im Laufe der Saison nie geschafft, das schematisch anderweitig zu kompensieren.

Einer von vielen Hinweisen darauf, dass ein neuer Offensive Coordinator eine hohe Priorität in der Offseason genießen sollte.

8. Brock Purdy, San Francisco 49ers

Ranking nach Week 13: 10.

Purdy bleibt für mich in exakt dieser Kategorie: Ein Quarterback, der das Scheme gut umsetzt und es auch besser macht, in einer zwar sehr Quarterback-freundlichen Rolle, aber doch auch in einer Rolle, die deshalb nicht automatisch jeder Quarterback ausfüllen kann. Purdy trägt dazu bei, dass die Niners-Offense auf diesem exorbitant hohen Level agiert, gleichzeitig ist der Floor durch Scheme, Play-Caller, offensive Waffen und Run Game höher, als für jeden anderen Quarterback in der NFL.

Diese beiden Dinge sind kein Widerspruch, im Gegenteil: Sie arbeiten Hand-in-Hand. Purdy wäre in keiner anderen Offense derart produktiv, und umgekehrt wäre die Niners-Offense mit einer Vielzahl an theoretischen alternativen Startern ebenfalls nicht so stark.

Purdy setzt Shanahans Offense mit einer Aggressivität um, die Jimmy Garoppolo stets gefehlt hat. Das macht die Offense noch explosiver und wenn er Druck bekommt, gibt Purdy der Offense mehr Auswege, als man das in den vergangenen Jahren in San Francisco gewohnt war.

Die spannendste Frage wird sein, was passiert, wenn eine Defense in den Play-offs Purdy in offensichtliche Passing-Situationen zwingen kann, und was passiert, wenn eine Defense ihm konstant die einfacheren Reads bei Early Down weg nimmt. In Teilen war das im Spiel gegen Baltimore zu sehen, auch wenn die Turnover hier unverhältnismäßig waren und San Francisco abgesehen von den Takeaways den Ball trotzdem gut bewegt hat.

Besteht Purdy auch diesen Test, wird es für jede Defense in den Play-offs schwer sein, diese Offense zu stoppen.

Zweites Tier: Diese Quarterbacks sind der Motor ihrer Offense

7. C.J. Stroud, Houston Texans

Ranking nach Week 13: 9.

Stroud hatte eine spektakuläre Saison als Rookie. Die Aggressivität als Passer, gepaart mit guter Accuracy, gutem Pocket-Verhalten und einem gesunden Maß an Risikobereitschaft, ohne dabei zu unvorsichtig zu werden, diese Dinge prägten Strouds erste NFL-Saison und er wirkte schnell wie ein Quarterback, der schon deutlich mehr Erfahrung auf höchstem Level hat, als das bei den allermeisten Rookies der Fall ist.

Strouds Aggressivität passt zum offensiven Scheme und zu den Waffen in Houston, gleichzeitig ist er nicht komplett abhängig von den Shot Plays, die Konstanz im Passspiel ist ebenfalls bereits gut.

Die nächsten Prüfungen kommen jetzt, und falls Stroud das in seinem ersten Playoff-Spiel gegen eine herausragende Browns-Defense bestätigen kann, wird der Hype nur noch umso größer werden.

Unabhängig davon aber, was in der Wildcard-Runde - oder darüber hinaus - passiert: Nichts von dem, was Stroud als Rookie gezeigt hat, wirkt wie eine Eintagsfliege oder wie zufälliger, kurzfristiger Erfolg. Das ist der zentrale Takeaway zu seiner ersten Saison in Houston.

Jordan Love von den Green Bay Packers

Jordan Love hatte eine sensationelle zweite Saisonhälfte. Getty Images

6. Jordan Love, Green Bay Packers

Ranking nach Week 13: 15.

Love hatte eine spektakuläre zweite Saisonhälfte, in der er in meinen Augen klargemacht hat, dass er Green Bays nächster Franchise-Quarterback sein wird.

Das Armtalent, die spektakulären Off-Platform-Würfe, Shots Downfield vom Backfoot - diese einzelnen Highlight-Plays, all das war bei Love nie eine Frage. Die große Frage vor dieser Saison lautete: Kann Love konstant als Passer werden? Kann er seine Down-für-Down-Accuracy auf ein Level heben, das es der Offense erlaubt, funktional zu bleiben auch außerhalb der Big Plays?

Nach den ersten sieben, acht Spielen dieser Saison hätten sicher nicht wenige selbst unter Packers-Fans diese Frage eher mit Nein beantwortet. Doch der Turnaround kam, und das gegen einige unangenenhme Defenses. Kansas City, Tampa Bay, Minnesota, Chicago - Love glänzte gegen diese Teams.

Die Ruhe, die er unter Druck ausstrahlt, die Big Plays Woche für Woche, ein merklich erhöhtes Maß an Konstanz im Passspiel, all das ist inzwischen da. Und das trotz einer extrem jungen Skill-Position-Gruppe, die zudem ihren besten Receiver in Christian Watson für nur neun Spiele auf dem Platz hatte, die lange auf Rookie Tight End Luke Musgrave verzichten musste und in der Aaron Jones sechs Spiele verletzt verpasste, sowie hinter einer Offensive Line, in der im Laufe der Saison einige Dinge umgestellt werden mussten.

