Er war keinem Zweikampf aus dem Weg gegangen, er war sich für keinen Laufweg zu schade gewesen - und er war zur Stelle, als es darauf ankam: Nach knapp einer Stunde hatte Weghorst seinen Moment. Der Ball fiel ihm eher zufällig am Fünfmeterraum vor die Füße, doch der Angreifer des VfL Wolfsburg schaltete blitzschnell und zog ab - 2:0 für die Niederlande.
Es war ein besonderer Moment, den Weghorst da erlebte. Sein erstes Spiel bei einem großen Turnier - und dann auf Anhieb auch sein erstes Tor. Ein Tor, von dem man meinen konnte, es habe entscheidenden Charakter.
Eine Stunde lang hatten die Niederlande ja die Partie bestimmt. Schon in den ersten Minuten waren sie derart druckvoll, dass sie schon nach zehn Minuten deutlich hätten führen können, doch Depay (2.), Dumfries (5.) und Wijnaldum (7.) ließen sehr aussichtsreiche Torchancen aus.
Und doch: Die 15.837 Zuschauer in der Amsterdamer Johan Cruijff ArenA blieben bestens unterhalten, weil ihre Mannschaft flüssig kombinierte und zu weiteren Möglichkeiten kam. Weghorst (27.) tauchte alleine vor dem Tor der Ukraine auf, vergab aber ebenso wie Wijnaldum (39.) und Dumfries (40.), der im Fünfmeterraum vollkommen frei zum Kopfball gekommen war.
Oranje im 5-3-2 - mit Wucht in der Offensive
Bondscoach Frank de Boer hatte seine Mannschaft in einem 5-3-2 ausgerichtet, ein System, das im Vorfeld des Spiels für Gesprächsstoff gesorgt hatte, weil es ja mit einer Abkehr vom gewohnten 4-3-3 einherging. Aber: Die Niederlande wusste zu überzeugen.
Gruppe C, 1. Spieltag
Nach der Pause brach dann der Bann: Nach einer flachen Hereingabe legte Ukraines Torwart Bushchan den Ball vor die Füße von Wijnaldum - der Mittelfeldmann traf mit einem platzierten Schuss unter die Latte (52.).
Ukraine schlägt zurück
Wenig später erhöhte Weghorst (59.), dann aber meldete sich die Ukraine aus dem Nichts zurück: Yarmolenko traf mit einem sehr sehenswerten Schlenzer aus der zweiten Reihe in den Torwinkel (75.), dann war Yaremchuk bei einem Freistoß mit dem Kopf zur Stelle (79.) - plötzlich stand es 2:2.
Sollten die Niederlande tatsächlich nicht gewinnen? Eine Partie, in der sie phasenweise mitreißenden Offensivfußball gespielt und den Gegner beherrscht hatten? Oranje hatte noch eine Antwort parat: Aké fand Dumfries mit einer Flanke, ein Kopfball - das 3:2, der Schlusspunkt eines höchst unterhaltsamen Fußballspiels (85.).
So starteten die Niederlande mit einem Sieg in die EM. Mit einem weiteren Dreier am Donnerstag (21 Uhr) gegen Österreich könnten sie sich bereits für die K.-o-Phase qualifizieren. Schon am Nachmittag (15 Uhr) spielt die Ukraine in Bukarest gegen Nordmazedonien.