Football

Massagen? Arroganz? Superman? "Enthüllungsbericht" Green Bay, dem Team aus der National Football League (NFL) - Packers-Quarterback Aaron Rodgers und Ex-Trainer Mike McCarthy nach Artikel von "Bleacher Report" im Fokus

Packers-Quarterback Rodgers und Ex-Trainer McCarthy im Fokus

Massagen? Arroganz? Superman? "Enthüllungsbericht" Green Bay

Im Fokus: Aaron Rodgers, Mike McCarthy und die Organisation der Green Bay Packers.

Im Fokus: Aaron Rodgers, Mike McCarthy und die Organisation der Green Bay Packers. imago

Kritische Stimmen hat es immer wieder gegeben rund um Packers-Quarterback Aaron Rodgers (35), dem aktuellen Bestverdiener der National Football League und einmaligen Titelträger ( 31:25 gegen Pittsburgh im Jahr 2011 ).

Der frühere Packers-Tight-End Mark Chmura (Super-Bowl-Champion von 1996/97 beim 35:21 gegen New England) teilte zum Beispiel erst Ende 2018 gegenüber der "New York Post" aus, kurz nachdem der langjährige Head Coach Mike McCarthy entlassen worden war : "Rodgers ist hier die Primadonna . Aaron kommt da nicht raus, ohne schlecht auszusehen. Aaron mag jetzt der Glückliche sein - doch für mich sieht er aus wie der Primadonna-NBA-Spieler, der seinen Coach gefeuert haben will."

Green Bay Packers - Vereinsdaten
Green Bay Packers

Gründungsdatum

11.08.1919

Vereinsfarben

Dunkelgrün, gelb, weiß

mehr Infos
San Francisco 49ers - Vereinsdaten
San Francisco 49ers

Gründungsdatum

01.01.1946

Vereinsfarben

Rot und gold

mehr Infos
Green Bay Packers - Die letzten Spiele
San Francisco 49ers San Francisco (A)
24
:
21
Dallas Cowboys Dallas (A)
32
:
48
San Francisco 49ers - Die letzten Spiele
Kansas City Chiefs Kansas City (A)
25
:
22
OT
Detroit Lions Detroit (H)
34
:
31

Einige Zeit vorher hatte zudem Rodgers' Bruder Jordan etwas gelästert und den Spielmacher aus Green Bay im Zuge einer TV-Show (Bachelorette) an den Pranger gestellt, ihm ein schlechtes Verhältnis zur Familie nachgesagt - und dafür Konter von NFL-Kollegen wie Jordy Nelson, einem engen Freund und langjährigen Mitspieler , der sich trotz seines verkündeten Rücktritts bei einem Anruf des Quarterbacks eine Rückkehr in die Käsestadt vorstellen kann, erhalten.

"What happened in Green Bay?"

Nun hat der "Bleacher Report", genauer gesagt Reporter Tyler Dunne, einen 8000 Wort starken Bericht veröffentlicht, der im Grunde aussagt, dass das Verhältnis zwischen Trainer McCarthy und Rodgers seit Anbeginn vergiftet war, sich beide niemals richtig leiden konnten.

Einige Details des Berichts mit dem Titel "What happened in Green Bay", der auch "Wie zwei große Egos die Packers zerstört haben" oder "Der Rosenkrieg" heißen könnte:

1. Rodgers, der in Chico/Kalifornien geboren und aufgewachsen sowie seit jeher Fan der San Francisco 49ers ist, soll McCarthy eine Sache immer übel genommen haben - und zwar, dass er nicht wie von vielen erwartet im NFL-Draft 2005 an erster Stelle von den Niners, die auf der Suche nach der großen Quarterback-Zukunftslösung waren, gezogen wurde. Damals war McCarthy Offensive Coordinator in San Fran, präferierte am Ende aber Alex Smith. Und Rodgers rutschte ab, wartete, wartete und wurde an 24. Stelle von den Packers gezogen. Das Besondere hierbei: McCarthy, bereits 1999 Quarterback-Coach in Green Bay, wurde 2006 neuer Head Coach der Packers - und war auf einmal doch verantwortlich für, wie passend, Rodgers.

2. McCarthy soll über die Jahre außerdem Meetings verpasst und sich stattdessen Massagen im eigenen Büro erhalten haben. Das Team bereitete sich indes auf die kommenden Gegner vor - und sah laut des Berichts zudem oft dabei zu, wie der inzwischen nicht mehr tätige General Manager Ted Thompson (zwischen 2005 und 2017 im Amt) gegen Ende seiner Laufbahn oftmals bei Zusammenkünften eingeschlafen sein soll.

3. Laut einer anonymen Quelle soll Rodgers einmal über McCarthy gesagt haben, dass dieser "einen der niedrigsten Football-Intelligenzquotienten, wenn nicht den niedrigsten, aller Trainer besitze, die er in seiner Laufbahn gehabt habe".

