Formel 1

Vettel triumphiert in der Wüste

Grand Prix von Bahrain: Zwei Lotus auf dem Podium

Vettel triumphiert in der Wüste

Start- und Zielsieg: Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel triumphierte in der Wüste von Bahrain.

Start- und Zielsieg: Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel triumphierte in der Wüste von Bahrain. picture alliance

Karrieresieg Nummer 22 spült Doppelweltmeister Vettel auf Rang eins der WM-Gesamtwertung. Lediglich die beiden Lotus konnten mit dem Red-Bull-Piloten einigermaßen mithalten. Am Ende aber triumphierte Polesetter Vettel auf dem 5,412 km langen Bahrain International Circuit.

Somit gab es im vierten Saisonrennen nach Auftaktsieger Jenson Button (McLaren), Fernando Alonso (Ferrari) und Nico Rosberg (Mercedes) bereits den vierten Gewinner im vierten Boliden.

Seinen zuvor letzten Sieg hatte Vettel am 30. Oktober 2011 in Indien gefeiert. Danach war er für seine Verhältnisse lange fünf Rennen und inklusive Winterpause 175 Tage ohne Erfolg geblieben.

"Das war ein perfekter Sonntag. Ich bin überglücklich, das war ein unglaubliches Rennen", sagte Vettel: "Kimi war sehr schnell, deshalb war es sehr hart. Aber es hat einfach alles gepasst. Gruß an die Jungs in der Box, die Unglaubliches geleistet haben."

Vettels Teamkollege Mark Webber belegte in Manama-Sakhir Rang vier. Sein vierter Rang vier im vierten Rennen! Damit waren die ersten vier Autos im Ziel von Renault-Motoren angetrieben.

Keine Strafe gegen Rosberg für hartes Manöver gegen Hamilton

China-Triumphator Nico Rosberg, der sich gleich zwei hoch riskante Abwehrversuche gegen Lewis Hamilton und Fernando Alonso leistete, landete mit seinem Mercedes auf Rang fünf, direkt gefolgt von Force-India-Pilot Paul di Resta (Zwei-Stopp-Strategie!) und Alonso im Ferrari. Wegen des Manövers gegen Hamilton leiteten die Rennkommissare eine Untersuchung gegen Rosberg ein, sprachen letztlich aber keine Strafe aus. Erst drei Stunden nach der Zieleinkunft kamen die Offiziellen zu einem Ergebnis.

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McLaren-Pilot Lewis Hamilton (nach zwei verpatzten Boxenstopps), Ferrari-Pilot Felipe Massa und Mercedes-Fahrer Michael Schumacher komplettierten die Top Ten. Schumacher, der sich nach Heckflügelproblemen nur auf Rang 17 qualifizierte, war in der Startaufstellung wegen eines Getriebewechsels um fünf Startplätze strafversetzt worden, kämpfte sich also von Platz 22 in die Punkte. Nico Hülkenberg kam im Force India als Zwölfter ins Ziel.

In der WM-Wertung führt Vettel nun mit 53 Punkten vor dem bisherigen Spitzenreiter Lewis Hamilton (McLaren/49). Es folgen Webber (48), Alonso (Ferrari/43) und der nach einem Defekt noch als 18. gewertete Jenson Button (43). Dahinter liegen Rosberg (35) und Räikkönen (34).

Der Rennverlauf

Am Start ging alles glatt. Die Piloten sortierten ihre Autos schnell ein und brachten das jeweilige Sportgerät sicher um die erste enge Kurve. Allerdings gab es am Start Sieger und Verlierer. Vettel kam bereits in den ersten Kurven gut vom Rest des Feldes weg. Dahinter verbesserten sich Grosjean (plus drei Plätze) und Alonso (+4) erheblich. Rosberg (-4) wurde aber gehörig nach hinten durchgereicht.

Nach der Startphase zeigte Grosjean im Lotus, was in seinem Auto steckt. Er überholte Webber für Platz drei und griff wenig später den zweitplatzierten Hamilton an. In der siebten Runde setzte sich der Franzose an die zweite Position und machte sich an die Verfolgung des führenden Titelverteidigers. Dahinter fuhr auch Räikkönen im zweiten Lotus nach vorne. Von Platz elf gestartet, schaffte es der "fliegende Finne" in der neunten Runde, an Alonso vorbei zu kommen und damit Position fünf zu übernehmen.

