Er selbst hat den Aufstieg schon längst geschafft. Daniel Hanslik kämpft mit dem VfL Wolfsburg II um den Schritt in die 3. Liga und macht selbst einen noch größeren Sprung. Im Sommer wechselt der 22-Jährige ablösefrei zu Holstein Kiel in die 2. Liga. Er folgt dem Ruf von Fabian Wohlgemuth, dem Kieler Geschäftsführer, der zuvor Wolfsburger Nachwuchschef war. "Wir sind absolut überzeugt von seinen fußballerischen Anlagen und freuen uns, dass sich Daniel für die KSV entschieden hat", sagte Wohlgemuth Ende März, als der Wechsel bekanntgegeben wurde. "Daniel ist ein gutes Beispiel dafür, dass es auch heute noch möglich ist, im Profifußball Fuß zu fassen, ohne eine klassische Ausbildung in einem Nachwuchsleistungszentrum durchlaufen zu haben."
Hansliks Werdegang ist selten geworden in der heutigen Zeit, in der kaum ein Talent durchs Raster fällt und sich fernab eines NLZ entwickelt. Der Angreifer aber wechselte 2016 von Bad Hersfeld zum SV Steinbach, stürmte dort in der Hessenliga, traf 22-mal in 32 Spielen. Klubs wurden aufmerksam - und Hanslik spielte sogar beim FC Arsenal vor. Erkut Sögüt, Berater von Mesut Özil, hatte vermittelt. In der Sögüt-Agentur kümmert sich ein prominenter Name direkt um Hansliks Belange: Kujtim Mustafi, Vater von Weltmeister Shkodran. Der vermittelte ihn schließlich nach Wolfsburg, wo er nun mit 19 Treffern Torschützenkönig in der Regionalliga Nord wurde. Kurios: Nach überragender Hinserie traf er in 2019 gar nicht mehr, glänzte stattdessen als Vorlagengeber.
Hanslik: "Ich versuche, viel zurückzugeben"
Im Aufstiegs-Hinspiel gegen den FC Bayern II schlug der Torjäger nun wieder zu. "Das", sagt er, "macht den Erfolg umso schöner. Ich übernehme sehr gerne Verantwortung, da wir eine sehr junge Truppe haben." Am diesem Sonntag will Hanslik dem VfL dabei helfen, nach zwei gescheiterten Versuchen in Aufstiegsendspielen im dritten Anlauf in die 3. Liga aufzusteigen. Die Bayern müssen ein 1:3 aufholen, das könnte den Niedersachsen in die Karten spielen. "Wir haben ein sehr gutes Umschaltspiel und sehr gutes Tempo", erklärt der Stürmer die gute Ausgangsposition. Für Hanslik, der personifizierten Wolfsburger Hoffnung, wird es die Abschiedsvorstellung im VfL-Trikot. "Ich versuche, viel zurückzugeben."
Allzu viele Gedanken mache er sich aufgrund des Aufstiegskampfes noch nicht über seine Zukunft in Kiel. Die Karriere nimmt rasant an Fahrt auf, Hanslik aber schafft es, am Boden zu bleiben. "Meine Familie und vor allem meine Mutter halten mich dort." Die gegnerischen Innenverteidiger tun sich da schon schwerer. Nun der Sprung in den Profifußball. Ist es da ein schlechtes Vorzeichen, dass Holstein-Trainer Tim Walter, mit dem er sich vor dem Wechsel unterhielt, nun zum VfB Stuttgart wechselt? "Der Fußball ist schnelllebig", weiß Hanslik, ein Problem sieht er darin nicht. Schließlich profitiert er auch davon. Er beweist: Qualität setzt sich durch, egal wie der Karriereweg aussieht. "Ich werde die Situation annehmen", betont der Stürmer, "und das Beste daraus machen." Heute mit dem VfL in München, anschließend dann in Kiel.