Zwar nahm Thomas Tuchel nach dem 0:1 zum Auftakt am Donnerstag bei RC Lens nur vier Änderungen vor - diese allerdings hatten es in sich: Keeper Sergio Rico (fester Transfer vom FC Sevilla abgeschlossen) übernahm im Tor statt Nummer drei Bulka, der beim entscheidenden Treffer am Donnerstag gepatzt hatte. Zudem spielte Neuzugang Florenzi (kam von der Roma) - und auch Neymar und di Maria rückten für die beiden 18-jährigen Debütanten Ruiz und Kalimuendo-Muinga in die qualitativ hochwertige Formation.
Bei Marseille, das ebenfalls mit Corona-Infektionen zu kämpfen gehabt hatte, tauschte Coach André Villas-Boas im Vergleich zum Auftaktspiel bei Stade Brest (3:2) auf fünf Positionen: Alvaro, Rongier, Gueye, Payet und Lopez begannen statt dem Ex-Dortmunder Balerdi, Strootman, Sanson, Radonjic und Benedetto.
Neymar foult, di Maria spuckt - Thauvin trifft
Paris übernahm von Beginn an das Zepter und ging beinahe früh in Führung: Mandanda parierte bei einem Verratti-Schuss gekonnt (3.). In der Folge stand die Partie allerdings mehr im Zeichen wilder Zweikämpfe und weniger spielerischer Glanzstücke. Zwischen den Nord-Süd-Rivalen kochten mehrfach die Emotionen über. Allein in der Anfangsviertelstunde sahen vier Spieler die Gelbe Karte - darunter Neymar und Payet, die direkt aneinander gerieten (11.).
PSG konnte aus seiner spielerischen Überlegenheit indes kaum Kapitel schlagen. Neymar zielte, in der Entstehung leicht gehalten vom Ex-Hannoveraner Sakai, per Kopf über das Tor (18.). Marseille trat derweil in der Offensive so gut wie gar nicht Erscheinung - bis in die 31. Minute: Nach Payets Freistoßflanke aus dem Mittelfeld startete Thauvin wohl aus gleicher Höhe durch und überwand Sergio Rico aus kurzer Distanz. Nach VAR-Prüfung zählte der Treffer. Weil beide Teams auch danach mehr foulten, diskutierten - di Maria spuckte Alvaro sogar ungeahndet an (37.) - und weniger Fußball spielten, hatte die OM-Führung auch zur Pause bestand.
Sarabia scheitert - Eskalation in der Nachspielzeit
Nach der Pause ging es in ähnlichem Stil wie zuvor weiter. Das Emotionslevel blieb hoch, fußballerische Highlights dagegen rar. Aber es gab sie: Nach schönem Spielzug, eingeleitet von Neymar, scheiterte Sarabia aus kurzer Distanz an Mandanda (57.). In der 64. Minute hatte Paris allerdings Glück, denn nach einem regulären Treffer von Joker Benedetto entschied das Unparteiischen-Gespann auf Abseits von Vorbereiter Thauvin, der sich allerdings wohl auf gleicher Höhe befand. Der VAR schaltete sich nicht ein. Kurz darauf verpasste Neymar den Ausgleich auf der anderen Seite um einen halben Schritt (69.). Trotz der Tatsache, dass die Tuchel-Elf in der Schlussphase noch einmal Druck machte, blieb dies bis zum Ende die letzte große Gelegenheit zum Ausgleich.
Hat am Ende Rot gesehen: Neymar. Getty Images
Und tief in der Nachspielzeit lösten sich schließlich die Anspannungen, die sich die ganze Partie über aufgebaut hatten, in einer wilden Schubserei und in Teilen auch Schlägerei. Nach Foul von Benedetto revanchierte sich Paredes mit einem Check - beide mussten mit der Ampelkarte vom Feld (90.+8). Kurzawa und Amavi (90.+7) sahen nach Tritten gegeneinander ebenso glatt Rot wie Neymar nach einem Faustschlag an den Hinterkopf von Alvaro, die nach VAR-Check gezeigt wurde (90.+9). Selbst nach dem Schlusspfiff des überforderten Referees Jerome Brisard beruhigten sich die Gemüter nur langsam.
Schon am Mittwoch (21 Uhr) geht es für das noch bei null Punkten stehende PSG gegen den FC Metz weiter. Marseille (sechs Zähler) empfängt am Donnerstag (21 Uhr) St. Etienne.