WM

Oranje-Endspiel wird zum Geisterspiel - Van Gaal findet es "unlogisch"

Auch der KNVB kritisiert die politische Entscheidung

Oranje-Endspiel wird zum Geisterspiel - Van Gaal findet es "unlogisch"

imago images/Pro Shots

So schnell kann’s gehen. Bis zur 82. Minute sahen die Niederlande in Montenegro nach zwei Toren von Memphis Depay noch wie der sichere Sieger aus, das WM-Ticket war in greifbarer Nähe. Doch die Montenegriner trafen in der Schlussphase noch zweimal. 2:2 - und für Oranje beginnt damit das große Zittern.

Denn: Sollte die Elftal am kommenden Dienstag gegen Norwegen verlieren und im Parallelspiel die Türkei in Montenegro gewinnen, würden die Niederländer auf Rang drei abrutschen. Die WM wäre futsch, denn auch der Umweg über die Nations League ist für Oranje nicht möglich. Diese Option bietet sich nur Gruppensiegern dieses Wettbewerbs, wie etwa Österreich. Die Niederlande wurde aber in der Gruppe 1 der Liga A nur Zweiter hinter Italien.

Ein Punkt würde allerdings reichen, denn die Niederlande würde dann vor Norwegen bleiben, auch die Türkei kann sie wegen des Torverhältnisses nicht mehr überholen. Der Gruppensieg wäre sicher.

Keine Zuschauer im De Kuip

Bitter für Oranje: Auf die Unterstützung der Fans wird das Team verzichten müssen. Aufgrund der neuen Infektionsschutz-Regelungen im Land dürfen seit Samstag, 18 Uhr, keine Zuschauer mehr in die Stadien, die Regelung gilt bis 5. Dezember. Auch im Rotterdamer Stadion De Kuip werden also die Ränge am Dienstag leer bleiben.

Für das Spiel waren alle 44.000 Eintrittskarten verkauft worden. "Wie schmerzhaft es auch ist, Niederlande gegen Norwegen wird ohne Zuschauer gespielt", hatte der geschäftsführende Ministerpräsident Mark Rutte gesagt. Die Niederlande hat eine Inzidenz von über 500, die Zahl der Corona-Neuinfektionen war am Donnerstag auf mehr als 16.300 gestiegen und hatte damit einen neuen Höchstwert erreicht. Die Lage vor allem auf Intensivstationen gilt als so prekär, dass Krankenhäuser vor dem Notstand warnen.

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So entschied man sich in den Niederlanden für einen "Lockdown light": Ab Samstag müssen Gaststätten und Supermärkte um 20 Uhr schließen, andere Geschäfte bereits um 18 Uhr. Die 1,5 Meter-Abstandsregel wird wieder eingeführt, Bürger sollen wieder zu Hause arbeiten und maximal vier Besucher zu Hause empfangen. Von dem Shutdown ausgenommen sind Kinos und Theater. Besucher müssen nur - wie bisher - nachweisen, dass sie geimpft, getestet oder genesen sind. Für den Fußball wurde keine Ausnahme gemacht, Sportwettkämpfe müssen ohne Publikum stattfinden, das gilt auch für Fußballspiele.

Van Gaal erkennt mangelnde Führungsqualitäten

Van Gaal nannte die Entscheidung der Politik "unlogisch" und kritisierte gleichzeitig Rutte. Er verstehe zwar, dass Corona wichtiger ist als Fußball, "aber ich verstehe die Maßnahmen nicht, wenn es wenige Infizierte gibt. Ich wohne in Portugal, und dort wird im Gegensatz zu den Niederlanden richtig kontrolliert." 98 Prozent (der über 12-Jährigen, d.Red.) seien dort geimpft, die Krankenhausbetten nicht voll. "Hier geht es um Führungsqualitäten. Herr Rutte ist hier doch der Leiter, da darf man doch etwas von ihm erwarten", so van Gaal weiter. Dass im Falle einer WM-Qualifikation der "schöne Augenblick" sowohl für Spieler als auch für Fans wegfällt, findet van Gaal "traurig" und "sehr schade".

Zuvor hatte sich bereits der niederländische Fußballverband KNVB kritisch zu den Entscheidungen der Regierung geäußert. "Es ist mehr als frustrierend zu sehen, dass die Regierung augenscheinlich nicht nach den Infektionsquellen schaut. Diese befinden sich nicht in den Stadien. Das ist mehrfach bewiesen worden. Es sieht nach politischer Armut aus. Sie wissen in Den Haag nicht mehr, was sie tun", hatte der Verband in einem Statement geschrieben.

Diese Teams sind für die WM 2022 qualifiziert

las/sid/dpa