Handball

Darum gab es wirklich Siebenmeter für Deutschland

Bundestrainer Prokop hatte bereits dem Gegner gratuliert

Darum gab es wirklich Siebenmeter für Deutschland

Da muss es doch Siebenmeter geben: Nationalkeeper Silvio Heinevetter klärt Sloweniens Trainer Veselin Vujovic auf.

Da muss es doch Siebenmeter geben: Nationalkeeper Silvio Heinevetter klärt Sloweniens Trainer Veselin Vujovic auf. imago

In den Schlussminuten überschlugen sich am Montagabend die Ereignisse : Paul Drux von den Füchsen Berlin glich für die deutsche Mannschaft zum 24:24 aus. Ein Punkt schien nun realistisch, doch weil Bundestrainer Christian Prokop den siebten Feldspieler gebracht hatte und Silvio Heinevetter zu spät wechseln konnte, zündete Slowenien den Turbo. Nach der schnellen Mitte verwandelte Rechtsaußen Blaz Janc auf Zuspiel von Magdeburgs Marko Bezjak Sekunden vor Schluss - 25:24. Die Partie war verloren, Prokop bedankte sich nach Schlusspfiff bereits bei den Schiedsrichtern und gratulierte fair dem Gegner.

Doch Heinevetter stürmte auf die Schiedsrichter zu und sprach auf sie ein. Und der Keeper der Füchse Berlin hatte gutes Recht dazu. Denn: Nach dem Gegentor hatte er nochmal einen schnellen Anwurf haben wollen, fand Drux am Mittelkreis. Dieser wurde bei der Ausführung aber von drei Slowenen an einem Abschluss gehindert.

Regeländerung im August 2016

Und da griffen die neuen Regeln: Der Wortlaut “letzte Spielminute” in den Regeln 8:5, 8:6, 8:10c und 8:10d wurde im August 2016 durch die “letzten 30 Sekunden des Spiels” ersetzt. Hieß: Begeht ein Abwehrspieler in den letzten dreißig Sekunden eine grobe Regelwidrigkeit oder unterbindet regelwidrig eine Wurfausführung (Anwurf, Abwurf, Freiwurf, Einwurf), erhält er nun eine Rote Karte ohne Bericht - und die andere Mannschaft automatisch einen Siebenmeter. Die Blaue Karte kann wahlweise zum Einsatz kommen.

Die Schiedsrichter aus Litauen berieten sich minutenlang, zogen mehrfach den Videobeweis zur Hilfe - und haderten. Natürlich spielte auch die Mehrzahl der slowenischen Zuschauer in der Halle eine Rolle, die ordentlich Druck auf die Unparteiischen ausübte. Diese ließen sich aber dann doch nicht beirren und entschieden zu Recht auf Siebenmeter. Tobias Reichmann behielt die Nerven und stellte auf 25:25. Es war ein wichtiges Unentschieden für die DHB-Auswahl auf dem Weg in die Hauptrunde.

Übrigens hätte die Entscheidung auch anders ausfallen können, letztlich entschied offenbar ein Wimpernschlag. Wichtig war, ob der Ball Drux' Hand vor oder nach Ablauf der 60 Minuten verlassen hatte. Die Schiedsrichter entschieden, dass er den Ball beim Ertönen der Schlusssirene noch in der Hand hielt, also direkt am Wurf gehindert wurde. Wäre der Ball schon wieder im Spiel gewesen, hätte es nur die persönliche Strafe und einen Freiwurf gegeben.

msc

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