Love fällt für mich jetzt in die Kategorie der Quarterbacks, die die Parameter ihrer Offense übertreffen und darüber hinaus als Motor ihrer Offense fungieren. Eine bemerkenswerte Entwicklung in seiner ersten Saison als Starter.

5. Dak Prescott, Dallas Cowboys

Ranking nach Week 13: 5.

Ganz simpel formuliert: Es ist die beste Saison in Prescotts NFL-Karriere. Und es wird spannend sein zu sehen, zu was das in den Playoffs führt, gerade mit Blick darauf, dass die Cowboys in den vergangenen Jahren in der Postseason doch häufiger enttäuscht haben. Das muss natürlich nichts über diese Version der Cowboys aussagen, aber es hängt unweigerlich als Narrativ über dieser Franchise - und irgendwo auch über Prescott selbst.

Einer der Gründe dafür, dass Dallas in den vergangenen Jahren in den Playoffs enttäuschte, war eben auch die Offense. Das Risiko darauf sehe ich in dieser Saison deutlich geringer, und das liegt eben maßgeblich an Prescott.

Dass er ein guter Ballverteiler, ein guter Pre-Snap-Quarterback, sehr konstant in seinen Reads und Entscheidungen ist, wussten wir vorher. Dieses Jahr kombiniert er das mit einem aggressiveren Spielstil.

Nicht im Sinne von dass er mehr Bälle tief wirft, sondern eher dahingehend, dass er mehr schwierige Würfe versucht - und trifft. Dass er Lamb mit Targets füttert, wenn das Matchup das hergibt, er aber auch das Passspiel über die alternativen Targets aufziehen kann.

Diese Version von Prescott hatten wir so nicht in den vergangenen Jahren. Wenn er das auf die Playoffs übertragen kann, könnten die Cowboys ihren ersten tiefen Playoff-Run seit den frühen 90er Jahren hinlegen.

4. Matt Stafford, Los Angeles Rams

Ranking nach Week 13: 6.

Es hat eine Weile gedauert, ehe Staffords Stats zu dem gepasst haben, was er auf Tape zeigt. Im Laufe der zweiten Saisonhälfte kam er aber an diesen Punkt, und das Resultat ist eine der schlagkräftigsten Offenses in der NFL.

In der zweiten Saisonhälfte hatten die Rams nach EPA pro Dropback die siebt- und nach Dropback Success Rate die sechstbeste Passing-Offense ligaweit.

Puka Nacuas historische Rookie-Saison ist ohne Frage ein Treiber dafür, genau wie das verbesserte Run Game. Aber Stafford ist der Dreh-und Angelpunkt. Sein Arm öffnet das ganze Feld für McVay, kaum ein Quarterback hat so viele Big Plays raus gefeuert und dabei konstant auf einem so hohen Level gespielt.

Es ist eine unerwartete Top-5-Quarterback-Saison, genau wie es von den Rams insgesamt eine unerwartet erfolgreiche Saison ist. Nach den Verletzungen zuletzt hatte ich nicht erwartet, dass Stafford noch so ein Jahr, buchstäblich, im Arm hat. Doch diese Regular Season in meinen Augen war sogar noch besser als seine Regular Season in der Rams-Super-Bowl-Saison, auch wenn die Total Stats eine andere Sprache sprechen.

Matt Stafford von den Los Angeles Rams

Auf Matt Stafford wartet in der ersten Playoff-Runde eine fraglos emotionale Rückkehr nach Detroit. Getty Images

Elite-Tier: Diese Quarterbacks tragen ihre Offense

3. Patrick Mahomes, Kansas City Chiefs

Ranking nach Week 13: 1.

Für Mahomes eine ausgesprochen tiefe Platzierung, und ich denke, hier ist Kontext in beide Richtungen wichtig.

Denn auf der einen Seite würde vermutlich so ziemlich jeder, wenn er im Vakuum ohne weitere Informationen einen Quarterback zum Start in die Playoffs auswählen könnte, Mahomes nehmen. Ich inklusive. Auch nach dem, was wir in dieser Regular Season gesehen haben.

Auf der anderen Seite ist es natürlich auch beim Mahomes fair und richtig, die Eindrücke der vergangenen vier Monate hier mit einfließen zu lassen. Zum einen dahingehend, dass seine Receiver desolat, das Run Game ausgesprochen inkonstant und die Offensive Tackles merklich schlechter als in der vergangenen Saison waren.

Zum anderen aber eben auch dahingehend, dass man Mahomes diese anhaltenden Probleme irgendwann auch anmerkte. Dass er eben dem Scheme, oder der Protection, oder auch beidem nicht mehr so vertraute. Das führte dazu, dass er häufiger in einen Freestyle-Modus verfiel, oder dass er sich zu sehr auf Travis Kelce fokussierte.