Mike McCarthy und Aaron Rodgers

Haben über die Jahre auch großartige Dinge erlebt - und gelacht: Mike McCarthy und Aaron Rodgers. imago

4. McCarthy wird vorgeworfen, er habe sein Spiel niemals richtig weiterentwickelt, über Jahre hinweg ein und dieselben Plays spielen lassen. Warum das nicht aufgefallen sei? Weil Rodgers, Nelson, Cobb & Co. einfach in ihren besten Jahren trotzdem reihenweise Außergewöhnliches leisteten und die Spiele gewannen.

5. Ein früherer Packers-Scout wird derweil zitiert mit den Worten, dass "Rodgers ein arroganter Quarterback ist, der ganz schnell dabei ist, anderen die Schuld zuzuschieben" - und damit, dass "Rodgers vielleicht nicht so schlau sei, wie er selbst denkt".

6. Rodgers soll immer wieder angesagte Plays im Spiel, es ist sogar von einem Drittel aller Spielzüge die Rede, absichtlich an der Line of Scrimmage geändert haben, nur damit er selbst als "Superman" dastehe. Als Beispiel verwendet der "Bleacher Report" unter anderem den deutsch-amerikanischen Receiver Equanimeaous St. Brown . Ein Insider berichtet, dass "EQ" besonders frustriert gewesen sein soll, weil er beim Machtkampf um das Play-Calling zwischen Rodgers und McCarthy auf der einen Seite seinem Head Coach folgen, auf der anderen Seite aber auch Franchise-Leader Rodgers unter keinen Umständen verärgern wollte.

7. Eine Quelle beschreibt Rodgers als Mensch, der Konflikten immer aus dem Weg gehen, Probleme eher in sich hineinfressen und stets passiv-aggressiv auftreten soll.

8. Das Fass zum Überlaufen brachte wohl die 17:20-Niederlage in der vergangenen Saison gegen die Arizona Cardinals, im letzten Jahr eines der schwächsten Teams der Liga. Die Pleite besiegelte das Ende der McCarthy-Zeit in Green Bay - und ließ den Traum von den Play-offs nach einer ohnehin schwachen Saison schier endgültig platzen.

Erfolge am Fließband - trotz Unstimmigkeiten

Matt LaFleur

Neuer Head Coach der Green Bay Packers: Matt LaFleur. imago

Insgesamt beschreibt der Bericht, der für den ehemaligen Packers-Receiver James Jones einfach nur eine "Ansammlung von verschiedenen Meinungen ist", noch weitere Einzelheiten - und kommt sicher nicht auf einen großen gemeinsamen Nenner, wer am Ende allein die "Hauptschuld" trägt. Er zeichnet vielmehr ein Bild über die offenbar jahrelang extrem angespannte Stimmung, die letztlich zur Trennung von Head Coach McCarthy und zur Installation des neuen Trainers Matt LaFleur (39) geführt hat .

Was allerdings auch klar ist: Wenn das Verhältnis zwischen Aaron Rodgers und Mike McCarthy tatsächlich so vergiftet war, dann machten die beiden zusammen mit der gesamten Packers-Organisation aus dem kalten Nord-Bundesstaat Wisconsin richtig viel daraus. Denn acht Play-off-Teilnahmen in Folge zwischen 2009 und 2016, fünf NFC-North-Titel und der Super-Bowl-Sieg 2010/11 ließen den Rekordmeister des American Footballs (13 Titel, viermal Super Bowl) stets zu den großen Teams und den Top-Titelkandidaten der NFL zählen (wenngleich zweimal in Folge die Endrunde nun verpasst worden ist).

Rodgers' Chance und McCarthys Rückblick

Aaron Rodgers

Arbeitet künftig nicht mehr mit Mike McCarthy, sondern mit Matt LaFleur zusammen: Packers-Quarterback Aaron Rodgers. imago

Und: Rodgers, der für viele Experten nach wie vor mit dem größten Talent aller Zeiten gesegnet ist und es in seiner Karriere in 165 Regular-Season-Games auf 42.944 Yards und 338 Touchdown-Pässen bei lediglich 80 Interceptions bringt, hat es selbst in der Hand, kritische Stimmen gegen ihn aus dem Weg zu räumen - und zwar, wenn er zusammen mit dem neuen, veränderten Team sowie mit dem hochmotivierten Trainer LaFleur die Green Bay Packers wieder in die Erfolgsspur führt. McCarthy ist indes noch ohne neuen NFL-Job, hat sich zuletzt eher nochmals über seine Entlassung gegenüber "ESPN" echauffiert: "Falls die Play-offs verpasst werden würden, erwartete ich bereits, dass es Veränderungen geben könnte. Das Timing (mitten in der laufenden Saison; Anm.d.Red.) überraschte mich aber. Es machte mich fassungslos. Es hätte nicht schlimmer gehandhabt werden können." Mit etwas Zeit aber sei aber "Klarheit" eingekehrt - gepaart mit der Erkenntnis, "dass beide Seiten eine Veränderung gebraucht haben". Ob er mit "beide" sich und Rodgers gemeint hat? Wohl kaum, eher sich und die stolzen Green Bay Packers.

mag

Extreme Play-off-Dürrephasen: Wer wartete am längsten?