Nordost

Oesterhelweg: Vom Bankdrücker zum Cottbuser Derbyhelden

Karriere des Mittelfeldspielers gleicht einer Achterbahnfahrt

Oesterhelweg: Vom Bankdrücker zum Cottbuser Derbyhelden

Gefeierter Held: Maximilian Oesterhelweg (Mitte) traf im Brandenburg-Derby gegen Babelsberg gleich dreimal für Energie Cottbus.

Gefeierter Held: Maximilian Oesterhelweg (Mitte) traf im Brandenburg-Derby gegen Babelsberg gleich dreimal für Energie Cottbus. IMAGO/Steffen Beyer

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Ein Fernschuss, ein Fallrückzieher und ein Schlitzohr-Treffer nach geklautem Rückpass - was bei vielen Fußballprofis für ein Best-of-Video der gesamten Saison ausreicht, ist Maximilian Oesterhelweg für Energie Cottbus zuletzt innerhalb von 33 Spielminuten gelungen. Beim 4:0-Derbysieg des amtierenden Meisters der Regionalliga Nordost gegen den SV Babelsberg war Oesterhelweg der Mann des Spiels.

Mit seinem Dreierpack schoss der gebürtiger Gütersloher die Lausitzer zurück an die Tabellenspitze. Dabei war mit seiner Hauptrolle gar nicht zu rechnen - hat sich doch Tim Heike mit bereits zehn Saisontoren bei Energie in den Blickpunkt geschossen. Oesterhelweg indes war zuletzt oft nicht erste Wahl und kam allenfalls zu Kurzeinsätzen. Der 33-Jährige gab zu: "Jedes Tor gibt natürlich Selbstvertrauen, wenn man zuletzt auf der Bank war und nicht so viele Minuten bekommen hat. Das hat gutgetan."

Gelungener Wollitz-Schachzug

Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz freute sich über den gelungenen Schachzug, Oesterhelweg in vorderster Linie neben Timmy Thiele einzusetzen und stattdessen Heike und Phil Halbauer auf den Außenbahnen weiter zurückzuziehen. "Man könnte als Trainer jetzt sagen, alles richtiggemacht", frohlockte Wollitz und erläuterte: "Maxi hat gut trainiert, auch mit der Analyse des Gegners und dem Wissen, dass er letztes Jahr im Pokalspiel doppelt getroffen hat, da war das so ein Bauchgefühl."

Oesterhelweg bestätigte das Bauchgefühl und war von den Babelsbergern nicht zu stoppen. Das Trainerlob ist entsprechend überschwänglich: "Maxi hat das super gemacht, nicht nur wegen der Tore. Es war insgesamt ein gutes Spiel, in der Organisation und den zu bespielenden Räumen", so Wollitz.

Für Oesterhelweg, der im Sommer eine starke Vorbereitung gespielt, dann aber zwischenzeitlich seinen Platz in der Mannschaft verloren hatte, geht es nun wieder aufwärts. Er kündigte an: "Jetzt gilt es, weiter hart zu arbeiten, sich nicht auszuruhen, sondern im Gegenteil noch mehr zu machen. Den Anspruch habe ich auch an mich selber, der Mannschaft zu helfen." Das Ziel dabei ist klar, daraus macht der 33-Jährige keinen Hehl: "Wir wollen aufsteigen. Der Verein hat ambitionierte Ziele und die verfolgen wir auch."

Für Aalen in der 2. Bundesliga

13. SPIELTAG

Für Oesterhelweg wäre der Aufstieg mit Energie ein später Höhepunkt einer bewegten Karriere. Die hatte ihn früh beim VfR Aalen bis in die 2. Bundesliga geführt, danach erlebte der schussstarke Profi aber auch Rückschläge. Seine schwierigsten Monate als vereinsloser Profi nach dem Abstieg mit den Sportfreunden Lotte im Jahr 2019 wurde vom NDR in einer Langzeitdokumentation verfilmt. Auch bei Energie geht es für Oesterhelweg immer wieder auf und ab. So konnte er nach starkem Beginn im FCE-Trikot in der entscheidenden Phase der Saison 2022/23 rund um die Aufstiegsspiele gegen die SpVgg Unterhaching nur wenige Impulse setzen.

Trainer Wollitz setzt weiterhin auf die Routine des Offensivspielers: "Erfahrung ist in einer solch engen Liga etwas enorm Wichtiges. Maxi ist einer unserer erfahrensten Spieler." Der Trainer bleibt dabei, den Druck der Favoritenrolle von seiner Mannschaft fernzuhalten. Er erklärt: "Immer von Ambitionen im Titelkampf zu sprechen, das wollen wir so nicht in den Mund nehmen. Es gibt fünf, sechs oder auch acht Mannschaften, wir sind eine davon und wollen in jedem Spiel das Bestmögliche rausholen. Dazu kann und soll Maxi beitragen." Dafür muss Oesterhelweg einfach weiter an seinem persönlichen Best-of-Video arbeiten. Jeder weitere Treffer bringt ihn und seinen Verein dem großen Ziel 3. Liga ein Stück näher.

Jan Lehmann

Alle Torschützenkönige der Regionalliga Nordost