Zu diesem Zeitpunkt zeigte sich die Reifenproblematik der Strecke in Bahrain. Nach gerade einmal zehn Runden gingen Rosberg, Button, Hamilton und Webber zum Reifenschöpfen. Eine Runde später der Rest der Top-Piloten. Dies wirbelte die Reihenfolge an der Spitze gehörig durcheinander.

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Nach der ersten Runde der Boxenstopps behauptete Vettel im Red Bull sicher seine Führung. Dahinter hatten sich mit Grosjean und Räikkönen auf die Verfolgung gemacht. Webber hielt Platz vier vor den beiden McLaren mit Button und Hamilton.

Bereits nach 23 von 57 Runden war klar, dass alle Spitzenteams mit drei Reifenwechseln operieren mussten. Mit Rosberg und Button holten sich die ersten Fahrer in den Top Ten den dritten Reifensatz.

Auch die zweite Runde der Stopps änderte nichts an der Führung des Titelverteidigers. Dahinter hatte jedoch Räikkönen das teaminterne Duell gegen Grosjean für sich entschieden und machte sich auf die Jagd nach dem Red Bull. Die Verfolger blieben ebenfalls nicht untätig. Eine Reihe von Überholmanövern sorgte für Unterhaltung und Spannung in der Wüste. Zumal mit di Resta (Force India) und Kobayashi (Sauber) zwei Piloten mit einer Zwei-Stopp-Strategie unterwegs waren und dadurch Mitte des Rennens im "Konzert der Großen" mitmischten.

Räikkönen wie entfesselt

An der Spitze geriet Vettel immer mehr unter Druck des wie entfesselt fahrenden Räikkönen. In der 32. Runde tauchte der Lotus bildfüllend im Rückspiegel von Vettels Red Bull auf. Rundenlang lieferten sich die beiden Kontrahenten einen tollen Fight um die Spitze. Beide Kampfhähne gingen auch noch parallel zum letzten Reifenwechsel, so dass dieses Duell die Zuschauer noch bis zum Ende in Atem hielt.

Vettels toller letzter Reifensatz

Mit dem neuen Satz Reifen lief Vettels Red Bull offensichtlich besser als der Lotus von Räikkönen. Der Heppenheimer baute über die folgenden Runden seinen Vorsprung gegenüber dem "Iceman" kontinuierlich aus. Der Boxenfunk Räikkönens feuerte den Finnen aber für die letzten zehn Runden noch einmal an, da das Lotus-Team mit nachlassenden Reifen am Red Bull rechnete. Fünf Runden vor dem Ende streckte der Verfolger aber endgültig die Waffen und fuhr den sicheren zweiten Platz nach Hause.

Grand Prix von Bahrain 2012

Dahinter hielten Grosjean und Webber mit respektablen Abstand ihre Plätze, während um die fünfte Position noch ein echter Zweikampf entbrannte. Rosberg hatte sich an di Resta herangesaugt. Der Schotte, als einziger in der Spitzengruppe auf zwei Reifenstopps unterwegs, kämpfte wegen seiner nachlassenden Pneus aber mit stumpfen Waffen. Rosberg ließ den Force India in der 53. Runde locker stehen. Der Wiesbadener hielt damit Platz fünf, sah sich allerdings noch einer Untersuchung der Rennleitung konfrontiert. Bereits in der Anfangsphase des Rennens hatte der China-Sieger mit riskanten Überholmanövern gegen Hamilton und Alonso die Stewards erzürnt.

Button war der Pechvogel

Button hatte Pech in der Schlussphase. Er startete bereits einen Angriff auf di Resta um sich noch auf Position sechs zu schieben, wurde aber von einem Plattfuß eingebremst. Der nötige Boxenstopp warf den Briten auf Platz 13 und damit außerhalb der Punkte zurück. In der vorletzten Runde kam sogar das endgültige Aus für den Ex-Weltmeister.

In Bahrain hatte während der gesamten Woche vor allem die politische Lage im Golfstaat die Diskussionen dominiert und den Sport in den Hintergrund gedrängt. Täglich hatte es Demonstrationen gegeben, in der Nacht zum Samstag war dabei keine 20 Kilometer von der Rennstrecke entfernt sogar ein 36-jähriger Mann erschossen worden.