Wie sehr Mahomes die Dinge selbst in die Hand nahm, sieht man anhand seiner Scrambles: Nur Lamar Jackson hatte in dieser Saison mehr Scramble-Rushing-Yards (421) als Mahomes (413). 51 Scrambles in der Regular Season sind auch persönlicher Höchstwert in Mahomes’ NFL-Karriere, und das obwohl er so wenige Regular-Season-Snaps wie seit 2020 nicht mehr gespielt hat.

Ich bin extrem gespannt, was wir von Mahomes und dieser Offense in den Playoffs bekommen. Und es würde mich nicht im geringsten überraschen, wenn am Ende dieser Postseason selbst dieses leichte Downgrade innerhalb des Elite-Tiers schon wieder ziemlich doof aussieht.

2. Josh Allen, Buffalo Bills

Ranking nach Week 13: 2.

Dieses Spiel gegen Miami in Woche 18 war ein perfekter Mini-Kosmos von Josh Allens Saison. Ein bisweilen vogelwildes erstes Viertel, in welchem einmal mehr ein Abstimmungsfehler mit Gabe Davis zu einer Interception führte und in welchem er eine wilde Interception bei Fourth Down warf, statt das First Down in die Flat zu nehmen, das da gewesen wäre.

Danach aber legte er einen Schalter um und spielte für die restlichen drei Viertel eine deutlich bessere Saison. Einige spektakuläre Pässe, er kreierte jede Menge am Boden und war ein wesentlicher Grund dafür, dass die Bills dieses Spiel am Ende für sich entschieden.

Es war die Art Spiel, nach welchem der Eindruck, den Allen hinterlässt, je nachdem, wer sich das Spiel anschaut und welche Meinung diese Person vorher hatte, variiert. Und das passt eben zu seiner gesamten Saison. Eine Saison, in der Allen einige der absurdesten Interceptions geworfen hat, die man sich vorstellen kann und in der er definitiv zu häufig versucht hat, Dinge zu erzwingen.

Aber eben auch eine Saison, in der das letztlich nur eine Handvoll Plays, gemessen an den 17 Spielen dieser Regular Season, waren. Eine Handvoll Plays, die das Bild von Allen vielleicht mehr prägen, als sie es sollten - und gleichzeitig darf er sich diese Aussetzer in den Playoffs nicht leisten, sonst kann ganz schnell Endstation sein.

Das ist der Zwiespalt in der Analyse von Josh Allen. Er ist einer der spektakulärsten Quarterbacks dieser Saison und er war einer der besten Quarterbacks dieser Saison. Doch man weiß nie, wann die Achterbahnfahrt nach unten beschleunigt.

Lamar Jackson von den Baltimore Ravens

Gelingt Jackson ein erster Super-Bowl-Run? Getty Images

1. Lamar Jackson, Baltimore Ravens

Ranking nach Week 13: 3.

Auf die Saison gesehen war kein Quarterback schwieriger zu verteidigen als Lamar Jackson.

Einerseits einer der gefährlichsten und der mit Abstand produktivste Quarterback am Boden: Jackson hatte unter Quarterbacks die meisten Rushing-Yards (821, niemand sonst über 660), die meisten Forced Missed Tackles (38, niemand sonst über 26) und die meisten Runs über mindestens 10 Yards (29, ansonsten nur Justin Fields über 18).

Seine 5,5 Yards pro Run waren fast ein volles Yard mehr als das, was Josh Allen, der neben Jackson und Justin Fields für mich gefährlichste Rushing-Quarterback dieses Jahr, am Boden produzierte (4,6).

Andererseits aber waren all diese Zahlen und all das, was Jackson am Boden kreierte, umso relevanter, weil die Offense weniger das (Quarterback-)Run Game als primären Fokus hatte. So kam es auch, dass Jackson die Liga in Scramble-Rushing-Yards anführte (421). Mehr als die Hälfte seiner Rushing-Yards kam via Scramble, mal zum Vergleich seine MVP-Saison 2019: Hier erlief Jackson "nur" 509 seiner 1.349 Rushing-Yards via Scramble.

Die designten Quarterback-Runs sind jetzt mehr eine von mehreren Ebenen innerhalb der Offense, und das macht Jackson als Spieler umso gefährlicher. Das, was Jackson immer noch am Boden kreieren kann, macht die Offense schwer ausrechenbar, weil er gleichzeitig einer der besten Passer aus der Pocket in dieser Saison war.

Das sieht man insbesondere auf dem Intermediate-Level, also zehn bis 19 Yards Downfield. Hier führte Jackson alle Quarterbacks in Completion-Quote (72 Prozent) an und war Top-3 in Yards pro Pass (11,5), Touchdowns (11) und hat als einziger Quarterback mit mindestens 375 Dropbacks in dem Bereich des Feldes keine Interception geworfen.

Die Ravens haben ein gefährliches Passspiel, in dem der Ball gut verteilt wird, und sie haben ein flexibles Run Game. Beides ist maßgeblich auf Jackson zurückzuführen und diese Ausgewogenheit auf der Seite des Balls macht Baltimore zu einem deutlich gefährlicheren Playoff-Team, als das in der Vergangenheit der Fall war.

Adrian Franke